1919 - Die Goldnerin
kein Wort verstehen, aber der Hyperphysiker hatte Erfolg: Die Fremden wurden aufgehalten und waren offensichtlich nicht so aggressiv, daß sie Tautmo einfach beiseite stießen.
Als er das bemerkte, beschleunigte Bully seinen Schritt nochmals.
*
Eismer hörte Reginald Bulls Stimme hinter sich und erkannte am Tonfall, daß er besser umkehren sollte. Aber der Bebenforscher stand wie unter Zwang. Er konnte nicht anders, er mußte sich davon überzeugen, ob seine Augen getrogen hatten oder nicht.
Immer wieder glaubte er eine kleine Gestalt zwischen anderen Wesen hindurchhuschen zu sehen, doch jedesmal zu kurz, um sich bemerkbar zu machen. So folgte er diesem sekundenschnellen Phantom in verzweifelter Überzeugung, endlich einen seines Volkes wiedergefunden zu haben.
Und dann war ihm das Glück endlich hold. als er eine Kreuzung mit einem größeren Platz erreichte. Hier lichtete sich die Menge etwas. Eismer konnte zum ersten Mal deutlich die gesuchte Gestalt erkennen, die den Platz gerade in watschelndem Eilschritt überquerte.
Das Herz blieb ihm beinahe stehen. Fast wäre er über seine eigenen Füße gestolpert.
Es war eine Goldnerin! Eine Frau seines Volkes, hier am Ende der Galaxis' Und er begegnete ihr heute, in diesem Moment!
„Warte doch!" rief er, benutzte dabei unwillkürlich den heimischen Dialekt und weder das Glausching noch das Vokabulon. „Warte, bitte!"
Die Goldnerin blieb tatsächlich stehen und drehte sich um Eismer beeilte sich, zu ihr zu kommen, um sie nicht wieder wie eine trügerische Illusion zu verlieren.
Sie war etwa einen Meter dreißig groß, in abenteuerlicher Kleidung mit einem langen blauen Überwurf. Ihr struppiges, wie bei Eismer aus nur einigen hundert sehr dicken Einzelhaaren bestehendes rotblondes Kopfhaar fiel bis zu ihren Hüften hinab und war an der rechten Seite von einem schimmernden Reif zusammengehalten. Ihre Augen waren von einem betörenden Dunkelbraun, und den rechten Flügel ihrer Hakennase zierte ein edler Ring. Auch an den Händen und in den Haaren trug sie glitzernden Schmuck.
Eismer brachte vor lauter Aufregung kein Wort mehr hervor. Allerdings verlief die Begegnung nicht ganz so romantisch, wie er sie sich in einer Sekundeneingebung erhofft hatte.
Die Goldnerin packte ihn ziemlich unsanft am Umhang und zerrte ihn hinter sich her, in eine weitgehend unbeleuchtete Ecke am Ende des Platzes.
„Was tust du hier?" zischte sie ihn an.
Eismer war so verwirrt, daß er sie nur groß anstarrte.
„Schicken sie jetzt schon Goldner hinter mir her?" fuhr sie ihr Verhör fort.
Eismer schaffte es endlich, sich aus ihrem harten Griff zu befreien und seine Würde wiederherzustellen.
„Ich bin nicht hinter dir her", stieß er hervor. „Ich weiß nicht, wovon du redest. Aber ... ich habe seit so langer Zeit keinen meines Volkes mehr gesehen.
Ich mußte dich unbedingt finden und mit dir sprechen, kannst du das nicht verstehen?"
Die Goldnerin musterte ihn, und auf einmal änderte sich ihre starre, abweisende Haltung. In ihre Augen trat so etwas wie Wärme, ein freudiger Funke.
„Verzeih mir!" flüsterte sie dann, während sie sich nervös nach allen Seiten umsah, „aber du hast einen schlechten Augenblick gewählt ..."
„Ich habe gar keinen Augenblick gewählt, ich sah dich nur und ..."
„Ist dir jemand gefolgt?" kam die nächste Frage.
„Wenn du einen rothaarigen Humanoiden meinst, der keinem uns bekannten Wesen ähnlich sieht - er gehört zu mir."
„Nein, er steht noch auf der anderen Seite, ein paar Garamboliden haben ihn aufgehalten ..." Die Goldnerin kicherte plötzlich. „Eine ziemlich lebhafte Diskussion entwickelt sich - nein. nicht umdrehen!" Sie packte Eismer an den Schultern und zwang ihn. sie anzusehen. „Du darfst keine Aufmerksamkeit erregen, hörst du, es ist wirklich wichtig!"
Eismer war durch die heftige Bewegung der Goldnerin sehr nahe gekommen.
Unwillkürlich atmete er ihren unverwechselbaren, betörend weiblichen Duft ein.
Er spülte, wie sich sein Verstand umnebelte.
Als seine Welt untergegangen war, hatte er auf einem fremden Planeten gelebt. Eismer hatte nie einen „normalen" Kontakt zu anderen Goldnem gehabt, seit er erwachsen war. Nie hatte er eine Partnerschaft mit einer Goldnerin kennengelernt. Fast wäre er getaumelt.
„So lange ohne Artgenossen, und nun ...", murmelte er. „Du bist sehr schön ..."
„Vielen Dank", sagte sie. „Ich habe auch schon eine Weile keinen Goldner mehr gesehen... ich bin nicht einmal
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