192 - Das Monster in mir
auf den Geist?«
Der Cowboy stieß mit dem Zeigefinger seinen Hut hoch.
»Jetzt hör mir mal gut zu, du besoffenes Schwein. Wenn du denkst, dich zuerst besaufen und dann stänkern zu können, hast du dich geschnitten. Entweder du hältst jetzt ganz schnell den Rand, oder du fliegst in hohem Bogen raus.«
»Das möchte ich sehen!« schrie Bill Lancaster.
»Läßt sich machen«, gab der Cowboy zurück.
Es war plötzlich still geworden. Normalerweise versuchte der Keeper jeden Streit im Keim zu ersticken. Manchmal spendierte er zwei Hitzköpfen, die aneinandergeraten waren, einen Drink, und alles war wieder im Lot.
Doch diesmal hielt er sich aus der Sache raus. Er kannte den Cowboy und wußte, daß er einen Schlag wie eine Dampframme hatte.
In Lancasters Augen war der Typ mit dem Cowboyhut eine Witzfigur. Er nahm ihn nicht ernst, schlug ihm sogar den breitkrempigen Hut vom Kopf, um ihn zu ärgern.
Der Cowboy verließ den Hocker. Von Fairneß hatte Bill Lancaster noch nie viel gehalten. Bevor auch er vom Hocker sprang, trat er den Gegner blitzschnell gegen die Kniescheibe.
Damit hatte der Cowboy nicht gerechnet. Er krümmte sich.
Lancaster schnellte vom Hocker und traf den anderen mit einem kraftvollen Aufwärtshaken, dem ein neuerlicher Fußtritt folgte.
Kurze Zeit diktierte Bill Lancaster das Geschehen, aber dann bekam der Cowboy Oberwasser, und Lancaster bezog die Prügel seines Lebens.
Ein Schlaghagel prasselte auf ihn nieder. Er wußte nicht, wie er sich davor schützen sollte. Seine Deckung war mangelhaft.
Der Cowboy kam mit seinen Fäusten immer wieder durch und richtete beträchtlichen Schaden an.
Schwer angeschlagen taumelte Lancaster durch das Lokal.
Der Cowboy folgte ihm mit erhobenen Fäusten. Jemand machte hinter Bill Lancaster die Tür auf, und der Cowboy beförderte den »Gast« mit einem seiner berühmten Schwinger hinaus.
Die Tür klappte zu. Schadenfrohes Gelächter brandete auf, jemand reichte dem Cowboy seinen Hut, und der Keeper stellte neben das Starkbier einen dreistöckigen Whisky.
»Hier, für dich, ein Geschenk des Hauses. Du hast mir einen großen Gefallen getan.«
Draußen war Bill Lancaster über die eigenen Füße gestolpert, gestürzt und in die Gosse gerollt. Der viele Alkohol, der in seinen Adern kreiste, machte die Schmerzen erträglich.
Halb betäubt kämpfte sich Lancaster auf die Beine.
Schwankend stand er vor der Kneipentür. Er ging nicht wieder hinein, weil er trotz seines benebelten Zustands wußte, was ihn dort drinnen erwartete.
Auch das ging auf Lissys Konto, denn wenn sie ihn nicht mit den Kindern verlassen hätte, hätte er sie nicht zu suchen brauchen und wäre nie hierher gekommen.
»Verdammt, Lissy, da kommt einiges zusammen!« knurrte Bill Lancaster mit schwerer Zunge. »Ich weiß nicht, ob du das alles aushalten wirst.«
***
Wir stiegen aus dem weißen Lincoln. Der Zwischenfall mit dieser Frau beschäftigte mich immer noch. Wie konnte sie mich
»Satan« nennen? Ich hatte mit der schwarzen Macht nichts zu schaffen, war ihr erklärter Feind.
Die Privatklinik glich mehr einer großen, eleganten Villa als einem Krankenhaus. Ein wunderschöner Park umgab sie. Man sah überall die Spuren einer pflegenden Gärtnerhand. In den großen, farbenprächtigen Blumenbeeten gab es nicht das winzigste Unkraut, und der Rasen war so weich und dicht wie auf einem englischen Golfplatz.
Es war nicht billig, die Klinik zu erhalten. Wer hierher kam, brauchte eine dicke Brieftasche. Mich kostete der Aufenthalt in dieser renommierten Privatklinik jedoch keinen Penny.
Die CIA hatte das für mich geregelt. Ich war gewissermaßen Gast des amerikanischen Geheimdienstes. Man wollte mir auf diese Weise für all das danken, was ich für die Agency getan hatte.
Immerhin war ich maßgeblich an der Gründung der von Noel Bannister geleiteten – und äußerst wichtigen – Mini-Abteilung beteiligt gewesen.
Mr. Silver und ich hatten Noel Bannister geholfen, die richtigen Leute auszuwählen, und sie waren von uns auf ihren gefährlichen Job vorbereitet worden.
All unser Wissen hatten wir Noel und seiner Abteilung zur Verfügung gestellt, damit ihnen der Start etwas leichter fiel.
Vicky griff nach meiner Hand und drückte sie, als wollte sie mir Mut machen oder mich trösten, aber das war nicht nötig.
Ich fürchtete mich nicht vor der Operation.
Wir betraten eine stille Halle. Ich trug eine kleine Sporttasche, in der sich all das befand, was ich für die nächsten paar Tage
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