192 - Das Monster in mir
vor niemandem Rechenschaft abzulegen!« schnauzte der Dämon sie an.
Agassmea kochte innerlich vor Wut. Das Verhältnis spannte sich immer mehr. Mit diesem Frank Esslin wollte sie nichts zu tun haben. Sie kniff die Augen zusammen und fauchte: »Ich bin nicht irgend jemand! So darfst du mit mir nicht reden!«
»Oh«, höhnte Frank Esslin, »du warst ja mal die Königin der Raubkatzen!«
»Sehr richtig…«
»Von Höllenfausts Gnaden. Er hat dir diese Position verschafft. Jetzt aber sitzt die Löwin Shemtora auf dem Katzenthron, und ich glaube nicht, daß es dir gelingt, sie von dort zu vertreiben. Nach meiner Meinung ist Shemtora die Stärkere.« Esslin wußte, daß er Agassmea damit reizen konnte, deshalb bohrte er ihr den Stachel immer wieder boshaft ins Fleisch. Er wollte ihr wehtun. Das bereitete ihm großes Vergnügen.
Es zuckte in Agassmeas schönem Gesicht, das von dunklem Haar umrahmt war. Wenn sie wollte, konnte sie sich jederzeit in eine gefährliche Tigerin verwandeln, und es sah einen Moment so aus, als würde sie sich jetzt dazu entschließen.
Es war nicht Liebe gewesen, die sie mit Frank Esslin verbunden hatte, denn zu wahrer, aufrechter Liebe sind Schwarzblütler nicht fähig.
Berechnendes Begehren hatte ihren Entschluß geprägt, sich diesem Mann hinzugeben, ohne dabei auch nur einen Gedanken an Höllenfaust zu verschwenden, von dem sie sich vernachlässigt fühlte.
Liebe, Gefühlswärme, Herzensgüte…, das sind Begriffe, die die gute Seite schuf. Und die Hölle schuf dazu das Gegenteil, den schwarzen Kontrast.
Frank Esslin erkannte, wie schwer es Agassmea fiel, sich zu beherrschen. Sie war es nicht gewöhnt, schlecht behandelt zu werden.
Wenn sie vorhergesehen hätte, wie sehr sich Esslin zu seinem Nachteil verändern würde, hätte sie keinen Finger für ihn gerührt, aber es war nun mal geschehen und nicht mehr rückgängig zu machen.
Es gab ihrer Ansicht nach nur zwei Möglichkeiten: Zu bleiben und Frank Esslin so ertragen, wie er war, oder ihn zu verlassen.
»Gehören wir nicht mehr zusammen?« fragte sie ihn mit belegter Stimme.
»Doch«, antwortete Frank Esslin.
»Ich dachte, du und Kayba würdet mir helfen, den Katzenthron zurückzuerobern.«
»Was hätten wir davon?« fragte Frank Esslin kühl.
»Ich könnte dir als regierende Katzenkönigin sehr nützlich sein.«
Frank Esslin zog die Mundwinkel nach unten. »Das bezweifle ich.«
»Du hast doch ehrgeizige Pläne. Wenn du sie erreichen willst, brauchst du Unterstützung. Du wirst auf Widerstand stoßen, wenn du den Weg nach oben einschlägst. Ich könnte dir helfen, ihn zu brechen.«
Frank Esslin grinste. »Eine Hand wäscht die andere, nicht wahr?«
»Genau«, pflichtete ihm die Tigerfrau bei. »Wenn du etwas für mich tust, tue ich etwas für dich. Wenn ich den Katzenthron zurückerlange, wirst du davon profitieren. Ein Heer von Tigern, Panthern, Löwen würde hinter dir stehen. Bist du sicher, daß du auf eine so wertvolle starke Waffe verzichten kannst?«
Esslin ließ sich nicht täuschen. Er wußte, was Agassmea wirklich dachte. Sie hätte ihm ihre Hilfe verweigert, sobald sie wieder an der Spitze der Raubkatzen stand.
Er hätte keine Möglichkeit gehabt, sie zu zwingen, zu ihrem Wort zu stehen und ihn in seinem ehrgeizigen Machtstreben zu unterstützen.
Wahrscheinlich hätte sie ihm die schlechte Behandlung heimgezahlt, die sie sich gefallenlassen mußte. Nein, es wäre ein großer Fehler gewesen, Agassmeas Steigbügelhalter zu spielen.
Sie hätte es ihm mit Sicherheit nicht gedankt.
Deshalb sagte er: »Es liegt derzeit nicht in meinem Interesse. Ich möchte, daß du mir wie bisher zur Verfügung stehst.« Er grinste, und sein Blick entkleidete sie förmlich.
Agassmea hatte das Gefühl, nackt vor ihm zu stehen. Frank Esslin wollte nur noch ihren makellosen Körper. Die Tigerfrau fühlte sich von ihm erniedrigt, beleidigt, gedemütigt.
Das mußte sie sich nicht bieten lassen. Immerhin war sie vor nicht allzu langer Zeit die Herrscherin aller Raubkatzen gewesen und würde es – mit oder ohne Frank Esslins und Kaybas Hilfe – schon bald wieder sein.
»Ich weiß nicht, was du vorhast, und es interessiert mich auch nicht mehr!« platzte es aus ihr heraus. »Auf jeden Fall habe ich nicht vor, noch länger bei dir zu bleiben. Ich bin mir zu schade, lediglich für die Befriedigung deiner niedrigsten Triebe zu dienen, deshalb werden sich unsere Wege trennen. Gehe du, wohin du willst, ich kehre dorthin zurück, wohin
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