192 - Das Monster in mir
werde ich Ihrem Arm zunächst eine Gewebeprobe entnehmen«, erklärte mir Dr. Lancaster. »Danach machen wir einen Gefrierschnitt und testen, ob die Angelegenheit gutartig oder bösartig ist.« Er ging ins Detail, damit ich über das, was mich erwartete, Bescheid wußte.
»Sollte der Test erkennen lassen, daß letzteres der Fall ist«, fuhr Dr. Lancaster fort, »brauche ich Ihr Einverständnis, umgehend die chirurgisch erforderlichen Maßnahmen – auch in größerem Umfang – treffen zu dürfen, Mr. Ballard.«
Mir schnürte es die Kehle unvermittelt zu. Sprach er von Amputation? Mit nur einem Arm war ich erledigt, da konnte ich den Kampf gegen die Hölle vergessen.
Doch die schwarze Macht würde mich nicht vergessen, weil sich schon zu viele Punkte auf meinem Konto angesammelt hatten. Dafür würde man mir die Rechnung präsentieren – und es leicht haben, mich fertigzumachen.
Dr. Lancaster sah die Betroffenheit in meinem Blick und versuchte mir mit einem Lächeln Mut zu machen. »Ich sage das immer, Mr. Ballard. Für alle Fälle. Wenn Sie narkotisiert auf dem Operationstisch liegen, muß ich frei entscheiden können.«
»Okay, Dr. Lancaster, ich erkläre mich im voraus mit allem, was Sie für wichtig halten werden, einverstanden.«
Er sicherte sich mit meiner Unterschrift ab.
Ich sah den Eingriff plötzlich mit anderen Augen. Bisher hatte ich gedacht, das Ganze würde eine Klackssache sein, doch nun machte sich in meiner Magengrube ein verdammt flaues Gefühl breit.
»Dann also bis morgen«, sagte Dr. Lancaster, und ich suchte mein Zimmer auf.
***
Schwester Rose bereitete mich auf die Operation vor. Dr. Lancaster erschien, um mir mitzuteilen, daß meine Befunde hoffen ließen.
»In einigen Tagen sind Sie wie neu«, versicherte er mir.
Ich bekam eine Spritze, und Gleichgültigkeit überkam mich.
Wie ein unbeteiligter Zuschauer, den das alles nichts anging, beobachtete ich, was mit mir geschah.
Ein Krankenpfleger rollte mein Bett zur Tür hinaus, und wenig später sah ich die grellen Operationslampen über mir.
Eine zweite Spritze… und ich schlief ein.
Als ich zu mir kam, befand ich mich wieder in meinem Zimmer. Schwester Rose war bei mir, und ich hörte sie sagen, es wäre alles in Ordnung, es hätte keine Komplikationen gegeben.
Dann war ich wieder weg.
Irgendwann schlug ich die Augen wieder auf, und es ging mir schon etwas besser. Schwester Rose war immer noch da.
Ich stellte erleichtert fest, daß mein linker Arm noch dran war.
Dick bandagiert war er, und wenn ich die Finger bewegte, schmerzte es ein wenig.
Ich sagte, ich hätte Durst, und Schwester Rose gab mir zu trinken. Sie flößte mir ungesüßten Tee ein und empfahl mir, zu schlafen.
Wieder schloß ich die Augen.
Und dann küßte mich Vicky wach und lächelte mich innig an.
»Es ist vorbei«, sagte sie leise und streichelte meine Wange. »Es ist alles sehr gut verlaufen. Dr. Lancaster ist zufrieden. Wie geht es dir?«
»Ich bin noch ein wenig benommen«, antwortete ich träge.
»Wenn du weiterschlafen möchtest…«
»Ich habe lange genug gepennt.«
»Das finde ich auch«, meldete sich Noel Bannister grinsend zu Wort. »Toll, dich mal angeschlagen zu sehen, mein Junge.«
Ich hob die zentnerschwere rechte Faust. »Noch so eine Bemerkung, und du verlierst einen Zahn!«
Noel lachte. »Das ist unser Tony Ballard. Einfach nicht totzukriegen.«
Vicky warf ihm einen rügenden Blick zu. »Einen makabren Humor hast du, Noel.«
»Ich wollte bloß Tonys lahmen Geist ein wenig wachrütteln«, verteidigte sich der Agent. »Sind deine Gehirnwindungen inzwischen wieder einigermaßen aufnahmebereit? Ich hätte dir nämlich etwas zu erzählen.«
»Schieß los«, verlangte ich.
»Die Frau, die dich mit der Nagelfeile angegriffen hat… Du erinnerst dich?«
Ich nickte. »Die werde ich so schnell nicht vergessen.«
»Ihr Name ist Thelma Ferguson. Sie gehört einem spiritistischen Zirkel an, ist ein hypersensibles Medium. Sie hatte schon oft Kontakt mit den Seelen Verstorbener, und einige Male benützten Dämonen sie als Sprachrohr. Man hat sie lange verhört. Sie weiß nicht, warum sie so ausrastete. Ihr mediales Ego muß sich für kurze Zeit selbständig gemacht haben. Man mußte ihr sagen, was sie getan hatte. Sie war sehr betroffen. Ich hatte Gelegenheit, mich mit ihr zu unterhalten. Es tut ihr sehr leid, und sie würde sich gern persönlich bei dir entschuldigen. Natürlich nur, wenn du nichts dagegen hast.«
»Ich bin nicht
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