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1920 - Kontakt auf Kristan

Titel: 1920 - Kontakt auf Kristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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schwindenden Rest ihres Bewußtseins, glaubte Ska den Klang von Gebetsmühlen zu hören; sie sah wieder die kargen Klostermauern mit den Gebetsfahnen. hinter denen sie etliche Jahre ihres Lebens verbracht hatte ... Kerzen brannten vor der goldenen Statue, unzählig viele Kerzen - Ska Kijathe sehne gellend auf, als die winzigen Flammen sich zum Feuersturm vereinten, der mit der Wucht ihrer aufgestauten Gefühle durch den Korridor fauchte und das Eis schmolz.
    Mit auflodernden Gliedern stakten ihr die Spinnenmonster und all die gräßlichen Kreaturen entgegen, die Ska seit ihrer Kindheit in sich getragen hatte und die nichts anderes gewesen waren als Ausgeburten des eigenen Unterbewußtseins. In dem Moment erkannte sie die Struktur der positronischen Sperren, die das Datennetz des Tampa-Büros vor unbefugten Zugriffen absichern sollten, eine teuflisch einfache Falle, in der jeder Eindringling sich mit den ureigensten Ängsten konfrontiert sah und die vermeintliche Gefahr sich hochschaukelte.
    Das Feuer erlosch - aber wo der Weg weiterführen sollte, herrschte nun das Vakuum des Weltraums, es gab keinen festen Boden mehr, auf dem sie Halt fand. Ska blickte hinab auf schnell rotierende Spiralen, sie sah Sterne entstehen und als Rote Riesen explodieren, und sie spürte den heftiger werdenden Sog, der sie in die Unendlichkeit hinauszerren wollte. Auch das war nur eine Projektion ihrer eigenen Ängste.
    Ska Kijathe besaß keine Vorstellung davon, wieviel Zeit sie wirklich benötigt hatte, die virtuelle Umgebung zu überwinden, aber unvermittelt erschloß sich ihr die überwältigende Fülle komprimierter Daten. Sie war am Ziel angelangt.
    Eastside von DaGlausch 12. April 1290 NGZ „Schach!" sagte Tsualar Gross voll Inbrunst. Der Computerfachmann der GOOD HOPE III lächelte zufrieden - zum erstenmal seit acht Partien hatte er seinen Gegner genau da, lwo er ihn schon immer hatte haben wollen.
    Die Überraschung war Tuck Mergenburgh anzusehen. Der Cheftechniker beugte sich weit nach vorne, berührte mit der Nase beinahe die Feldabgrenzung des 3-D-Würfels.
    Aber dann tat er etwas, was „Tsu" gar nicht behagte, er zog seinen Läufer diagonal durch das Spielfeld und postierte ihn vor den eigenen König. Außerdem bedrohte er damit Tsus Turm.
    „Wie machst du das?" ächzte Tsualar entgeistert.
    Tuck verzog die Mundwinkel zu einem breiten Grinsen. „Je weiter weg von der verdammten Bande, desto besser." Er meinte seine Frau und die vier Kinder, die in Alashan auf ihn warteten. Wieso ausgerechnet er, der hemdsärmelige, beinahe schon fettleibige Typ, der nichts mehr liebte als seine persönliche Freiheit, sich die Fesseln eines langjährigen Ehevertrags angelegt und sogar vier Kinder in die Welt gesetzt hatte, wußte keiner der Besatzung so recht zu erklären.
    Tsualar Gross brachte seinen Turm in Sicherheit und verlor daraufhin prompt seinen zweiten Springer.
    „Ich weiß nicht, ob es richtig war, daß wir uns tiefer in DaGlausch vorgewagt haben als bei allen Flügen zuvor", murmelte er gedankenverloren. „Einige tausend Lichtjahre noch, und wir erreichen den Kessel."
    „Von mir aus kann's gar nicht weit genug sein - du hast keine Familie, also kannst du da nicht mitreden. Außerdem ist Fee der Meinung, es schade gar nicht, wenn wir mehr kennen als nur den galaktischen Vorgarten. - Du bist am Zug."
    „Das mußt du mir nicht auch noch aufs Brot schmieren, Tuck."
    „Willst du aufgeben?"
    „Niemals!"
    Mergenburgh hob die Schultern und kratzte sich die Bartstoppeln.
    Tsu zog, Mergenburgh setzte nach: „Schach, mein Freund, und matt."
    Stöhnend ließ Tsualar Gross den Kopf auf die Handflächen sinken. „Dein Glück wird mir ewig ein Rätsel bleiben."
    „Das ist kein Glück, sondern Perfektion und Berechnung, so, wie Fee sich diese Welt nahe dem Kessel herausgesucht hat, um ausgerechnet hier unsere Hyperfunkanlagen zu Geld zu machen Ich glaube, die Ware wurde uns bisher nirgends so schnell aus den Händen gerissen."
    „Ich verstehe trotzdem nicht, was das mit dem Schachspiel zu tun hat."
    „Sieh mal, mein Junge'" Tuck Mergenburgh, mit seinen 59 Jahren fast doppelt so alt wie Gross, konnte sich diese Anrede erlauben. „Fee plant eben auch jeden Zug gründlich, bevor sie ihn ausführt, und der Erfolg gibt ihr recht. Wenn wir in zwei Stunden starten und erneut Kristan anfliegen, um unser sauer verdientes Geld auszugeben ..."
    Der Vibrationsalarm versetzte sogar die Schachfiguren in Schwingung. Das war Rot-Alarm, ohne jede

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