1920 - Kontakt auf Kristan
gelangweilt betrachtete Fee ihre Fingerspitzen.
„Ist das der Dank dafür, daß wir deinem Volk unsere Technik verkauft haben? So behandelt man keine Geschäftspartner."
Der Cumure reagierte nicht auf die vertrauliche Anrede. „Sie haben zehn Minuten Zeit, Ihr Schiff zu verlassen, Nacktgesicht. Anschließend holen wir uns, was uns zusteht." Er unterbrach die Verbindung. Natürlich hatte er nicht den Begriff „Minuten" benutzt, sondern das entsprechende Pendant seiner Welt, doch die Umrechnung durch die syntronischen Translatoren ergab diesen Wert „Ich registriere Fahrzeugbewegungen!" meldete Cavalieri. „Da rollt einiges auf uns zu."
Panzer näherten sich von allen Seiten, plumpe, kastenförmige Konstruktionen mit aufmontierten Thermogeschützen. Ein Detail-Scan war ihrer reflektierenden Metallegierungen wegen nicht möglich.
„Alle Schutzschirme aktivieren! Die Kampfroboter bereitstellen, aber noch nicht ausschleusen! Einsatz nur auf meinen Befehl!"
Sekunden nach Fristablauf eröffneten die Panzer das Feuer. Die Schirmfeldbelastung kletterte auf fünfunddreißig Prozent und verharrte auf dem Wert.
„Raumschiffe unbekannten Typs im Anflug!"
Sechs Dreiecksschiffe, jedes vom Bug bis zum Heck vierzig Meter messend, beteiligten sich aus wenigen Kilometern Höhe an dem Angriff. Eine Feuerlohe rollte über das Hafengelände hinweg. Neunzig Prozent Belastung.
„Das ist ein klassisches Patt", murmelte Mergenburgh „Fragt sich nur, wann die Cumuren das einsehen."
Die ersten Bodenfahrzeuge setzten bereits zurück, weil überschlagende Entladungen die Piste in eine zähflüssige Masse verwandelten. Inmitten des brodelnden, lodernden Chaos stand der Kugelraumer scheinbar unberührt.
Ein Panzer explodierte ohne sichtbare äußere Einwirkung. Minuten später verglühte der zweite in einer irrlichternden Wolke.
„Ich registriere ein allgemein ansteigendes energetisches Potential!" rief Jon Cavalieri von den Ortungen. „Da braut sich ein gewaltiges Unwetter zusammen. Mein Gott. das ist ..."
Der Himmel schien aufzureißen, und obwohl die Sonne sehr hoch stand, breitete sich eine undurchdringliche Schwärze aus, die den Tag zur Nacht machte. Mehr noch: Diese Schwärze kannte nicht einmal das Licht der Sterne, die in diesem Sektor der Doppelgalaxie besonders dicht standen.
Blitze wie gigantische Flammenspeere zuckten auf den Kontinent herab, der anhebende Sturm wütete heftiger als jeder Orkan „... das sind fünfdimensionale Stoßfronten!"
Das äußere Schirmfeld brach zusammen, die innere Schale begann zu flackern. Aber gleich darauf war alles wie zuvor. Fee nahm mit schnellen Schaltungen die eingeleiteten Startvorbereitungen zurück: das Rumoren der Konverter tief im Bauch des Schiffes ebbte ab.
Die Sonne brach durch die aufreißende Wolkendecke, gleichzeitig öffnete der Himmel alle Schleusen. Eine Sintflut brach über den Raumhafen und die nahe gelegene Stadt herein.
„Funkspruch an die Cumuren", wandte Fee sich an den Cheffunker. „Wir bieten unsere Hilfe an."
Keine Reaktion erfolgte. Allerdings herrschte auf allen Frequenzen ein heilloses Durcheinander. Der unerwartete Ausbruch der Hyperenergien schien als Vorbote eines nahenden Kesselbebens angesehen zu werden.
„Ich kann keine weiteren Aufrißfronten anmessen", stellte Cavalieri fest. „Das sagt freilich nicht aus. was vielleicht in wenigen Stunden geschehen wird."
Über der GOOD HOPE III hingen nur noch zwei Dreiecksschiffe. Von den übrigen Raumern war weit entfernt abgestürzt und explodiert, ein schwarzer Rauchpilz markierte die Absturzstelle, die anderen hatte der Hyperraum verschluckt.
Flackernde Energieschleier erhellten die obersten Atmosphäreschichten; ihr Farbenspiel erinnerte an gigantische Polarlichter. Immer noch blieb das Hilfsangebot unbeantwortet.
Helle Panik herrschte auf dem Kontinent, Raumschiffe flohen mit Gewaltstarts und peitschten die ohnehin aufgewühlte Atmosphäre weiter auf. Der Sturm erreichte Spitzengeschwindigkeiten von über dreihundert Stundenkilometern, dann prasselte Hagel herab; die faustgroßen Eiskörner häuften sich in Minutenschnelle kniehoch.
„Die nächste Angriffswelle rollt!" meldete Cavalieri.
Was ging nur in den Cumuren vor? Glaubten sie angesichts einer vielleicht bestehenden Katastrophe nun erst recht die fremde Technik erobern zu müssen?
Neue Dreiecksschiffe tauchten hinter dem Horizont auf Einige Fesselfeldprojektoren waren ausgefallen, trotzdem hielten immer noch starke energetische
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