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1920 - Kontakt auf Kristan

Titel: 1920 - Kontakt auf Kristan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Zielerfassung. Lediglich um dreieinhalb Bogengrad lag das Filigranschiff neben dem Zentrum. „Jetzt! - Feuer!"
    Zwanzigtausend Kilometer entfernt zerfetzte der Thermoschuß die Trägerkonstruktion des Steuerbordtriebwerks und ließ sie aufglühen. Ausströmende hochverdichtete Stützmasse entzündete sich mehrere hundert Meter neben dem Schiff.
    Die BEBENZORN drehte den Chii-Yik entgegen. Ein zweiter Schuß verwandelte das fliehende Beiboot in ein Wrack, das der Sonne entgegenstürzte. Wer immer dort drüben an Bord und vielleicht noch am Leben war, Vurtoon dachte nicht daran, seinetwegen eine Rettungsaktion zu starten. Wichtig war allein das Filigranschiff, dessen Besatzung wohl alle Hände voll damit zu tun hatte, das Leck im Stützmassetank zu schließen. Offenbar hatte sich der Druck verringert, denn die Flammen loderten bereits bedrohlich nahe an der aufgerissenen Bordwand.
    Noch immer keine Gegenwehr. Der Angriff mußte die Chii-Yik völlig überrascht haben „Filigranschiff im Traktorstrahl verankert!" meldete der Erste Offizier.
    Vurtoon gehörte selbst zu dem Enterkommando, das wenig später in den fremden Raumer eindrang. Sie fanden lediglich dreißig verstörte Achtfüßer vor, die sie in einem Laderaum zusammentrieben, um das Schiff ungestört durchsuchen zu können. Aber nichts außer dem Orterneubau, einem Würfel von neunzig Zentimetern Kantenlänge, erschien interessant genug, sich damit zu befassen.
    Mehrere Sprengsätze zerstörten die Einrichtung der Funkzentrale und die Hauptkontrollen. Das Schiff würde sich nie mehr aus eigener Kraft bewegen können - davon abgesehen war es der Sonne schon nahe genug, um in wenigen Tagen zu verglühen.
    Vurtoon spürte weder Bedauern noch Mitleid mit den Chii-Yik Er hatte einen Befehl ausgeführt und einen Fehler einigermaßen wieder ausgebügelt. Das allem zählte für ihn.
     
    2.
     
    Nation Alashan. Thorrtimer-System 4 April 1290 NGZ Sie saßen einander gegenüber, dennoch vermied es jeder geflissentlich, dem anderen in die Augen zu schauen. Die Wand zwischen ihnen, in ihren Köpfen aufgerichtet, war deutlich zu spüren - obwohl sie sich getroffen hatten, um gemeinsam Stein für Stein abzutragen. Vor kurzem hätten sie es fast geschafft, so etwas wie Partner zu werden, doch dann hatten einige Kleinigkeiten ihre Gegensätze wieder aufbrechen lassen.
    Bedächtig drehte Gia de Moleon das Glas, in dem grün der Vurguzz schimmerte.
    Ruckartig hob die Leiterin des Terranischen Liga-Dienstes den Kopf. Wer sie nicht kannte, mochte die auf dem Mars geborene Frau für eine liebenswerte, alternde Dame halten, die inzwischen die Einhundertunddreißig überschritten hatte. Ihr Haar war angegraut, ihre Haltung leicht gebeugt, und die unauffällig graue Kleidung paßte sich dem blassen Teint an. Doch in ihren braunen Augen loderte ungezähmte Energie, als sie ihr Gegenüber mit ihrem Blick zu durchbohren schien.
    „Warum trinkst du nicht. Stendal?
     
    *
     
    fuhr sie den Mann herausfordernd an. „Der Vorrat reicht, bis wir nach Terra zurückkehren können."
    Stendal Navajo schüttelte den Kopf. Starr erwiderte er ihren Blick, hob dann aber ruckartig sein Glas und trank den Vurguzz in einem Zug.
    „Nicht weil du es mir befohlen hast. Gia", sagte er. „sondern weil ich jetzt einen guten Schluck gebraucht habe."
    Seit dem 1. Februar war Navajo gewählter Bürgermeister der Nation Alashan. Gia hatte während des Wahlkampfs und auch danach mit ihrer schlechten Meinung über ihn nicht hinter dem Berg gehalten. Sie waren keine Feinde deshalb, aber das Verhältnis zwischen ihnen knisterte vor Spannung.
    Stendal Navajo preßte seine ohnehin schon dünnen Lippen zusammen. Die Hakennase und das strenge Gesicht mit den dichten Augenbrauen wirkten wie versteinert.
    Das Gesicht eines Raubvogels, der nach Beute sucht, schoß es Gia durch den Sinn.
    Sie ärgerte sich über solche Gedanken, die diskriminierend waren und keineswegs zur sachlichen Diskussion beitrugen, doch in dieser Hinsicht schaffte sie es nicht, über ihren eigenen Schatten zu springen. Zu tief saß der Ärger über Stendals Wahl in ihr.
    Wenigstens hatte er diesen gräßlichen schwarzen Zylinder abgenommen und neben sich auf den freien Stuhl gelegt. Der Zylinder sowie das frackartige und ebenfalls schwarze Kleidungsstück, das er für gewöhnlich trug, ließen ihn wie ei nen altterranischen Totengräber erscheinen. Das gefiel ihr nicht. Die wenigsten Terraner wußten heute noch, was ein Totengräber war - aber Gia

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