1922 - Die Solmothen
machte sie sich - was Perk nicht ganz verstand - Gedanken darüber, wie die Solmothen auf diese Entwicklung reagierten. Am meisten schien sie jedoch zu treffen, daß der Solmothe Battanboo. zu dem sie eine besonders innige Beziehung, wenn nicht sogar schon Freundschaft entwickelt zu haben schien, seit mittlerweile mindestens vier Tagen wie vom Meeresboden verschluckt war. Es war ihr trotz aller Bemühungen nicht gelungen, ihn ausfindig zu machen.
Die sich nähernde Gestalt wurde größer, und Perk staunte unwillkürlich, wie schnell und elegant der Solmothe sich trotz seines für Menschen unförmig wirkenden Körpers bewegte. Er hatte Bilder, Hologramme und Trivideo-Aufnahmen dieser Geschöpfe gesehen und studiert, doch alle Vorbereitungen hatten ihn nicht auf den tatsächlichen Anblick eines solchen Wesens in seiner natürlichen Umgebung vorbereiten können.
Auch wenn Perk gelernt hatte, solche Vergleiche zu vermeiden, mußte er sich eingestehen, daß der Solmothe ihn ein wenig an einen irdischen See-Elefanten erinnerte.
Natürlich war man immer versucht, auch die fremdesten Wesen in irdische Schubladen zu stecken, doch nur allzu oft erlebte man dabei böse Überraschungen. So reich die Phantasie der Menschen auch sein mochte, sie neigten dazu. es sich mit solchen Analogien so einfach wie möglich zu machen.
„Leposaa, ich grüße dich", sagte Marga und stellte ihre beiden Begleiter vor. „Perk ist noch neu auf dieser Welt", fügte sie hinzu. „Sieh ihm dies bitte nach, falls es zu deutlich erkenntlich werden sollte."
Der Solmothe neigte den massigen Kopf, eine Geste der Bejahung. „Habe Geduld mit deinen Kindern, wenn sie jung sind, damit sie Geduld mit dir haben, wenn du alt bist", sagte er. „Du bist auf der Suche nach Battanboo?"
„Ja."
„Es ist ihm zur Zeit nicht möglich, mit dir zu sprechen Er ist anderweitig beschäftigt und läßt dir von mir sein Bedauern ausdrücken."
Marga nickte. Perk hatte den Eindruck, daß sie sich liebend gern nach Battanboos Aufenthaltsort und den Umständen erkundigt hätte, die ihn von einem Treffen mit ihr abhielten, und sich nur mit Mühe eine entsprechende Frage verbeißen konnte.
„Nun", sagte sie schließlich, „es ist nicht weiter wichtig. Ich möchte nur einige allgemeine Fragen stellen. Mich interessiert, was die Solmothen von der neuesten Entwicklung in der Galaxis halten."
„Was halten die Terraner davon?" erwiderte Leposaa. „Und die anderen Völker der Milchstraße?"
Perk bemühte sich, das Gespräch zwischen Marga und dem Solmothen über die allgemeine Funkfrequenz, auf die sowohl sein als auch Jyrrgen Voss Gerät eingestellt war, aufmerksam zu verfolgen, doch die Faszination der für ihn noch fremden Wasserwelt erwies sich als zu stark. Auf der einen Seite der Unterwasserlandschaft erweckte die Korallenburg der Solmothen den bizarren Eindruck einer Trutzburg, die den Alpträumen eines Surrealisten entsprungen zu sein schien. Perk machte völlig unregelmäßig geformte Berge und Hügel aus Kalkablagerungen aus, die teilweise so dicht nebeneinander lagen, daß sie schmale, verwinkelte Straßen und Gassen zu bilden schienen, deren geometrische Anordnungen für seine Augen durch die Wassermassen zusätzlich verzerrt und gebrochen wurden und so mitunter den Eindruck erweckten, sie begännen und endeten im Nichts.
Auf der anderen Seite dehnten sich die Weidegründe der Solmothen aus, ein welliges, submarines Hügelland, bewachsen von teilweise meterhohen Wasserpflanzen, die in einer Vielzahl von Grün- und Blautönen schimmerten und sich in Strömungen gleichförmig bewegten, als wollten sie sich aus eigener Kraft von drei, vier Solmothen entfemen, die sie gerade gemächlich abgrasten. Ein gutes Stück dahinter sackte der Meeresboden steil ab; dort befand sich ein Tiefseegraben, der das Licht wie ein Schwarzes Loch in sich aufzusaugen und eine so undurchdringliche Finsternis auszustrahlen schien, wie Perk sie noch nie zuvor gesehen hatte.
Nicht einmal im Weltraum; zumindest hatte er diesen Eindruck. Die Schwärze des Alls war nicht so vollkommen, da sie immer wieder vom Licht der - wenn auch schier unendlich weit entfernten - Sterne erhellt wurde. Und sie wirkte nicht so bedrohlich, weil sie allumfassend war und es ihr an dem Kontrast mangelte, den die blauen und grünen Meerespflanzen und die ockerfarbenen und rotbraunen Korallengebirge darstellten.
Einen Moment lang glaubte Perk, einen nicht ganz so schwarzen Schatten ausgemacht zu haben, der
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