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1922 - Die Solmothen

Titel: 1922 - Die Solmothen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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junge Solmothin am den Fängen des Rabbastuhr befreien? Verdammt, worauf hatte er sich da nur eingelassen?
    Entfernung fünfzig Meter ... Er mußte sich schnell etwas einfallen lassen, oder er wäre besser beraten, einfach umzukehren und Marga und dem Solmothen einzugestehen, daß er sich gewaltig überschätzt hatte und einfach nichts ausrichten konnte ... Entfernung vierzig Meter ... Oder er konnte behaupten, er hätte den Rabbastuhr nicht mehr eingeholt ...
    Was bist du doch für ein Held, dachte er. Entfernung dreißig Meter ...
    Das ist es ja, dachte er Ich bin gar kein Held, sondern ein grüner Junge, der sich auf etwas eingelassen hat, das eine Nummer zu groß für ihn ist. Entfernung zwanzig Meter ...
    Gesteh es dir ein, dachte er. Du hast eine ganz beschissene Angst. Du hast überstürzt gehandelt, bist blindlings drauflosgeschwommen, statt dich mit Marga oder dem Solmothen abzusprechen, hast geglaubt, du, der du gerade mal eine Woche auf diesem Planeten weilst, könnten das Eisen aus dem Feuer reißen...
    Vor ihm zeichnete sich ein unförmiger Umriß ab. ein etwas helleres Schwarz vor dem undurchdringlichen des Wassers in diesem schier unendlich tiefen Graben, ein verschwommener, nicht genau auszumachender Fleck, ein monströser Kopf mit einem langen, rüsselähnlichen Gebilde, saugnapfbesetzten Tentakeln, ineinander verschlungen, wimmelnd wie Schlangen in einer Grube, dazwischen ein kleiner Körper, ein See-Elefant, nein, ein Solmothe. und so klein war er auch wieder nicht...
    Entfernung fünfzehn Meter...
    „Ach, was soll's", murmelte Perk. Helden werden gemacht, nicht geboren, dachte er mit dem letzten makabren Humor, der ihm geblieben war, und dann fiel ihm ein markanter Satz aus einem antiken Medienphänomen ein, das das zwanzigste Jahrhundert der alten Erde geprägt hatte wie kaum ein zweites: Heute ist ein guter Tag zum Sterben.
    Er fuhr einen Kollisionskurs mit dem Gebilde vor ihm, das sich im Sonar als Punkt und in seinen Augen als verschwommener Fleck abzeichnete, und drückte, so fest er konnte, den Daumen auf das Sensorfeld. Wahrscheinlich bildete er es sich nur ein. denn er hatte den Antrieb sowieso auf Höchstgeschwindigkeit geschaltet, doch er glaubte, er würde einen Satz durch das Wasser machen. Im nächsten Augenblick prallte er gegen den Rabbastuhr.
    Perk schickte kein Stoßgebet zum Himmel; zum einen blieb ihm keine Zeit mehr dazu, zum anderen glaubte er sowieso nicht an Gottheiten, nicht einmal an ein Schicksal, sondern nur an die Macht des Zufalls, die aufgrund ihrer Unberechenbarkeit und absoluten Gleichgültigkeit so grausam sein konnte wie nichts anderes auf der Welt. Da die trivialen Schutzvorkehrungen des Alltags so etwas von vornherein verhinderten, hatte er sich noch nie gefragt. wie es sein mochte, aus dem hundertsten Stock eines Wohnturms aus dem Fenster zu stürzen und dann. nach einer Ewigkeit oder auch einem unfaßbar kurzen Moment, auf den Boden zu prallen oder mit mehreren hundert Stundenkilometern mit einem Gleiter frontal gegen einen anderen zu rasen. Er erwartete jedenfalls einen grausamen Schlag, der ihm die Luft aus den Lungen trieb, die Knochen brach und die Innenorgane zermahlte.
    Aber er kam sich vor, als würde er aus drei Metern Höhe auf ein Prallfeld springen, das ihn sanft auffing, kurz in seinem behutsamen Griff hielt und dann zögernd zurückwarf.
    Gleichzeitig drehte die Welt sich um ihn. Er wußte, er befand sich in einem Tiefseegraben, war aus schierer Verzweiflung, weil ihm nichts Besseres eingefallen war, einfach mit einer mörderischen Geschwindigkeit in das gefährlichste Raubtier gerast, das es auf diesem Planeten gab, doch genausogut hätte er nach einer Raumschiffshavarie als letzter Überlebender durchs All trudeln können.
    Aber im Weltraum gab es - normalerweise - keine oberschenkeldicken Tentakel. die zuerst verwirrt zuckten, dann aber gezielt nach ihm griffen. Und auch keine an die zwei Meter großen See-Elefanten - verdammt, Solmothen! Dieses Schubladendenken bringt dich noch mal um, wenn das dein Leichtsinn nicht schon lange vorher erledigt! -, die regund leblos wie ein überdimensioniertes Spielzeug durchs Wasser trudelten.
    Irgendwie gelang es ihm. diesen noch schlanken, nicht so unförmigen Körper mit der einen Hand zu fassen und mit der anderen wie von Sinnen auf die Sensorfläche des Taucheranzugs zu hämmern. Er hatte jede Orientierung verloren, versuchte hilflos, die Sonaranzeige am Helmrand zu deuten. Ein großer Punkt unmittelbar

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