1926 - Rekruten für Zophengorn
bedeutungsvoll. „Denkst du nicht, daß wir die Tage irgendwie ... nutzen sollten?"
Er antwortete tonlos: „Diese Zeit ist für die Suche nach der SOL bestimmt."
„Du weißt genau, was man in einem Raumschiff meistens tut. Nämlich gar nichts."
„Ja." Der Terraner lächelte unwillkürlich.
Mondra Diamond setzte sich auf eine Kiste, die genau zwischen den beiden Bullaugen stand. Rhodan mußte noch einmal lächeln.
Ihm wurde bewußt, daß das fremde Etwas im Linearraum sie nun nicht mehr sehen konnte. „Fallen dir gerade alte Witze ein?" wollte Mondra wissen. „Ach was. Ich dachte nur eben ... Egal, es ist Unsinn."
Sie wartete einen Moment, ob er seine Worte erläutern wollte. Als das offensichtlich nicht der Fall war, sagte sie: „Ich weiß nicht, wie's dir geht, Perry, aber ich werde ganz sicher nicht zehn Tage lang ohne Not die Logidenmaske anbehalten. Ich bin TLD-Agentin, aber keine Masochistin.
Störmengord weiß auch so, wie wir aussehen."
„Bist du deswegen gekommen?"
„Ja", bekräftigte sie mit einem Nicken. „Ich brauche jemanden, der mir aus der Maske hilft.
Außerdem hat deine Kabine eine Waschgelegenheit, meine nicht."
Mondra Diamond legte demonstrativ ihre Kombination ab.
Sie löste die Flansche aus blaugrüner Schuppenhaut, die ihre Knie verbreiterten, und brachte ein Fläschchen zum Vorschein.
Aus einer Sprühdüse verteilte sie hauchfeinen Nebel über ihren Körper.
Rhodan wußte, daß die Logidenhaut mit einem Zweikomponentenkleber befestigt war.
Komponente 1 bestand aus einer hochkomplexen Mixtur. Komponente 2, direkt auf die menschliche Haut gerieben, war eine fettbeständige Kohlenwasserstoffverbindung.
Der Nebel diffundierte durch die Logidenhaut und löste in der Art eines Enzyms den Klebstoff biologisch auf. Am Körper entstanden unschädliche Abfallprodukte - natürlich wasserlöslich.
Das intakte Maskenmaterial besaß eine selbstausgleichende Eigenschaft: Abstehende Kanten zogen sich mit wenigen Bewegungen des Körpers so zusammen, daß Grate und Lücken automatisch verschwanden.
Unter Einfluß des Enzyms kamen die Grate jedoch wieder zum Vorschein. Die Maske ließ sich ohne Kraftaufwand vom Körper ziehen, so wie an den Knien und den Schultergelenken.
Mondra Diamond drehte ihm den Rücken zu.
Rhodan massierte ihre Nackenpartie.
Seine Fingernägel hakten unter eine vorstehende Kante. „Tut das noch weh?"
„Kein bißchen."
Der erste Hautlappen gab den gesamten Hinterkopf frei. Ihr angeklebtes schwarzes Haar kam unversehrt zum Vorschein.
Mondra Diamond zuckte plötzlich zusammen. „Was stinkt hier so?"
„Die Kohlenwasserstoffe aus dem Kleber", erklärte Rhodan trocken. „Halt dir einfach die Nase zu."
Den Lappen über Stirn und Gesicht zog sie selbst ab. Rhodan kümmerte sich um Schultern, Rücken, Po und die hinteren Beinpartien.
Es fiel ihm schwer, die makellose Form ihres Körpers nicht zu bemerken. Nein - es war unmöglich.
Nach zehn Minuten stand Mondra Diamond nackt vor ihm.
Sie wiederholten die gesamte Prozedur an Rhodans Körper.
Eine Weile schauten sie sich in die Augen, und er hatte das Gefühl, als würde der Moment eine Ewigkeit lang andauern. „Ich weiß, was du willst", sagte er unschlüssig. „Das wußtest du doch von vornherein."
„Natürlich."
„Also hättest du mich wegschicken können.
Ich bin sicher", fügte sie beinahe verschmitzt hinzu, „dein Freund Bully hätte mir gern geholfen. Oder Tautmo Aagenfelt erst."
Mondra Diamond war eine wunderschöne Frau. Man konnte es selbst in diesem Zustand sehen, mit verklebten Haaren und seit Tagen ohne Wäsche. Ihr dunkler Teint ließ die grünen Augen leuchten. Etwas in ihrem ebenmäßigen Gesicht erinnerte ihn an Mory Abro, die seit vielen hundert Jahren tot war.
Ich hoffe sehr, Mondra, daß diese Schuhe dir nicht zu groß sind.
Natürlich war es nicht allein die Schönheit, die ihn faszinierte. Dazu hatte er in seinem Leben zu viele schöne Frauen gekannt - und am Ende nicht wirklich interessant gefunden.
Er war nicht jemand wie Reginald Bull, der sich leicht faszinieren und noch leichter wieder ablenken ließ.
Mondra besaß möglicherweise exakt die Kombination aus Stärke und Verletzlichkeit, die einen wie ihn noch treffen konnte.
Vielleicht war es falsch, die Distanz um jeden Preis aufrechtzuerhalten. Vielleicht nahm er sich selbst so die einzige Chance, glücklich zu sein. Und wenn es nur für ein paar Tage oder für ein paar Stunden war.
Ob er dieses Glück verdiente,
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