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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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ist.« Er zeigte auf Quart’ol. »Ich bin der Ansicht, er sollte die Chance erhalten, die er fordert. Immerhin genießt dieser Quan’rill hohes Ansehen in der Welt der Wissenschaft. Erlauben wir ihm eine Geistverschmelzung mit meinem Klon! Quart’ol gewinnt dadurch nichts. Unsere Geheimnisse bleiben vor ihm sicher. Ich übernehme danach den neuen Körper und werde euch vom Zugewinn meines Wissens berichten.«
    »Aber deine Geisteswanderung ist erst für den Sommer geplant!«, protestierte Einauge.
    Skorm’ak winkte ab. »Auf eine halbe Rotation kommt es nicht an.« Er erhob sich. »Begleite mich, mein Freund! Du auch, Quart’ol!«
    ***
    März 2522
    Sein Schreck beim Erwachen hätte tödlich enden können: Als Jack Ibrahim die Augen öffnete, stand er auf stählernem Boden am Rand eines Abgrundes. Wogende Nebel hüllten ihn ein.
    Er riss die Arme hoch und spürte, dass Schwindel ihn erfasste. Kalter Schweiß stand auf seiner Stirn. Als er einen Schritt zurück trat und sich umwandte, verschwamm Hopetown vor seinen Augen. Es war trotzdem ein bizarrer Anblick: An Deck seines Flugzeugträgers reihte sich Hütte an Hütte. Einige hatten sogar zwei Stockwerke. Dazwischen wiegten sich Sträucher in jodhaltiger Meeresluft. Eine Kuriosität, von der niemand wusste, wie lange sie noch Bestand hatte…
    Zum Glück hatte Ibrahim keine Höhenangst. Es war trotzdem kein Vergnügen, in Schweiß gebadet hochzuschrecken und zu sehen, dass man nicht in der Koje lag, sondern im Freien umherwanderte.
    Ibrahim wusste, dass er fertig war. Sein Magen sagte es ihm seit Monaten. Leider enthielt die Bordapotheke nichts, das seine Pein neutralisieren konnte.
    Wenn man gewissen Kreisen glaubte, war das Ende nahe.
    Die USS HOPE befuhr nun seit über fünfzig Jahren die Weltmeere – seitdem ein ungeklärtes Zeitphänomen den Flugzeugträger der US Navy aus dem Jahr 2006 gerissen und ins Jahr 2470 geschleudert hatte. Doch ein Moloch seiner Dimension brauchte, wenn er Tausende von Menschen am Leben erhalten wollte, Kräfte, über die er nicht mehr verfügte…
    Der Reaktor war tot. Ausgefallen wie alle Technik, von einem Augenblick auf den anderen an jenem schicksalhaften 18. Oktober des letzten Jahres. Es war mehr als zweifelhaft, dass er je wieder anspringen würde. Sie konnten von Glück sagen, dass sich die Brennstäbe manuell hatten einfahren lassen und es zu keinem Super-GAU an Bord gekommen war. Nur zwei Techniker waren in einer Schleuse, die sich nicht automatisch schloss, verstrahlt worden und wenige Tage später gestorben.
    Ibrahim löste sich seufzend vom Anblick des glatten und mondbeschienenen Pazifik. Die Magenschmerzen ließen heute Nacht auf sich warten, doch der kalte Schweiß und der Schwindel beunruhigten ihn.
    Seit seinem ersten unfreiwilligen Erwachen im Freien schlief er im Kampfanzug. Den meisten Menschen, denen man um diese Zeit an Deck begegnete – in der Regel Wachtposten – bemerkten selten, dass er nur Socken trug. Die Leute, denen es auffiel, hielten es für eine Marotte.
    Nur wenige Angehörige des Offizierskorps wussten um Ibrahims Probleme. Er wollte sie nicht an die große Glocke hängen: Noch jetzt, fünfeinhalb Jahre nach der Wende [3] , gab es Kräfte an Bord, die seinem Vorgänger nachtrauerten: Es waren jene Offiziere, die zu McNamaras Stab gehört und unter ihm Privilegien genossen hatten.
    Nicht alle diese Leute hatten während der Fahrt durch die Mittelamerika-Passage abgemustert. Einige von McNamaras Steigbügelhaltern waren an Bord geblieben. Ibrahim wusste: Sie warteten auf den Tag der Rache.
    Er war Mitte fünfzig und würde nicht ewig leben. Vor einem Jahr hatte es einen Anschlag auf den Kommandoturm und ihn gegeben. Der Attentäter – ein Pilot – hatte ins Gras gebissen. Bei dem Versuch, die Brücke mit den Bordwaffen einer Grumman F-14 Tomcat in Schutt und Asche zu legen, war das letzte Flugzeug der HOPE drauf gegangen.
    Doch das Potenzial der Rachsüchtigen war damit vermutlich noch nicht ausgeschöpft. Schade, dass sie nicht, wie die meisten ihrer Gesinnungsgenossen, abgemustert hatten. Aber Ibrahim konnte sie verstehen: Sie alle waren auf dem 78.000-Tonnen-Schiff zur Welt gekommen, waren schwankenden Boden und eine hierarchisch gegliederte Welt gewohnt, in der jener den Lauf der Dinge bestimmen durfte, auf dessen Schulterklappen die meisten Sterne prangten. Der, dessen Schulterklappen von Silbersternen geziert waren, dachte hierarchisch. Wer auf der HOPE eine Kompanie kommandierte,

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