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193 - Kurs in den Untergang

193 - Kurs in den Untergang

Titel: 193 - Kurs in den Untergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ronald M. Hahn
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würdest sie doch selbst dann nicht sehen, wenn sie dir ins Gesicht starrt!« Er näherte sich den Ratsmitgliedern, schlug dabei an seinen Brustpanzer. »Habe ich etwa Gilam’esh’gad erbaut? Liegt da unten meine Wahrheit? Nein, tut es nicht! Also was macht ihr mich dafür verantwortlich? Und überhaupt – wollt ihr nicht vielleicht erst einmal hören, was ich zu erzählen habe?«
    »Wozu?«, fragte Skorm’ak. »Den Wahrheitsgehalt deiner Worte kann keiner von uns überprüfen – der Beweis befindet sich im Marianengraben, elftausend Meter unter dem Meer. Aber aufgrund deiner Beziehung zu den Menschen, deren Charakter ja hinlänglich bekannt ist, scheint es uns logischer, von einer Lügengeschichte auszugehen. Deshalb bist du hier! Wir werden nicht zulassen, dass du unser Volk mit Berichten verwirrst, die nichts weiter sind als Hirngespinste.«
    Quart’ol schob die Hände auf den Rücken, ballte sie so ungesehen wie heftig zur Faust. Er musste sich zusammenreißen. Irgendwie. Dieser Geheimbund war ein übermächtiger Gegner, den konnte man nicht niederbrüllen.
    Moderate Töne waren angesagt. Besonders Skorm’ak gegenüber, dessen Beziehungen quer durch die gesamte Hydritenwelt reichten, bis in höchste Positionen. Also schluckte Quart’ol seinen Zorn herunter und fragte: »Du kennst meinen Bericht noch gar nicht und stempelst ihn schon als Hirngespinst ab. Warum?«
    »Weil er auf der angeblichen Marsreise deines Menschenfreundes basiert«, erwiderte Skorm’ak. »Wir trauen den Menschen nicht. Sie leben in einer Welt voller Lügen, sind intrigant und gewaltbereit.«
    Quart’ol nickte. »Stimmt. Intrigen und Gewalt. Genau das hat man mir entgegengebracht, als ich von meiner Reise zurückkehrte, um eine für alle bedeutende Wahrheit zu verkünden.« Er hielt inne, sah dem alten Quan’rill in die Augen – mit offenem Blick – und fuhr fort: »Allerdings waren das keine Menschen.«
    Skorm’ak zögerte mit der Antwort. Quart’ol ahnte, dass der Erste Meister seine Anspielung verstanden hatte.
    Wahrscheinlich suchte er jetzt fieberhaft nach einer Erklärung, die das Verhalten der Quan’rill rechtfertigte, ohne gleichzeitig die ungeliebte Menschheit freizusprechen.
    Auf das Ergebnis wollte Quart’ol nicht warten, denn keiner der dreizehn Gilam’esh-Anhänger ließ die geringste Sympathie für ihn erkennen. Es war unwahrscheinlich, dass sich daran etwas ändern würde, wenn Skorm’ak erst mit einer Pseudobegründung aufwartete.
    Also ging Quart’ol in die Offensive, wandte sich dem verdutzten Ersten Meister zu und forderte eine Geistesverschmelzung. Durch sie konnte Skorm’ak alles erfahren, was Quart’ol wusste. Restlos alles – einschließlich dessen, was Matt Drax auf dem Mars erlebt und seinem Freund zur Verfügung gestellt hatte. Einen verlässlicheren Wahrheitsbeleg als diese Gedankenüberspielung gab es nicht, deshalb zweifelte Quart’ol keinen Moment daran, dass Skorm’ak zustimmen würde. Er täuschte sich.
    Zwölf Köpfe ruckten hoch. Alarmierte Blicke überall, gesträubte Schuppenkämme, Tuscheln. Quart’ol fragte sich noch verwundert, in welchen maritimen Fettnapf er nun schon wieder getreten war, als bereits die Antwort kam.
    Einauge beugte sich vor und zeigte auf ihn. »Du hältst uns für dumm! Anders lässt sich dein… Vorschlag nicht erklären.«
    Er wandte sich den anderen Quan’rill zu, und sie nickten zustimmend. Außer Skorm’ak. Einauge legte ihm eine Hand auf die Schulter, während er Quart’ol anfuhr: »Würde sich dein unwürdiger Geist mit dem des Ersten Meisters verbinden, hätte nicht nur Skorm’ak Zugang zu deinem Wissen, sondern auch umgekehrt du zu seinem!« Seine klackende Stimme wurde immer lauter. »Wolltest du dir auf diesem Weg geheime Informationen aneignen? Bist du ein Spion, Quart’ol? Ein Spion der Menschen?«
    Die letzte Frage durchwaberte den ganzen Dom. Sie wurde von den Wänden reflektiert, trieb die Gilam’esh-Anhänger aus ihren Sitzen und klang in Quart’ols Ohren wie ein Todesurteil.
    Er wollte protestieren, sich rechtfertigen. Skorm’ak kam ihm zuvor.
    Der Quan’rill hieß die Ratsmitglieder schweigen. Er wartete, bis sich alle beruhigt hatten, dann hob er seine knochigen, blau geäderten Hydritenhände und sagte: »Seht mich an, meine Freunde! Ich bin alt, und die Tage dieses Körpers sind gezählt. Ihr wisst, dass wir bereits einen Klon heranzüchten – eine leere, frische Hülle, die meinen Geist aufnehmen wird, wenn die Zeit gekommen

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