1939 - Auf den Spuren eines Gottes
wir erst in der Höhle sind, geschieht uns nichts mehr, und wir sind in Sicherheit."
Die letzten hundert Meter bis zur Öffnung erwiesen sich als die schwierigsten der bisherigen Expedition.
Nirgendwo waren die Wirbel und Strudel so kräftig wie hier. Immer wieder schossen Eisklumpen der unterschiedlichsten Größe mit der Strömung heran und prallten in die Schutzschirme der Maschinen. Jedesmal drangen die Erschütterungen durch bis zu ihren Insassen, die sich kaum noch in den Sesseln halten konnten.
Icho Tolot verankerte den Bodengleiter mit Hilfe von Traktorstrahlen am Felsen und zog sich Zentimeter für Zentimeter daran entlang. Die anderen Maschinen folgten, und ihre Piloten hatten noch größere Mühe alser.
„Da vorn ist etwas!" rief der Mausbiber plötzlich. „Ich glaube, ich kann uns die ganze Geschichte ein wenig leichter machen."
Bevor Julian Tifflor oder der Haluter ihn daran hindern konnte, teleportierte er und verschwand aus dem Bodengleiter.
Mit höchster Konzentration schaffte Icho Tolot es, die Traktorstrahlen so anzusetzen, daß er die Maschine mit ihrer Hilfe durch die Öffnung in eine Höhle ziehen konnte.
Schlagartig wurde es ruhig. Nichts erschütterte den Bodengleiter mehr. Er schwebte nahezu bewegungslos in eine röhrenartige Höhle hinein, die etwa zweihundert Meter lang war und einen Durchmesser von annähernd fünfzig Metern hatte. Sie bot somit genügend Platz für die drei Maschinen.
Erschöpft ließ Pezzo-Orr den Kopf nach hinten sinken. Er streckte die Beine aus, und seine Hände lösten sich von den Lehnen seines Sessels. Er war am Ende seiner Kräfte. Sein Gesicht war eingefallen. Das Muster seiner Schuppen sah grau und alt aus, es wirkte geradezu menschlich.
Die anderen Rawwen und die Arrorer boten ein ähnliches Bild. Auch sie hatten sich im Kampf mit der Angst und den ständigen Erschütterungen vollkommen verausgabt.
Julian Tifflor hatte selbst das Gefühl, nun dringend eine Erholungspause zu benötigen.
Allein Icho Tolot, der von allen am meisten geleistet hatte, schien noch Reserven zu haben. Der Haluter beobachtete die Monitoren und versuchte zugleich den Piloten der anderen beiden Gleiter über Funk zu helfen.
Er erhielt keine Antwort. Die Piloten waren nicht in der Lage, irgend etwas zu erwidern. Sie führten einen verzweifelten Kampf gegen die tobenden Elemente, und ihnen hatte die Natur kein so wundervolles Instrument wie das halutische Planhirn mitgegeben.
So vergingen beinahe dreißig Minuten, bis die nächste Maschine durch die Öffnung glitt, und dann noch einmal zwanzig Minuten, bis es auch der Pilot des dritten Gleiters geschafft hatte.
„Ich erwarte einen Zustandsbericht", ließ Pezzo-Orr sie über Funk wissen.
Seine rechte Hand krallte sich um ein mit Edelsteinen besetztes Oval, ein Symbol seines Gottes Yammamihu. Seine Glaube verlieh ihm offenbar neue Kräfte.
„Hier spricht Sommo-Tekk", antwortete eine heisere Stimme. Sie war kaum zu verstehen und wurde von extrem starken Störgeräuschen überlagert, die von der Positronik nicht ausreichend ausgefiltert werden konnten. „Ich gebe den Bericht durch, sobald ich die Maschine überprüft habe. Unser Pilot ist zusammengebrochen und zur Zeit nicht bei Bewußtsein."
„Bei uns sieht es nicht anders aus", meldete sich jemand aus der dritten Maschine. Auch bei ihm mußten sie den Inhalt seiner Worte weitgehend erraten, weil sie in den Störgeräuschen nahezu untergingen. „Hier liegen alle flach. Ich kann mich auch kaum noch halten. Wir sind vollkommen geschafft."
„Laß ihnen Zeit!" bat Tiff. „Sei froh, daß wir drei Maschinen durchgebracht haben!"
„Ja, du hast recht", stimmte der Sippenführer widerwillig zu. Er war ungeduldig und hätte den Weg am liebsten ohne Pause fortgesetzt. Er sah jedoch ein, daß er in dieser Situation mit Härte nichts erreichen konnte.
„Ich darf sie nicht überfordern."
Er hantierte an den Geräten, überprüfte ihre Funktion und Kapazität, eilte dann vor ihnen auf und ab, wobei er die Arme hinter den Rücken legte und den Blick auf den Boden richtete. In der linken Hand hielt er das Symbol Yammamihus. Er drehte es zwischen den. Fingern. Mehr denn je erwies er sich als ein Mann voller Energie. Es waren unter anderem seine Zielstrebigkeit und Entschlossenheit, die ihn zum Sippenführer befähigten.
Icho Tolot ließ den Gleiter langsam tiefer in die Höhle schweben, bis er das Ende der Röhre erreichte und die Ortungssysteme ein mächtiges Panzerschott
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