1946 - Der Fünfte Bote
und vernichteten es innerhalb weniger Sekunden.
Doch nun begriff Grekl das Spiel der grausamen Ungeheuer. Sie hatten dem Konvoi alles abverlangt, ihn dabei immer näher an sein Ziel getrieben, bei der Besatzung die Hoffnung genährt, es doch noch erreichen zu können ... Und jetzt waren zwei weitere schwarze Kugelraumer aus dem Ortungsschutz einer der drei Sonnen geflogen, um sie von vorn anzugreifen. Die Bestien hatten sie in eine tödliche Falle getrieben, die im letzten Augenblick zuschnappte! Grek-1 fragte sich, wie Lebewesen mit solcher Grausamkeit vorgehen konnten. Sie war nicht logisch, nicht zielgerichtet, hatte keinen Sinn, war einfach nur überflüssig.
Gut einhundert Raumer standen unter seinem Kommando. Was die Waffen und Triebwerke betraf, waren sie ihren Gegnern weit unterlegen.
Siedlerschiffe gegen Kampfraumer - von vornherein ungleiche Voraussetzungen. Von der allgemein überlegenen Technologie der Bestien ganz zu schweigen. Aber er trug die Verantwortung für all diese Schiffe und die Flüchtlinge an Bord. Und in seiner Not hatte er nur die Möglichkeit gesehen, dorthin zurückzukehren, woher sie gekommen waren. Die schiere Logik gebot, dass es keinen anderen Ausweg gab.
Und die Logik sagte ihm auch, dass er den Versuch nicht abbrechen durfte. Alles andere war sinnlos. Besser, sie verloren einige - oder auch die Mehrzahl der Schiffe, und die anderen kamen durch, als dass früher oder später alle in den Untergang getrieben wurden. Er zögerte nicht, verspürte kein Bedauern, als er den Befehl erteilte. „Der Konvoi behält den Kurs bei. Schiffe sechzehn bis zwanzig und achtunddreißig bis zweiundvierzig nehmen Kurs auf die beiden Schiffe der Bestien, die uns den Weg zu den drei Sonnen versperren, und halten sie auf." Ihm war klar, er hatte soeben das Todesurteil für die Besatzungen der abkommandierten Schiffe gesprochen. Aber er hatte keine Wahl. Die Logik gebot, dass er zehn Schiffe opfern musste, um neunzig zu retten.
Grekl sah auf dem Bildschirm, wie die genannten Schiffe ohne geringste Verzögerung die Formation des Konvois verließen und Kurs auf die beiden heranrasenden Kugelraumer nahmen. Ihre Kommandanten wussten genau, was er von ihnen erwartete. Sie ließen ein Sperrfeuer legen und zwangen die Schiffe der Bestien zu Ausweichmanövern, die sie vom Konvoi entfernten. Wenn auch nur für einen Moment. Der erste der zehn Walzenraumer verging im konzentrierten Punktbeschuss. Aber dieser Zeitgewinn genügte ... musste genügen! „Volle Beschleunigung, Kurs Mittelpunkt der drei Sonnen!" befahl er über die auf Dauerbetrieb geschaltete Kommunikationsanlagen den Kommandanten aller noch existierenden Schiffe des Konvois.
Zwei weitere Walzenraumer explodierten im Beschuss der überlegenen Waffen der Angreifer. Ein weiterer raste genau auf einen der Kugelraumer zu, als wolle er ihn rammen. Grekl sah, dass die ersten Schiffe des Konvois in das Zentrum des Sonnendreiecks gezogen wurden und entmaterialisierten.
Die Bordinstrumente drohten unter den zusätzlichen energetischen Emissionen endgültig zu bersten. Aber immer mehr Schiffe des Konvois jagten in das Gravitationsfeld im Mittelpunkt der sechs Sonnen und verschwanden, die DUNTUA, die SOU ... Und dann die KULLOCH. Aber diesmal war etwas anders als beim ersten Durchgang. Die Entzerrung schien ewig zu dauern. Der zwölfhundert Meter lange Walzenraumer ächzte und knirschte, als wolle er während der eigentlich zeitlosen Transition auseinanderbrechen.
Der Körper von Grekl war schmerzunempfindlich, und doch schien er plötzlich in Flammen zu stehen. Einen Augenblick lang glaubte der Kommandant, gleichzeitig in zwei. Richtungen der Unendlichkeit sehen zu können. Hinter ihm explodierte eine der drei Sonnen, riss zahlreiche noch in der Transition begriffene Walzenraumer mit sich in den Untergang und löste gewaltige Energiestürme aus, denen in einem Radius von weit über zehn Lichtjahren die Zentrums sonnen des Kugelsternhaufens zum Opfer fielen. Vor ihm breitete sich ein völlig unbekanntes Sternenfeld aus, in dessen Zentrum sechzig Sonnen dicht beieinander standen... Es sollte noch eine Weile dauern, bis Grekl überprüfen konnte, ob diese Vision der Wahrheit entsprach. Als die KULLOCH rematerialisierte, hatte der Kommandant - wie alle anderen Besatzungsmitglieder - schon längst das Bewusstsein verloren.
Erschüttert ließ Mhogena sich in einen Sessel aus Formenergie fallen. Er hatte nicht alles verstanden, was er gesehen hatte, doch er
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