1947 - Finale in Mirkandol
auf den politischen Standort des Milliardärs. Luxuriös war das Schiff, ganz ohne jeden Zweifel, und es wirkte nicht ein Mal überladen und protzig - Joskar Jankinnen hatte mitunter keinen schlechten Geschmack. Man musste sich in den feinen Dingen des Lebens schon recht gut auskennen, um den Aufwand gebührend würdigen zu können.
Beispielsweise hatte Jankinnen an Bord einen exzellenten Weinkeller - der Raum wurde tatsächlich so genannt, obwohl ein Keller an Bord eines Raumschiffs schlichtweg ein Unding war. Und die Leitung der Bordküche hatte niemand Geringerer als Herod Monserat übernommen mit seinen zweiundsechzig Jahren schon einer der renommiertesten Küchenchefs von Terra. Um diesen Aspekt der Reise beneidete ich Solder Brant besonders lebhaft. Pilot der ST. AMARINA war ein gewisser Endering Profest, ehemaliger Kommandant eines Liga-Kampfschiffes. Nach seinen Erfolgen, die lang und breit geschildert wurden, hätte er die Brust mit zahlreichen Orden schmücken dürfen, was er aber nicht tat. Stattdessen trug er eine Phantasieuniform, die Jankinnen von einem der führenden Modeschöpfer Terras hatte entwerfen lassen und die die Auswirkungen von Monserats Küche auf die Figur des Kommandanten sorgfältig kaschierte.
Joskar Jankinnen führte die Medienvertreter persönlich durch das Schiff, gab dezente Erläuterungen und erklärte, dass er sich bisher niemals um Politik gekümmert habe. Bei dieser alles entscheidenden Wahl aber halte er es für seine staatsbürgerliche Pflicht, eindeutig für einen der Kandidaten Stellung zu beziehen und seinen Teil zur „Genesung" - er sagte tatsächlich „Genesung"- der terranischen Politik beizutragen. Daher habe er Solder Brant das Schiff zur Verfügung gestellt, damit Brant auf Arkon in angemessener Form auftreten könnte. Ein hübscher kleiner, ironischer Hieb gegen Paola Daschmagan, die niemals solchen Aufwand trieb.
Es war tatsächlich eine sehr beeindruckende Show, gab ich zu, die unsere Position verbessern konnte. Den eigentlichen Clou allerdings lieferte, vermutlich unabsichtlich, der Gegner. Denn plötzlich wurde die ST. AMARINA von zwei Dutzend Gleitern umschwärmt und eingekreist. Eine Hundertschaft von Menschen stieg aus, denen ich auf fünf Lichtjahre Entfernung die Zugehörigkeit zum LigaDienst ansehen konnte. Ich grinste vergnügt in mich hinein. Noviel Residor, der neue TLD-Chef, galt als knallharter Bursche, der angeblich zu Gefühlen nicht mehr fähig war. Es sah so aus, als würde sich das bewahrheiten. Einen gröberen und dümmeren Schnitzer konnte er kaum machen. Der Terranische Liga-Dienst unterstand in letzter Konsequenz der Ersten Terranerin Paola Daschmagan und hatte nach allen Regeln der Politik im Wahlkampf nichts zu suchen. Diesen Geheimdienst in so kritischer Lage für Paola Daschmagan gegen Solder Brant einzusetzen, war eine unbegreifliche Torheit.
Wasser auf unsre Mühlen, dachte ich grinsend. Ich machte mir Notizen und kontrollierte, ob die folgenden Szenen auch ganz bestimmt aufgezeichnet wurden. Die TLD-Agenten fielen wie ein summender Bienenschwarm über die ST. AMARINA her und stellten sie praktisch auf den Kopf, vom obersten bis zum untersten Deck. Sie durchschnüffelten alle Räume, angeblich auf der Suche nach Vincent Garron, der womöglich versuchen könnte, Terra mit diesem Raumschiff zu verlassen. Lächerlich! Wie wollte man auf diese Weise einen Teleporter finden? Oder an der Abreise hindern?
Geklappt hätte es nur, wenn man gleichzeitig alle Räume der ST. AMARINA untersucht hätte aber auch wirklich alle. Wenn Garron wirklich an Bord hätte kommen wollen hätte er nur von einem Raum zum anderen zu springen brauchen, um sich jederzeit verstecken zu können.
Natürlich könnten die Agenten in einem solchen Fall Orter einsetzen, mit denen sie die Individualschwingungen des Mutanten orteten - aber selbst dann waren die Chancen eher gering, ihn aufzustöbern. Wer wusste, was der Multimutant in letzter Konsequenz alles konnte? Einen unübertroffenen Höhepunkt erreichte die Show, als die TLD-Mannen in das Reich von Herod Monserat. eindrangen. Wer sich auf diesem Gebiet auch nur ein bisschen auskennt, der weiß, dass man sich mit dem Küchenpersonal niemals anlegen sollte. Ich erinnere mich an einen Gast, der in einem Restaurant völlig ohne Grund einen Kellner übel zusammenstauchte. Zehn Minuten später sah ich den Gast genussvoll etwas verspeisen. In meiner Nähe stand der fragliche Kellner, grinste einen Kollegen an und
Weitere Kostenlose Bücher