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1947 - Finale in Mirkandol

Titel: 1947 - Finale in Mirkandol Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagte so leise, dass nur der Kollege und ich ihn hören konnten: „Er hat es tatsächlich gegessen ...!" Seit jenem Tag hüte ich mich, Küchenpersonal zu reizen - man weiß nie, auf welche Weise man es zurückgezahlt bekommt.
    Und schon gar nicht sollte man sich mit einem Koch anlegen, denn dann gilt sofort „Alarmstufe: Rot!" Aber über solche Kenntnisse schienen Residors Schergen nicht zu verfügen. Herod Monserat wirkte schon nach dreißig Sekunden wie eine Thermitgranate kurz vor der Detonation. Das Küchenmesser in seiner rechten Hand wippte aufgeregt auf und ab. „Und was ist das?" Der TLD-Mann, ein kompletter Profi, beherrscht, durchtrainiert und hager und ganz offensichtlich nur von seinem Beruf durchdrungen, deutete auf eine große Kühlkiste. „Das sind frische Austern!" klärte Monserat ihn auf; er schien fassungslos, dass sein Gegenüber das nicht selbst erkannt hatte. „Frische Austern aus dem Becken von Arcachon."
    „Aha!" antwortete der TLD-Mann und beäugte mit deutlichem Misstrauen die Mollusken. „Und das soll man essen?" Monserat versuchte die Untersuchung mit Humor zu nehmen. „Wie sagte der Kannibale zu seinem Sohn, als eine Space-Jet über ihre Köpfe flog? Weißt du, Junge, das ist so ähnlich wie Hummer. Die Schale ist verdammt hart, aber all das, was innen drin ist, schmeckt hervorragend!" Der verweisende Blick des TLD-Mannes verriet, dass er von Humor so wenig verstand wie vom Essen. „Also das, was gegessen wird, ist da drin? In so einer unhygienischen Verpackung?
    Und das wollt ihr nach Arkon schaffen? Ausgeschlossen, das verstößt gegen Dutzende von einschlägigen Vorschriften. Mach sie auf!"
    „Du willst eine kosten? Gern!"Monserat griff nach einer Auster, setzte geschickt sein Messer an und öffnete die Muschel. Der TLD-Mann starrte angewidert auf den Inhalt. „Nicht eine", sagte er dann. „Alle. Mach die Dinger auf, wirf diese grässliche Verpackung weg und füll den Inhalt um!"
    Herod Monserat starrte ihn an wie vom Schlag gerührt, während ich mich in meinem Sessel vor Lachen krümmte. Ich hatte meine Zweifel, ob man diese Gala-Darbietung skurrilen Humors dem breiten Publikum würde verständlich machen können, aber irgendwie würden wir diese Szene wohl für uns ausschlachten können.
    Es war Joskar Jankinnen persönlich, der diese Szene beendete. Er wies Monserat an, die Austern von Bord bringen zu lassen - so, wie sie waren -, und schickte sie dann mit freundlichironischen Grüßen an Noviel Residor und Paola Daschmagan. Gleichzeitig verabschiedeten sich auch die TLD-Leute ihre Gesichter waren eine einzige Grimasse des Missvergnügens -, während die Medienvertreter feixend ihr Material sortierten. Zehn Minuten später - es war inzwischen dunkel geworden - hob die ST. AMARINA von ihrem heimatlichen Raumhafen ab. Joskar Jankinnen hatte alle Lichter einschalten lassen, und so bot die startende ST. AMARINA einen erhebenden Eindruck, als sie sich auf die Reise nach Arkon machte. „Hoffentlich ist die Rückkehr ebenso beeindruckend", murmelte ich grinsend. Dann machte ich mich wieder an meine Arbeit. Und das war, dafür zu sorgen, dass Paola Daschmagan ihre Tage irgendwo in einer Waldeinsamkeit als strümpfestrickende Betschwester beschließen konnte...
     
    3.
     
    Vincent Garron tauchte knapp zehn Minuten nach dem Start der ST. AMARINA auf, in seiner Begleitung das Bluesmädchen Tuyula Azyk. Die junge Blue machte einen verstörten Eindruck; wahrscheinlich hatte Garron sie wieder einmal vorübergehend in einer Hypersenke untergebracht, die außer ihm niemand erreichen konnte. Tuyula Azyk hasste es, dort eingesperrt zu sein. Da aber Garron ihr klargemacht hatte, dass sie für seine Seelenruhe unabdingbar sei, hatte sie sich gefügt. „Wo bin ich untergebracht?" fragte der Mutant, kaum dass er seinen Teleportersprung an Bord der ST.
    AMARINA vollendet hatte.
    Solder Brant hatte es sich in einem breiten Sessel bequem gemacht und betrachtete auf einer großen Projektionsfläche die Bildberichterstattung von seiner Abreise. Als die TLD-Leute in den Berichten auftauchten und mit ihrer peinlichen Aktion begannen, grinste er breit. „Unmittelbar neben meiner Suite", antwortete der Kandidat dann. „Ich hoffe, du weißt das zu würdigen."
    „Ich weiß sehr genau, was meine Freunde für mich tun", gab Vincent Garron zurück. Der Tonfall besagte, dass er vielleicht wusste, wer ihm in welcher Weise half aber dass ihn das letztlich überhaupt nicht berührte. Wenn er Solder

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