1947 - Finale in Mirkandol
noch merken, was ihr an mir habt. Einen George Zima bootet man so leicht nicht aus. Joskar Jankinnen und Solder lächelten und verabschiedeten sich; ich wandte mich wieder meiner Arbeit zu.
An diesem Tag bestand sie darin, die terranische Öffentlichkeit daran zu erinnern, dass irgendwo im Sonnensystem ein gemeingefährlicher Psychopath namens Vincent Garron herumgeisterte, der bereits Tausende von Galaktikern auf dem Gewissen hatte und wahrscheinlich noch weitere Opfer finden würde. Der Terranische Liga-Dienst war offenkundig unfähig, diese Gefahr zu bannen. Die wenigen Bilder, die es von Vincent Garron gab, hatte ich in die Spots einbetten lassen. Unter anderem ein Jugendbildnis, auf dem er eher schüchtern und ziemlich verstört dreinblickte. Es gehörte nicht viel dazu, dieses Bild leicht, fast unmerklich zu verfremden, so dass aus den Augen des jungen Garron bereits der nackte Wahnsinn zu lodern schien. Auf einem der neueren Bilder ließ ich die Beleuchtung ein wenig verändern, Schlaglicht von unten, so dass sein Gesicht halb im Schatten lag und besonders unheilverkündend und bedrohlich wirkte.
Ein bisschen mulmig war mir dabei schon. Dass solche Manipulationen nicht ganz legal waren, scherte mich dabei wenig. Die anderen griffen in aller Stille zu ähnlichen Mitteln. Paola Daschmagan beispielsweise wurde immer so fotografiert und dargestellt, dass sie zwar durchaus attraktiv wirkte, aber nicht den Eindruck einer Männerfresserin machte, eher mütterlich und fürsorglich. Wenn ihr Bild in einem unserer Spots auftauchte, übertrieben wir diesen letzen Aspekt noch. Zu der immanenten, niemals ausgesprochenen Botschaft „Ich werde mich um euch und eure Sorgen kümmern!" fügten wir so, ebenso stillschweigend und unterschwellig, den Eindruck hinzu: „Weil ihr allein dazu nicht in der Lage seid!"
Wahlkampf ist die Kunst der Suggestion und Manipulation, und wie sagt der Volksmund? „In der Liebe und in der Politik sind alle Mittel erlaubt."
Der andere Aspekt beunruhigte mich weitaus mehr. Natürlich besaß ich eine Akte mit allen relevanten Informationen zu Vincent Garron, selbstverständlich vor allem jenen, die der normalen Öffentlichkeit nicht zugänglich waren. Daraus ging hervor, dass Garron ein ziemlich ungemütlicher Bursche war, sehr leicht zu kränken und überaus nachtragend. Wenn ich mein Spiel übertrieb, wurde er womöglich richtiggehend böse auf mich und konnte auf die Idee kommen, sich an mir zu rächen. Und wie wollte man einen mordenden Teleporter daran hindern, eines Tages bei mir aufzutauchen und mir mit seinen Parafähigkeiten den Schädel zerplatzen zu lassen? Das wäre noch ein schneller, schmerzloser und gnädiger Tod, verglichen mit dem, was er anderen angetan hatte. In der Akte befanden sich dreidimensionale Aufnahmen, und diese hatten mich tatsächlich entsetzt.
Eines musste man Joskar Jankinnen lassen: Der Milliardär verstand es auf jeden Fall hervorragend, auf der Klaviatur der Medien zu spielen. Knapp zwei Stunden nach unserer Unterhaltung gab es in den Medien kaum ein anderes Thema mehr als den bevorstehenden Start der ST. AMARINA. Der schwerreiche Joskar Jankinnen stellte dem kommenden Regierungschef von Terra seine private Luxusjacht ST. AMARINA zur Verfügung, für einen „Staatsbesuch" auf Arkon. Sehr beeindruckend gemacht, das musste ich zugeben.
Die ST. AMARINA, ein Kugelraumer aus terranischer Fertigung, hatte einen Durchmesser von einhundert Metern und war damit für ein Privatschiff beeindruckend groß. Noch imposanter, und die Medien berichteten lange darüber, war die Inneneinrichtung des Schiffes. Viel perfekte Technik, wohin man auch blickte - die ST. AMARINA besaß einen erstklassigen Bordsyntron, die besten Andruckabsorber, die man für Geld kaufen konnte, dazu Schutzschirme, die vielen Bedrohungen gewachsen waren. Lediglich ein Paratronschirm fehlte; dessen Einbau hatte man Joskar Jankinnen ebenso verboten wie eine schwere Bewaffnung. Die bei den mittelschweren Desintegratoren der ST. AMARINA reichten gerade dazu aus, kleinere Asteroiden aus der Flugbahn zu entfernen.
Auffällig bei der äußerst luxuriösen Inneneinrichtung der ST. AMARINA war, dass sie ausschließlich auf die Bedürfnisse von Menschen ausgerichtet war, an eine Anpassung für andere Galaktiker hatte man keinerlei Wert gelegt. Arkoniden wäre es beispielsweise - Arkon war eine sehr hell und heiß strahlende Sonne - an Bord zu kühl gewesen. Es war ein dezenter, aber sehr deutlicher Hinweis
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