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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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und umso ebener wurde der Grund. Schließlich kamen sie auf eine Ebene, und bald trafen sie, nicht weit vom Fluss entfernt, auf einen Palisadenzaun.
    Das Tor stand offen. Dahinter sah Aruula einen großen Hof und ein Dutzend zweistöckige Gebäude, hinter deren Fenstern Lichter brannten.
    Ein Mann, der an einen Ziehbrunnen stand und ein Reittier mit Schlappohren tränkte, erschrak bei ihrem plötzlichen Auftauchen so sehr, dass er einen am Boden stehenden Eimer ergriff und mit seinem Kurzschwert auf ihn einschlug, bis das Scheppern die Einwohner aus den Häusern lockte.
    »Wir sind gute Menschen!«, rief Sorban. Er blieb im Tor stehen und zeigte seine Hände vor. Die Horde verharrte hinter ihm. »Herr Ilmatz kennt uns! Wir waren vor elf Wintern hier und haben für ihn gearbeitet! Damals war Roschaan unser Häuptling – mein Vater!«
    »Dein Vater? Dann musst du Sorban sein!« Ein großer Mann mit schulterlangen blonden Locken trat vor. Er war besser gekleidet als die anderen und wirkte wie ein Herr.
    »Wudan schickt euch!« Er stiefelte Sorban entgegen, dessen Miene sich zu einem erfreuten Lächeln verzog. Herr Ilmatz und Sorban umarmten sich und klopften sich gegenseitig auf den Rücken. Die Leute des Freiherrn entspannten sich.
    Nachdem die Männer sich voneinander gelöst hatten, verbeugte sich Herr Ilmatz vor der Horde und sagte: »Ich bin froh, dass ihr gekommen seid! Ich kann eure Hilfe gut gebrauchen! Richtet euch in der alten Scheuer ein, und wenn ihr Hunger habt, lasst euch von Naáti und den Mamsellchen im Küchenhaus versorgen! Über alles Weitere reden wir morgen!«
    Er nahm Sorban an die Hand und zog ihn ins Haupthaus.
    Radaan, Sorbans Sohn, übernahm das Kommando. Er führte die Leute in die zugewiesenen Quartiere.
    Man legte das Gepäck ab und ging zum Küchenhaus, wo Naáti und die Mamsellchen ihnen eine sättigende Gemüsesuppe und altbackenes Brot vorsetzten.
    Als Aruula satt war und ins Freie trat, war es dunkel geworden. In einem Stalltor sah sie eine schlanke Mamsell in einem langen Gewand stehen, die sich mit einem jungen Herrn unterhielt, der einen Arm um ihre Taille legte.
    Am Himmel funkelten zahllose Sterne. Beim Anblick des Paares machte sich ein romantisches Gefühl in Aruula breit.
    Sie seufzte leise. Sie hatte heute so viel erlebt. Ihr schwirrte nicht nur der Kopf. Es fiel ihr auch schwer, die mentalen Impulse des jungen Mannes zu deuten, der plötzlich von irgendwoher kam und sie ansprach.
    »Na, Thoussi, wie wär’s denn mit uns beiden?«
    »Thoussi?« Aruula hatte erst siebzehn Winter erlebt, aber erinnern konnte sie sich höchstens an elf. »Mein Name ist Aruula!«
    Obwohl sie schon manchem Mann begegnet war, dessen Ausstrahlung ihr nicht missfiel, hatte sie ihr Herz noch nie richtig verloren und noch nie das getan, was die anderen Frauen »bocken« nannten. Natürlich hatte sie hin und wieder jene Symptome verspürt, an denen man erkannte, dass man sich verliebt hatte: das Absinken der Intelligenz auf die einer Kakerlake und ein jeder Beschreibung spottendes Verhalten.
    Doch abgesehen von einer Sparration Gefummel und Knutschen mit Jungs und Mädchen aus Dörfern, durch die sie gezogen waren, hatte Aruula sich noch nicht auf Ernsthaftigkeiten eingelassen.
    Dieser Abend, dachte sie, ist geradezu ideal, endlich erwachsen zu werden!
    »Ihr kommt aus dem Norden?« Der junge Mann, der Aruula nun durch eine Schwingtür rückwärts in einen Stall schob, in dem es vorwiegend nach Stroh, Mist und Ammoniak roch, hatte ein attraktives Gesicht und roch besser als jeder Mann ihrer Horde. »Ich heiße Kewin und finde, wir sollten uns näher kennen lernen…«
    Leider war sein Blick so berechnend, dass Aruula sich sofort abgestoßen fühlte.
    Sie widersetzte sich. Dies verblüffte Kewin. Er schien um seine Attraktivität zu wissen und ärgerte sich. Er konnte auch eine wichtige Person sein, die es nicht gewöhnt war, dass man ihr die Gunst versagte. Trotz ihrer Jugend wusste Aruula aus Erfahrung, dass nicht alle Menschen in Stämmen lebten, die ein Häuptling anführte.
    »Nimm die Finger da weg«, fauchte sie und versetzte Kewin eine Ohrfeige.
    »Au!« Der junge Mann fasste sich an die Wange. »Du hast mich geschlagen! Mich! Den künftigen Freiherrn!«
    Bevor Aruula auch nur O Wudan denken konnte, stürzte sich Kewin auf sie und warf sie auf einen Heuhaufen.
    Aruula erkannte erst jetzt, dass er höchstens zwei Jahre älter war als sie. Als sie es erkannte, wurde ihr klar, dass sie nun zwei

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