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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Ruinenstadt vordrangen, umso finsterer wurde die Umgebung und umso bizarrer wurden die Schatten, die, sobald man sich umdrehte, in alle Ecken zu huschen schienen, um sich zu verstecken.
    Die hiesige Tierwelt war so gruselig wie manche Pflanzen, die lebendig schienen, denn sie reckten sich den Frauen entgegen, winselten und ächzten auf unheimliche Weise und schnappten manchmal nach ihren Fersen.
    »Was für eine Welt«, keuchte Aruula.
    Kurz darauf sichteten sie zwei oder drei bleiche Gestalten, die über gut erhaltene Hausdächer flohen und von großen, Batera ähnlichen Wesen gejagt wurden, die aus der Ferne wie fliegende Dämonen aussahen. Sie erwischten die Bleichlinge am Ende des Gebäudes, wo sie mit ihren Krallen die quäkend um sich tretenden Gestalten in die Luft hoben und mit ihnen im Dunkel verschwanden.
    »Bei Wudan!« Aruula erhob sich aus der Deckung eines Mauerrests. »Was war das? Menschen fressende Dämonen?«
    Hella schüttelte den Kopf. »Fast alle Wesen, die hier leben, sind Mutanten, Rätzchen…«
    »Mir sind schon Mutanten begegnet«, erwiderte Aruula zitternd. »Aber aus welchen Grund leben sie hier, in diesem grauenhaften Land, wo fliegende Bestien sie verfolgen und misshandeln? Warum gehen sie nicht einfach fort?«
    »Sie können nicht.« Hella deutete seufzend in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Ihr Organismus hat sich an die hiesigen Lebensbedingungen angepasst. Sie brauchen das Dunkel. Draußen, im Sonnenlicht, würden sie verbrennen… Außerdem gibt es das widerliche Zeug, das sie fressen, draußen gar nicht. Sie würden verhungern.«
    »Du weißt ziemlich viel über diese…«, Aruula schaute sich um, »… Mutanten.«
    »Na schön«, sagte Hella. »Ich bin nicht zum ersten Mal hier. Ich hab’s dir verschwiegen, weil ich nicht wollte, dass du in meinen Kopf schaust und erfährst, wie es hier ist. Dann wärst du wahrscheinlich nicht mitgekommen.«
    Aruula nickte. »Richtig. Aber ich schaue nicht in anderer Menschen Köpfe, wenn es nicht sein muss.« Sie blickte sich um. Einen halben Speerwurf hinter Hella wuchs ein dunkelrotes Stielauge aus dem Boden und musterte sie. Ob es eine Pflanze oder ein Tier war, wollte Aruula gar nicht wissen; der Anblick war schauerlich genug.
    Hella winkte ab. »Die roten Stielaugen tun einem nichts. Sie beobachten nur.«
    »Warum?«
    Hella zuckte die Achseln. »Weil sie neugierig sind, nehme ich an.«
    »Pflanzen sind nicht neugierig.«
    »Vielleicht sind sie keine Pflanzen.«
    »Das vermute ich auch.« Aruula nickte. »Lass uns diesen Dingern aus dem Weg gehen.«
    Sie schlichen geduckt weiter – vorbei an Häusern, deren Türen und Fenster verrottet waren, schief in den Angeln hingen oder sich im Lauf der Jahrhunderte in Wohlgefallen aufgelöst hatten. Einmal, als sie lauschend innehielten, weil sie einen unheimlich klingenden Flügelschlag vernahmen, wollte Aruula sich an ein Stalltor lehnen, doch es gab nach und sie fiel wie durch dünnes Papier in den Raum dahinter und wirbelte eine riesige Staubwolke auf.
    Ihr Schreck war groß, doch er wurde noch größer, als ein Heer gigantischer Kakerlaken fiepend in alle Richtungen auseinanderspritzte. Hella half Aruula hoch. Als sie wieder auf den Beinen war, sah sie etwa ein Dutzend Boxen, in denen vermutlich einst Reittiere gestanden hatten. Jetzt lagen nur noch ihre Skelette und Schädel dort.
    In einer der leeren Boxen ragte ein Stielauge aus dem Boden, das sich, als Aruula auf es deutete, blitzschnell in den staubigen Erdboden zurückzog.
    »Lass uns verschwinden«, sagte sie leise. »Diese Dinger sind mir unheimlich.«
    Hella kicherte. »Was denn? Ist das der Rest der Viecher hier etwa nicht?«
    Sie ging voraus, Aruula folgte ihr.
    »Wusstest du eigentlich, dass es hier schon im zwanzigsten Jahrhundert mehr Religionen als Trunkenbolde gab?«, fragte die Walküre, vermutlich um sie abzulenken.
    Aruula wusste nicht mal, was das zwanzigste Jahrhundert war. Dass es mehrere Religionen gab, hatte sie gehört. Jene, die Wudan nicht huldigten, spielten allerdings keine große Rolle.
    Vor der Eiszeit hatten die Kristianer und die Islaami die größten Kulte betrieben. Heute waren sie so bedeutungslos wie die Anhänger des Kleinen Gottes Kukumotz. Zumindest hier in diesen Breiten. Wie es auf der restlichen Erdscheibe aussah, wusste Aruula nicht.
    Im Tal der Wuppoh hatte es laut Hella früher viele wundersame Dinge gegeben: Einwohner aus 182 Nationen; ein babylonisches Sprachengewirr; den Ollen Matt, von

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