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195 - Verloren im Outback

195 - Verloren im Outback

Titel: 195 - Verloren im Outback Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Namen Hollow Creek hochhielt. Dort stand an einem Holzzaun, von Gras umwuchert, ein alter Dampfkessel, der früher zum Waschen von Schafswolle gebraucht worden war.
    Jetzt gab er einen guten Windschutz ab, die richtige Stelle, um ein Lagerfeuer zu entfachen.
    Daa’tan machte sich an die Arbeit. Er schleppte Steine heran, die er zu einem kleinen Kreis aneinander legte. Holz und trockene Gräser gab es reichlich in Hollow Creek, und nachdem die Feuerstelle erst einmal hergerichtet war, dauerte es auch nicht lange, bis erste Flammen hoch züngelten. Daa’tan hatte einen Bratenspieß gefunden, den er zu benutzen gedachte.
    Allerdings musste erst geklärt werden, ob die Schlange bekömmlich war oder sich nach dem Verzehr mit einem grässlichen Tod bedankte.
    Hier halfen die Kukka’bus, wenn auch nicht mit Absicht.
    Sie hatten von den Dächern aus interessiert beobachtet, wie Daa’tan die Beute hinter sich her zog – fort von ihnen, hin zum Stadtrand. Er ließ eine Blutspur zurück, die appetitlich duftete.
    Einige der Vögel waren ihr gefolgt.
    Zu Fuß.
    Fünf große Kukka’bus stelzten wie Raben die Straße entlang; erst als schwarze Prozession hinter der Schlange her, dann neben ihr. Zuletzt hüpften sie auf ihren Rücken und ließen sich von Daa’tan ein Stück ziehen. Natürlich nicht tatenlos. Er konnte hören, wie ihre Schnäbel in das Reptilienfleisch hieben und saftig fette Brocken herausrissen.
    Daa’tan wartete, bis alle Vögel wenigstens ein Mal geschluckt hatten. Dann scheuchte er sie auf.
    Es war leicht, die Probanden im Auge zu behalten, während er das Lagerfeuer entfachte und mit dem Abziehen der Schlange begann. Die Kukka’bus hatten buchstäblich Blut geleckt, und da sie von Natur aus wenig scheu waren, blieben sie in seiner Nähe. Zwei hockten sich auf den Zaun, einer auf den Dampfkessel und einer direkt neben Daa’tan. Der fünfte war noch frecher. Er half beim Häuten, ruckte und zerrte an der Schuppenhaut, seine dürren Vogelbeine in den Staub gestemmt.
    Daa’tan überließ ihm die Pelle, spießte das vorbereitete Essen auf und hängte es übers Feuer. Keiner der Vögel zeigte Vergiftungserscheinungen, keiner starb. Der junge Mann nickte zufrieden. Er konnte die Schlange also unbesorgt verzehren.
    Seufzend lehnte er sich im Gras zurück und streckte die Beine aus. Was für ein Tag! Erst die Flucht mit der Roziere, dann die ernüchternde Erkenntnis, dass Victorius nicht der Freund war, den er sich erhofft hatte. Schön, der Afraner konnte nichts dafür, er stand unter dem Einfluss dieser Macht.
    Aber dadurch wurde es nicht weniger schmerzlich.
    Dann die unheimliche Fabrik! Daa’tan sah automatisch auf seinen Arm, als er an die Lagerhalle mit den vielen Leichen dachte. Irgendein Krankmacher musste dort in der Luft sein, und den hatte er abbekommen! Würde sich seine Haut jetzt auch verändern? Würde er enden wie der Kieselmann?
    Wahrscheinlich nicht, denn der Sandsturm hatte ihn dermaßen abgeschmirgelt, dass er jetzt überall noch rot und wund war.
    Ich wäre fast gestorben, dachte er. Wenn ich nicht erkannt hätte, wozu ich Pflanzen bewegen kann, wäre ich im Sand erstickt! Warum hat Grao mir nichts von dieser Fähigkeit gesagt? Er beugte sich vor und drehte den Schlangenspieß um.
    Weiß er nichts davon? Oder ist er genauso kalt und berechnend wie der Sol?
    Der Sol!
    Daa’tan fiel ein, dass er noch gar nicht geklärt hatte, wer nun die meiste Schuld trug an seinem viel zu kurzen Leben.
    Wen konnte er bestrafen? Wer sollte sterben? Jetzt war die Zeit, darüber nachzudenken. Hier, in der Einsamkeit der verlassenen Stadt. Unter den Sternen des Outbacks.
    Daa’tan verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Über ihm, auf dem Zaun, hockten die Kukka’bus und taten, als ob sie schliefen. Doch das Lagerfeuer verriet sie. Es spiegelte sich an ihren schwarzen Vogelaugen, wenn sie ihre heimlichen Kontrollblicke auf das Essen warfen.
    »Könnt ihr vergessen! Fangt euch selber was«, meinte Daa’tan träge.
    »Au!«, fügte er hinzu. Er hatte sich bewegt und war dabei mit dem Ellbogen an einen Pfahl gestoßen.
    Hatte der die ganze Zeit hier gestanden? Das musste er wohl, denn er sah steinalt aus. Daa’tan runzelte die Stirn.
    Wieso habe ich das Ding nicht bemerkt?
    »Komisch«, murmelte er, rollte sich auf die Seite und betrachtete den Pfahl etwas eingehender. Es konnte auch ein gewachsener Stamm sein. Er war graubraun, etwa einen Meter hoch. Das obere Ende sah aus, als hätte jemand ein paar

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