1952 - Alarm für Alashan
passieren konnte. Du warst dabei... In der Tat, er wusste es. Eine winzige Pritsche an Bord der GLIMMER, fast zu klein für eine Person, aber die beiden Personen darauf, Perry und Mondra, störten sich nicht im geringsten daran. Fallende Masken. Nicht nur die der Logiden, die sie an gelegt hatten, um sich unerkannt in Zophengorn einschleichen zu können. Der Gestank der Kohlenwasserstoffe aus dem Zweikomponentenkleber, mit dem die Ganzkörpermaske an ihnen befestigt war, hing ihm auch jetzt noch gelegentlich in der Nase. Es war ein höchst widerlicher Geruch gewesen, den er heute, Wochen später, allerdings in einer seltsamen Synästhesie der Sinne manchmal mit ganz anderen Wahrnehmungen verband: weiches, frisch gewaschenes Haar auf seiner Haut, straffe, junge Haut unter seinen Fingern. Nein, auch andere Masken waren gefallen: die der äußerlichen Gleichgültigkeit, unter der sich eine langgehegte, heftige Begierde verbarg. Die der zwangsweise oder freiwillig in Kauf genommenen Einsamkeit, die manchmal so sehr schmerzte, dass er es fast nicht mehr aushalten konnte. Die der erhabenen kosmischen Bedeutung als Sechster Bote von Thoregon, unter der sich manchmal der Wunsch, ein ganz normaler Mensch zu sein, schreiend Gehör verschaffte.
Tausend Gedanken.
Nach den ganz banalen die an seine Vergangenheit. Frauen. Thora, Mory, Orana, Gesil. Thomas, Suzan, Michael, Eirene. Söhne und Töchter, Töchter und Söhne. .Von einer Arkonidin, einer Plophoserin, einer Terranerin, der Inkarnation einer Kosmokratin. Und nun wieder ein Kind von einer ganz normalen Menschenfrau.
Was würde dieses Kind erwarten? War ihm nicht schon vorbestimmt, dass es auf die eine oder andere Weise in den Brennpunkt kosmischer Ereignisse gezogen wurde, nur weil er der Vater war? Mondra Diamond sah ihn an und schien zu ahnen, welche Frage ihm auf der Zunge lag. „Ein Junge, Perry", sagte sie. „Die Ärzte haben festgestellt, dass es ein Junge wird. Im Februar wird er zur Welt kommen." (Du darfst den Vater nicht verlassen!) Tausend Gedanken.
Perry Rhodan, Vater eines kleinen Jungen, der im Februar 1291 NGZ zur Welt kommen würde. Sohn des Sechsten Boten von Thoregon, der zu dieser Zeit vielleicht in unbekannten Regionen des Universums gegen Shabazza kämpfte. Dem die Koalition Thoregon zu dieser Zeit vielleicht einen ganz anderen, noch gefährlicheren Auftrag gegeben hatte. Der zu dieser Zeit vielleicht gar nicht mehr lebte. Perry Rhodan, Zellaktivatorträger, Sternenprinz, Mensch im Brennpunkt kosmischer Ereignisse, der die Antwort auf die Dritte Ultimate Frage hätte erhalten können, wäre er bereit gewesen, sie entgegenzunehmen. Ein Geschöpf, dessen Wirken an den Grundfesten allen Seins rüttelte und von dem vielleicht das Schicksal ganzer Galaxien, wenn nicht sogar des Universums selbst abhing.
Ein relativ Unsterblicher, der sich Fragen stellte: Was bezwecken die Kosmokraten, die Chaotarchen wirklich? Was bezweckt die Koalition Thoregon? Wer bildet diese Gruppe? Was bezweckt Shabazza tatsächlich, in wessen Auftrag geht er gegen die Koalition vor? Weshalb schreit mein Sohn? Weil seine Windeln gewechselt werden müssen, weil er einen Zahn bekommt, weil er ernsthaft krank ist? Wie soll ich diesem Kind erklären, fragte Perry sich, dass es in eine Welt hineingeboren wurde, deren Schicksal zum Großteil vielleicht von seinem Vater bestimmt wird, zum Besseren oder Schlechteren? Perry stellte sich der Verantwortung, wich ihr nicht aus. Doch in diesem Augenblick erkannte er, dass es, so widersinnig es auch klang, ein gewaltiger Unterschied war, ob man die Verantwortung für die gesamte Menschheit, eine gesamte Galaxis oder gar das gesamte Universum trug - oder die für ein kleines, schutzloses Kind, das einen glucksend lächelnd ansah und ungeschickt mit winzigen Fingern nach einem griff.
Tausend Gedanken.
Perry Rhodan war bekannt als Sofortumschalter, der blitzschnell auf jede neue Situation reagieren, sich auf eine veränderte Lage einstellen konnte.
Doch nun zögerte er überrascht, fast unmerklich, und Mondra Diamond bemerkte sein Zögern, nahm es zur Kenntnis und fragte sich, was es zu bedeuten hatte. Und Perry fragte sich, ob er mit diesem kurzen Zögern nicht mehr Porzellan zerschlagen hatte, als er je wieder kitten konnte. Dann hatte er seine Überraschung überwunden, eine Entscheidung getroffen, sich der Situation gestellt, und der klebrige Äther schien sich schlagartig aufzulösen. Er ging zu Mondra, nahm sie in die Arme, zog sie an
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