1954 - Flugziel Chearth
kurz vor dem Aufwachen steht, aber was momentan geschieht ist schon weitaus mehr, als wir nach den letzten sechzehn Tagen eigentlich erwarten durften.
Die Sicherheitsvorkehrungen ..."
„... sind ausreichend. Mhogena hat die Situation im Griff. Nur bei Tuyula bin ich mir dessen nicht sicher."
„Ich behalte sie im Auge", versprach Mangana. „Die hormonelle Umstellung macht ihr mehr zu schaffen, als sie jemals zugeben würde. Sie wirkt verunsichert. Möglicherweise ist ihre parapsychische Begabung schuld daran, dass sie die Pubertät besonders intensiv wahrnimmt. Sie sträubt sich immer noch dagegen, erwachsen zu werden."
„Sie fürchtet um ihre Fähigkeiten weil diese das einzige sind, was sie über die Masse hinaushebt. Du weißt, dass ihre Mutter sie früher bei Shows auftreten ließ und dass sie gerade deswegen von irgendwelchen Händlern entführt und verschachert wurde. Auch wenn die Mentalität der Blues von der menschlichen sehr verschieden ist - so etwas prägt den Charakter. Tuyula würde sich ohne ihre besondere Gabe verlassen vorkommen, wahrscheinlich sogar nutzlos."
Atlan dachte daran, dass die junge Blue als die größte positive Psi-Entdeckung der letzten Jahrzehnte bezeichnet worden war. Obwohl ihre Fähigkeit nur passiver Natur war. Auf Mimas war die Bezeichnung „Psi-Konverterin" geprägt worden. Tuyula Azyk hatte das Potential, die Fähigkeiten anderer Talente zu größten Leistungen zu puschen. Personen mit latent vorhandenen Fähigkeiten konnten in ihrer Nähe plötzlich Gedanken lesen oder Gegenstände schweben lassen. Auf Vincent Garron hatten Tuyulas Kräfte unterschiedlich gewirkt; seine Teleportergabe war nicht verstärkt worden, jedoch hatten vor allem seine suggestiven Möglichkeiten eine deutliche Verbesserung erfahren, ebenso seine Affinität zum Hyperraum.
Als Hyperceptor war Garron in der Lage, hyperphysikalische Vorgänge optisch und akustisch wahrzunehmen. Er hatte gelernt, Hyperraumsenken zu erschaffen, in denen er sich jedem Zugriff entziehen konnte, in die er aber auch Tuyula oft genug abgeschoben hatte. Zumindest Irma LaMashs dokumentiertes Verschwinden ließ vermuten, dass sie ein Opfer des Mutanten geworden war, obwohl Garron im Koma lag. Atlan hütete sich jedoch davor, diese Annahme publik werden zu lassen. Weder die Stammbesatzung der GILGAMESCH noch die Männer und Frauen an Bord der vielen zusätzlichen Einheiten, die zwischen den Modulen verankert waren, würden sich lange damit zufrieden geben. Die Medien hatten über Vincent Garron berichtet. Zu ausführlich, wie Atlan fand, denn niemand wollte mit explosionsartig aufgequollenem Schädel den Tod finden.
Schreckt der große Admiral vor dem Gedanken zurück, seine Mannschaften könnten meutern? lästerte der Extrasinn. Immer noch „kroch" die GILGAMESCH mit achtzig Prozent der Lichtgeschwindigkeit durch den Leerraum zwischen den Galaxien. Atlan hatte lediglich einen einzigen, allerdings schwerwiegenden Grund für diese Schleichfahrt: Vincent Garron hatte seine früheren Hyperraumsenken im Wachzustand erschaffen.
Derzeit lag er im Koma - und sowohl Tek als auch Irma LaMash waren während des Überlichtflugs verschwunden. Ließ sich daraus folgern, dass Garron sogar im Koma parapsychisch agieren gelernt hatte? Vielleicht weil er während des Metagrav-Flugs und trotz der schützenden Schicht der Grigoroff-Blase auf eine noch zu definierende Weise dem energetischen Niveau des fünfdimensionalen Raumes näher war?
Die Berechnung des Kontracomputers ergab eine Wahrscheinlichkeit von 78 Prozent dafür, die Auswertung der normalen Syntronik lag bei aufgerundet 54 Prozent. Zwanzig Minuten nach Dr. Manganas Anruf hatte Atlan Dao-Lin und Myles Kantor verständigt und sich über Transmitter zum medizinischen Sicherheitstrakt auf der MERLIN begeben. Er kam gerade noch zurecht, um Tuyulas Zusammenbruch mitzuerleben. Die Blue, die offensichtlich unmittelbaren körperlichen Kontakt mit dem Mutanten gesucht hatte, taumelte von seiner Antigravliege zurück. Sekundenlang schien sie völlig desorientiert, dann begann sie schreiend um sich zu schlagen, als kämpfe sie gegen einen unsichtbaren Gegner. Als ein Medoroboter sie festhalten wollte, brach sie bewusstlos zusammen. Ihre blassrosa Hautfarbe wich einem schmutzigen Grau, selbst der zartblaue Pelzflaum wirkte matt.
Julio Mangana und zwei junge Mediziner führten eine Reihe von Scans durch. Sie arbeiteten hastig, aber zielsicher. Ein Prallfeld hatte sich aufgebaut, das den
Weitere Kostenlose Bücher