Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1954 - Flugziel Chearth

Titel: 1954 - Flugziel Chearth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ab, die - sofern sie nicht von autorisierten Personen gestoppt wurden - eine Trennung aller Segmente vorbereiteten. Innerhalb von Minuten würde nicht nur die geschlossene äußere Formenergiefläche erlöschen, sondern das Schiff wie eine aufbrechende Samenkapsel nach allen Richtungen „explodieren".
    Reginald Bull hatte vor einiger Zeit den Vergleich mit der Samenkapsel gebraucht, der seitdem immer wieder von den Besatzungen aufgegriffen wurde. Keine Ortung im Nahbereich. Der Distanz-Scan zeichnete ebenfalls nicht. Rund vierhunderttausend Lichtjahre in Flugrichtung hing der verwaschene Schimmer einer zweiarmigen, schräg von der Seite zu sehenden Balkenspiralgalaxie. Mit einer Population von angenommen fünfzig Milliarden Sonnenmassen war sie vergleichsweise klein; ihre Helligkeit wurde von vorgelagerten Staubwolken gedämpft. Nicht einmal zehn Sekunden benötigte der Syntronverbund Merlin für die Auswertung aller relevanten Sicherheitssysteme. Als Synchronschaltung wurden die Ergebnisse gleichzeitig in die Modulzentralen überspielt. „Es besteht keine äußere Gefahrensituation", meldete Merlin. „Der Alarm wurde auf der RICO ausgelöst, deshalb bitte ich Atlan um eine Stellungnahme." Gerine, die Stellvertreterin des Arkoniden, verzog die Mundwinkel zu einem zynischen Lächeln. Seufzend ließ sie sich mit ihrem Kontursessel herumschwingen und bedachte Atlan mit einem durchdringenden Blick. „Sieht ganz so aus, als wäre unser Merlin doch nicht allwissend, was die Geheimnisse an Bord betrifft", stellte sie fest. „Geheimnisse?" fragte Atlan spitz. Dann sagte er: „Merlin!"
    „Ich höre, Atlan."
    „Zwei Personen werden vermisst. So lange die Ursache nicht bekannt ist, besteht weiterhin höchste Alarmbereitschaft."
    „Ich schlage vor: Beschleunigung der GILGAMESCH bis Eintauchgeschwindigkeit, jedoch Verbleib im Einsteinraum bis zur Klärung des Vorfalls. Dao-Lin-H'ay wurde bereits davon in Kenntnis gesetzt, dass Ronald Tekener sich nicht mehr an Bord befindet. Er verschwand im Tunnel zwischen den Modulen KENNON und VINAU, aber im Gegensatz zu dem Verschwinden von Irma LaMash gibt es in seinem Fall weder Augenzeugen noch eine Aufzeichnung."
    „Bemerkenswerte Details?" Die große, zur Ortungsstation gehörende Bildkugel links vom Kommandantenplatz hatte eben noch einige Dutzend weit entfernte Galaxien als fahle Lichtflecken gezeigt, abrupt wechselte die Wiedergabe. Jeder in der Zentrale der RICO fühlte sich jäh ins Hauptlabor des Zentralmoduls versetzt, aber jeder hatte einen etwas anderen Blickwinkel. Atlan stand optisch so dicht hinter dem massigen Gharrer, dass er unwill - kürlich mehrere Schritte zur Seite trat. Ziemlich im Bildmittelpunkt gab es eine Störung der Hologrammstruktur, die sich durch eine leichte Verzerrung der dahinter liegenden Aggregate bemerkbar machte. Das ist keine Störung, behauptete der Extrasinn.
    Zwei weitere Schritte ... Was eben noch wie ein flaches Ellipsoid gewirkt hatte, schien sich zusammenzuballen und eine Reihe plumper Auswüchse zu bilden.. Der optische Effekt war am ehesten einem Öltropfen in Wasser vergleichbar, der unruhig zitternd einer unsichtbaren Strömung folgte. „Ich bemerke eine seltsame Streuung. Was sagt die Analyse?"
    „Eine ähnliche Erscheinung tritt gelegentlich auf, wenn Deflektorfelder durch Frequenzüberlappung beeinträchtigt werden."
    „Ich nehme an, das ist nicht der Fall."„Diese Annahme bedingt, dass etwas Fremdes an Bord der GILGAMESCH erschienen wäre. Die Wahrscheinlichkeit dafür beträgt geringe 4,37 Prozent."„Angenommen, die Erscheinung wird durch die Ablenkung von Lichtquanten hervorgerufen ..."
    „Ein Gravitationslinseneffekt setzt die Verbiegung des Lichts im Bereich eines starken Schwerefeldes voraus. Ein solches wurde aber nicht registriert."
    „Also kann es sich nur um eine hyperphysikalische Erscheinung gehandelt haben, einen vorübergehenden Einbruch fünfdimensionaler Konstanten in das Raum-Zeit-Gefüge."
    „Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 74,38 Prozent."
    „Das wollte ich hören." Die eigenartige Verzerrung schien zu wachsen. .Innerhalb von Sekundenbruchteilen verdeckte sie den Körper der Mikrotechnikerin zu fast einem Drittel. Als Irma LaMash endlich in ihrer Arbeit innehielt, hatte sie schon keine Chance mehr. Sie verschwand innerhalb eines einzigen Augenblicks und ohne dass eine der umstehenden Personen in der Lage gewesen wäre, helfend einzugreifen. „Detailvergrößerung Irma LaMash!" befahl Atlan.

Weitere Kostenlose Bücher