1960 - Gefangene des Bordgehirns
einen Kern aus scheinbar amorpher Materie. Und so gering die Masse dieser Materie auch ist, sie scheint organisch zu sein."
„Dann müßte sie doch von Mikes Zellaktivator angegriffen werden", warf Gucky ein.
„Davor schützt sie die StrukturHülle. Die Masse kann also nicht nach Art einer Krankheit attackiert werden. Hinzuzufügen ist noch, daß die Struktur-Hüllen funktionale Eigenschaften besitzen. Es handelt sich also um kleine Mikro-Mäschinen noch unbekannter Funktion."
„Das hört sich ganz schön mies an", flüsterte Gucky. Sein Blick ruhte auf Michael. „Soll das denn heißen, daß auch ihr ihm nicht helfen könnt?"
„Wir sind erst am Anfang", antwortete Wojtyczek beruhigend. „Mit unseren Meßgeräten haben wir Spuren einer permanenten psionischen Strahlung nachweisen können. Sie liegt auf einer ähnlichen Frequenz, wie man sie früher bei dem Suggestor Ribald Corello gemessen hat - nur die Amplitude fällt mikroskopisch gering aus. Dennoch glauben wir, daß wir hier den Grund für Michael Rhodans mentale Beeinflussung gefunden haben."
Gucky und Icho Tolot hatten interessiert zugehört.
Nun fragte der Haluter: „Das scheint alles sehr wichtig zu sein, Professor. Aber wie kann man unseren Freund heilen? Gibt es denn keine Möglichkeit, die Chip-Partikel aus seinem Körper zu entfernen?"
„Wir wissen es noch nicht. 3,3 Millionen Operationen sind nicht zu schaffen, nicht einmal bei einem Zellaktivatorträger."
„Eine Blutwäsche vielleicht?" fragte der Mausbiber.
Wojtyczek schüttelte bedauernd den Kopf.
„Eine Blutwäsche würde vielleicht mehrere hunderttausend Partikel entfernen. Aber wie würde der Rest darauf reagieren?"
„Also?" fragte Cistolo Khan. „Wie stehen seine Chancen?"
Der Mediziner zögerte einige Sekunden mit der Antwort. Er sah seine Besucher der Reihe nach an.
Dann sagte er: „Nur eine unkonventionelle Methode kann uns jetzt noch weiterhelfen. Bis wir diese - falls überhaupt - gefunden haben, wird wohl noch einige Zeit vergehen."
In diesem Moment summte der Ring an Cistolo Khans linkem kleinen Finger. Er zog sich in eine Ecke zurück und nahm den Anruf entgegen. Er kam von Paola Daschmagan.
Als er nach zwei Minuten zu den anderen zurückkehrte, sagte er nur vier Worte: „Alarm" und: „Trokan, der Pilzdom."
7.
SOL, 31. Dezember 1290 NGZ
Immer noch stand das Schiff zwischen den Bahnen von Terra und Trokan, und immer noch flossen Datenströme von der Erde in die Speicher SENECAS.
Perry Rhodan und seine zwölf Begleiter hatten ihren gefährlichen Aufstieg begonnen und einen Rückschlag nach dem anderen erlitten. Nachdem sie zwei Tage lang erfolglos versucht hatten, einen unbewachten Weg in die SZ-1 zu finden, mußten die zehn. Einsatzagenten ausgetauscht werden, die die Zellaktivatorträger und Monkey begleiteten. Sie waren vollkommen erschöpft. Der Oxtorner hielt sich sehr gut, wenngleich auch ihm die Strapazen anzusehen waren.
Sie waren durch verlassene Schächte geklettert und hatten Wege genommen, die seit den Ereignissen auf Century niemand mehr betreten hatte. Sie waren an jene Bereiche in dem oberen Seitenflansch des Mittelstücks gestoßen, von denen niemand sagen konnte, wer oder was da noch lebte. Es war ein unbekanntes Land mitten im Schiff.
Aber immer wieder waren sie an Grenzen gestoßen, die nicht mehr passierbar waren. Immer wieder hatten sie neue Wege gesucht und waren zum Glück keinem einzigen Roboter begegnet. Die Suche hatte an ihren Kräften gezehrt. Am Ende hatte es nur den vorläufigen Rückzug gegeben.
Und jetzt, mit neuen Männern und Frauen ausgestattet, wagte Rhodan den zweiten Versuch. SENECA hatte noch in keiner Form reagiert, was soviel hieß wie: Er hatte entweder genug damit zu tun, die Spionagedaten von der Erde aufzunehmen und zu verarbeiten, oder er glaubte an eine bevorstehende Flucht mit den SOL-Kreuzern 13 bis 15.
Oder er stellt uns eine Falle, mit der wir gar nicht rechnen. Rhodan ertappte sich gelegentlich bei solchen Gedanken. Es war für ihn nicht nachvollziehbar, warum sich SENECA so extrem passiv verhielt.
Theoretisch könnte das Bordgehirn überall Sperren errichten. Warum machte es das nicht? Hatte es vielleicht gar kein Interesse daran, die Menschen komplett einzusperren?
Perry Rhodan und seine Leute waren immerhin oft genug an Wände gestoßen, die eine Sackgasse beendeten, aber auch an Schotte, die nicht zu öffnen waren. Sie hatten gezögert, sie unter Beschuß zu nehmen, weil eine Meldung
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