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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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verschlagen.
    Victorius’ Kichern riss ihn aus der Benommenheit. Der schwarze Prinz hatte sich inzwischen erhoben. »Nun, der Kaiser hat die Zeit gut genutzt. Ich habe nicht weniger als einhundertachtundneunzig Geschwister! Und du?« Er fischte eine kleine Schachtel vom Tisch, entzündete ein Streichholz und steckte die Öllampe an.
    Matt antwortete nicht auf die Frage, obwohl er an Ann denken musste, seine kleine Tochter, die er zusammen mit Lieutenant Jenny Jensen hatte, einer Pilotin seines ursprünglichen Geschwaders. Es war kein Kind der Liebe gewesen; man hatte sie beide zum Beischlaf gezwungen. [3] Trotzdem liebte er Ann über alles. Wo mochten sie und ihre Mutter jetzt sein? Sie zu finden schien bei den gegenwärtigen Umständen unmöglich.
    Er konnte nur hoffen und beten, dass sie noch lebten.
    Als Matt aus seinen Gedanken in die Wirklichkeit zurückkehrte, hatte sich Victorius von ihm abgewendet und sah aus einem der Fenster. Als Matt das Gespräch auf den Kaiser – der offenbar wie er selbst durch den Zeitstrahl der Hydree gegangen war – zurückbringen wollte, wandte Rulfan am Steuer den Kopf.
    »Wir werden das Ringgebirge bei Nacht überfliegen!«
    Matthew trat zu ihm. Vor dem Fenster bohrten sich die Umrisse des Gebirges wie die Zacken eines Riesenwarans in den Abendhimmel.
    »Folgendes«, hörten die beiden Männer Victorius’ Stimme hinter sich. »Euren Berichten entnehme ich, dass der Wandler ein böses mächtiges Wesen ist. Schlimmer als die Geister des Wildwaldes!«
    Matt verkniff sich die Frage, wer oder was die Geister des Wildwaldes waren. Das ersparte ihm eine der endlosen Geschichten, die Victorius gerne erzählte. Ohne sich umzudrehen, nickte er nur.
    »Der Finder wiederum ist auch ein mächtiges Wesen, aber ein gutes mächtiges Wesen!«
    Matt unterbrach ihn. »Daran haben wir unsere Zweifel.«
    »Ach ja, die Sache mit Madame Aruula, mon dieu!«
    Victorius ließ sich kopfschüttelnd auf die gepolsterte Sitzbank sinken. Plötzlich erhellte sich sein Gesicht. »Immerhin will er die Daa’muren und ihren Wandler um die Ecke bringen, und dazu braucht er Ihre Hilfe, Commander Drax. N’est-ce-pas?«
    »Wir wären nicht darauf eingegangen, wenn er uns nicht unter Druck gesetzt hätte«, entgegnete Rulfan an Matthews Stelle. Matt sagte gar nichts. Mit zusammengepressten Lippen starrte er aus dem Fenster.
    Der schwarze Prinz fuhr in seinen Ausführungen fort. »Der Finder hat seinen Kontakt zu Victorius abgebrochen. Ihr sagt, das sei nicht wichtig, ihr kennt den Weg. Doch was wird sein, wenn wir dort ankommen? Es wird den Daa’muren wohl nicht gefallen, dass Monsieur Drax ihren Führer umbringen will! Dann brauchen wir den Schutz des Finders.«
    »Brauchen wir nicht«, widersprach Matthew entnervt. »Wir dürfen nur nicht den Daa’muren in die Hände fallen. Ich hatte… nun, einigen Ärger mit ihnen. Seitdem betrachten sie mich als Primärfeind.«
    »Par bleu! Wie soll das funktionieren? Was, wenn Victorius sein Leben lassen muss? Er würde es nicht verkraften, nie mehr seine Heimat Afra wieder zu sehen.«
    Rulfan lachte leise, während die Stimme seines schwarzen Freundes im Hintergrund jammerte. Er vermied es, sich umzudrehen, und versuchte so ruhig wie möglich zu antworten.
    »Darum hat er uns ja in deinem Luftschiff losgeschickt. Wenn es dir gelingt, knapp über den Wandler zu fliegen, wird es ein Kinderspiel werden: Matt klettert an einem Seil runter, berührt den Wandler mit seiner präparieren Hand, und dann machen wir, dass wir weg kommen.«
    Victorius antwortete mit einem Röcheln.
    »Jetzt übertreibst du aber!« Rulfan befestigte das Ruder mit elastischen Bändern in der Kupferhalterung. »Es wird schon nicht so schlimm werden!« Ein krachendes Geräusch belehrte ihn eines Besseren.
    Rulfan und Matt wirbelten herum. Ihr Freund lag zwischen Kartentisch und Sitzbank auf dem Boden. Sein Körper wand sich unter Krämpfen.
    Matt sprang neben ihn und versuchte Victorius aufzurichten.
    Aber der schlug wild um sich.
    »Hey, ganz ruhig, ist ja schon gut.« Rulfan hob das Kinn des schwarzen Prinzen: Das Weiße seiner Augäpfel glotzte zur Decke. Schaum hing vor seinem Mund.
    Chira kam bellend herbei gerannt. Die Lupa reckte ihre Nase über Victorius’ zuckenden Leib. Ihr Bellen verstummte.
    Sie fletschte die Zähne und knurrte leise. Mit gesträubtem Nackenfell zog sie sich einige Meter zurück.
    Plötzlich setzte sich Victorius ruckartig auf. Seine Lippen formten unverständliche Worte.

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