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197 - Der Geist im Kristall

197 - Der Geist im Kristall

Titel: 197 - Der Geist im Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Zorn
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durchbohrte ihn nicht, sondern schwebte über dem Kopf des Daa’muren. Irritiert duckte sich der Lan. Gleichzeitig sank der gleißende Kristallsplitter tiefer.
    Mit dem Mut der Verzweiflung riss der Lan seine Klaue hoch und versuchte den Splitter fort zu schlagen. Funken sprühten. Flammen züngelten aus seiner Klaue, aus seinem Arm und schließlich aus seiner Brust. Der Echsenkörper zuckte und vibrierte. Schließlich krachte er zu Boden. Seine weit aufgerissenen Augen starrten ins Leere.
    Entsetzt sprangen die Daa’muren am Quarztisch auf. Die anderen Lan versammelten sich um den leblosen Körper.
    »Er hat sich selbst gerichtet.« Ora’sol’guudo streckte den Arm aus. Langsam schwebte der Kristallsplitter zurück in seine Klaue. »Es kann nur einen Sol geben, und der bin ich! Geh jetzt und nimm deine Daa’muren mit, Thul’lun’heeskel!«
    Der erwiderte nichts. Mit eingezogenen Schultern verließ er die Kammer. Seine Gefolgsleute hoben den toten Gefährten auf und trugen ihn hinaus. Am Eingang zur Höhle stießen sie beinahe mit Liob’lan’taraasis zusammen.
    Die Daa’murin hatte es eilig. Ihre grünen Augen glitten über den Toten. Aber sie unterdrückte jede aufkommende Frage und drängte sich an den Thuls vorbei. In der Kristallkammer begegnete ihr der Blick von Est’lun’bowaan: Seine Kälte erschreckte sie. Grao’sil’aana neben ihm wirkte abwesend. Der Sol spielte mit seinem Kontrograv-Modul.
    »Du hast nach mir verlangt?«, rief Liob’lan’taraasis in seine Richtung.
    Ora’sol’guudo ließ den Kristallsplitter unter seinen Schuppen verschwinden. »Ja, ich brauche dich hier!« Der Blick seiner gelben Augen glitt an ihr vorbei. »Grao’sil’aana, du hast ein Bündnis mit dem Wandler vorgeschlagen!«
    Während der Sol auf ihn zukam, verzog Grao keine Miene.
    Er erwartete das Schlimmste. Trotzdem blickte er ihm entschlossen entgegen. »Du weißt noch nicht, wie gefährlich der Finder ist. Seine Macht reicht bis an den Kratersee! Du selbst hast den gefangenen Anangu erlebt! Wir sollten uns mit dem Wandler gegen den Feind verbünden!«, sagte er mit fester Stimme.
    Als Ora’sol’guudo dicht vor ihm stand, legte er dem Sil seine Klauen auf die Schultern. »Aber hat der Wandler überhaupt vor, gegen den Finder zu kämpfen? Sieht es nicht eher so aus, als ob er vor ihm fliehen will? Sein Befehl lautet, den Zielplaneten verlassen! Willst du ihm wirklich folgen?«
    Grao’sil’aana spürte, wie die warme Aura des Sol ihn berührte und dessen Gedanken durch seinen Kopf strömten. Sie erleuchteten jeden dunklen Winkel seines Geistes, wie einst die Sonnen des Doppelgestirns Daa’mur beleuchtet hatten. (Du willst diesen Planeten nicht verlassen! Du willst Daa’tan nicht verlassen!)
    Irritiert schaute Grao’sil’aana in die gelben Augen des Sol.
    Es stimmte, er wollte die Erde nicht verlassen. Nicht bevor seine Aufgabe mit Daa’tan erfüllt war. Obwohl der Junge unerträglich war. Keiner der unzähligen Leq, die Grao je gelehrt hatte, war so anstrengend gewesen wie er. Trotzdem konnte Grao’sil’aana ihn nicht einfach sich selbst überlassen.
    Einerseits fühlte er sich Daa’tan gegenüber verpflichtet – andererseits wollte er ihn am liebsten loswerden. Diese widersprüchlichen Emotionen hingen eindeutig mit Daa’tan zusammen. Mit derlei Regungen wusste Grao’sil’aana nichts anzufangen; außerdem standen sie einem Daa’muren nicht an!
    Er ballte die Fäuste. Aber darum ging es hier doch gar nicht!
    Es ging um die Macht am Uluru! Warum wollte Ora’sol’guudo sich nicht anhören, was er vom Finder zu berichten hatte?
    Der mentale Griff des Sol wurde fester. Schmerzhaft umschloss er Grao’sil’aanas Geist. »Der Finder wird uns zerstören!«, keuchte er.
    Aber der Sol war anderer Meinung. »Habe Mut, mein treuer Grao’sil’aana, der Finder kann uns nicht schaden!« Er ließ den Sil los. »Ich werde das verhindern!«
    Grao’sil’aana taumelte nach vorne. Seine Klauen stützten sich auf die Granitplatte. Noch bevor er etwas erwidern konnte, wandte sich der Sol an Est’lun’bowaan und Liob’lan’taraasis.
    »Ihr habt Recht. Das oberste Ziel ist das Überleben unserer Spezies! Euer Plan, die Primärrasse zu unterwerfen, ist sinnvoll! Aber die Frage, ob der Wandler das zulässt, ist immer noch nicht beantwortet.«
    Liob’lan’taraasis öffnete die Lippen, um etwas einzuwenden.
    Der Sol ließ es nicht zu. »Nein! Wir werden nicht gegen den Wandler kämpfen!« Er drehte sich um und

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