1972 - Die Kosmische Fabrik
Lebensgefährtin, der eindeutig für ihn bestimmt war. Und er hatte ihn bei der Ankunft nicht bemerkt. Seiner Nase konnte er offenbar auch nicht mehr trauen. Früher wäre ihm das nie passiert. Der Duftstoff steckte voller Erregung. Sie hatte nichts mit ihm oder anderen Mitgliedern seines Volkes zu tun.
Die Galaktiker! Er hätte es wissen müssen. Es gab neue Nachrichten aus der Ferne. Mit einem entschlossenen Schlag seiner Schwanzflosse katapultierte sich Purrn aus dem Tunnel hinaus ins offene Meer. Die Arme eng an den Körper gepresst, verzichtete er auf ausgleichende Steuerbewegungen und legte seine ganze Kraft in die Beschleunigung. Wie ein Pfeil schoss er durch das Wasser und stieß nach links und rechts Orientierungslaute aus.
Auf diese Weise gelang es ihm, den exakten Abstand zwischen den Korallenbänken zu bestimmen und die Richtung zu finden. Ein paar Tiefseefische gerieten ihm in die Quere. Purrn scheuchte sie mit einem grunzenden Laut weg. Den Rest besorgte die sanfte Druckwelle, die sein Körper vor sich herschob. Die Fische trieben zur Seite und entgingen dadurch dem Zusammenprall mit seinem massigen Körper. Irgendwo hoch über sich entdeckte der Solmothe ein Licht. Erst wirkte der Kegel verschwommen, dann stach er grell herab in die Tiefe.
Es war ein Boot aus der Station. Die Terraner bezeichneten sie als Neptun Vier. Meistens folgten sie einem Ruf oder einer Einladung der Solmothen, wenn sie herabkamen. So wollten es die strengen Gesetze, die im Umgang mit dieser Welt und ihren Bewohnern galten. Purrn fand das gut.
Gleichzeitig fragte er sich bei allen Ozeanen des Universums, was jetzt los war. Er wusste nichts von einer Einladung. Auch andere Dinge schien er bei seinem Ausflug in die Tiefe verpasst zu haben.
Er hängte das Boot ab. Die Strecke bis zur Kontaktstelle legte er in Rekordzeit zurück. Dort, wo die Terraner die Anlage installiert hatten, brodelte das Wasser. Hunderte, nein, Tausende von Solmothen drängten sich um die Kontaktstelle. Purrn legte sich quer gegen die Bewegungsrichtung und bremste mit der Masse seines Körpers ab. Die Angehörigen von mindestens vier großen Korallenburgen hatten sich versammelt. In unterschiedlichen Höhen über dem Meeresboden bildeten ihre Körper verschiedene Wellennetze, als wollten sie eine Treibjagd veranstalten.
Der Solmothe schickte einen kurzen Laut an seine Lebensgefährtin. Ryschantal antwortete ebenso kurz. Es reichte gerade aus, dass er ihren Standort bestimmen konnte. Sie befand sich unten an der Kontaktstelle. Die Solmothen vor und unter ihm reagierten, gaben dann den Weg frei. Sie bildeten eine Gasse, der er nur zu folgen brauchte. Vor Überraschung entleerte Purrn einen Teil seiner Luftkammern. Ryschantal stand ganz vorne am Terminal. Sie war es, die kommunizierte. In hastigen Lauten gab sie weiter, was der Translator ihr vermittelte.
ES GIBT KRIEG!
Sie nahm seine Ankunft nur am Rande wahr. Zu aufwühlend war das, was die Kommunikationsstelle ihr mitteilte. Tief im Zentrum der Milchstraße war die Kosmische Fabrik MATERIA aufgetaucht, die bereits der SOL und den Solanern übel mitgespielt hatte. Aus den Berichten der Terraner und deren Medien wussten die Solmothen, dass es gegen das riesige Gebilde so gut wie keine Möglichkeit der Gegenwehr gab. Die Ansicht, dass den Zivilisationen der Milchstraße eine fürchterliche Gefahr aus MATERIA erwachsen konnte, setzte sich aber offenbar nur auf Zyan durch. Die Arkoniden, Akonen, Antis, Blues und viele andere Völker im Galaktikum waren nicht dieser Meinung. Als Folge davon hatte Camelots Anführer Perry Rhodan anscheinend nichts anderes im Sinn, als den drohenden Konflikt militärisch zu lösen.
Es kam noch schlimmer. Auf der großen Bildscheibe der Kontaktstelle erschien ein exotisches Gebilde. Purrn wusste, dass es sich um die SOL handelte. Rhodan hatte sie Shabazza abgejagt. Doch wozu hatte er sie zu seiner THOREGON VI auserkoren, wenn er sie gegen das unförmige Monstrum MATERIA in den Kampf und damit in die Vernichtung schickte? Purrn hatte die Terraner noch nie richtig begriffen. Die Neuigkeiten steigerten seine Verwirrung und verstärkten seine Vorbehalte gegenüber diesem Volk.
Für Ryschantal schien bereits alles klar und deutlich zu sein: Sie rückte ein wenig zur Seite und machte ihm Platz. Ihre rechte Hand berührte das gelbe Feld an der Bildscheibe. Es war die Wiederholungstaste. Die Übertragung begann von vorn und hämmerte ihnen die Informationen erneut in ihr Bewusstsein.
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