Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1977 - Transformation

Titel: 1977 - Transformation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
sie zu fressen. Plötzlich kamen immer mehr von ihnen herein, als ob es sich herumgesprochen hätte, dass es hier eine Mahlzeit für alle gab. Bald quoll der Raum von ihnen über, und der Festschmaus war so widerlich, dass Lotho Keraete sich auf seiner Liege wälzte und sich im Zustand der Trance erbrach.
    Endlich verließ der virtuelle Schatten die Stätte des Grauens und erreichte nach einigem Hinundherirren die Zentrale des Schiffes. Sie war halb leer, was kein Wunder war. Aber jene, die sich noch in ihr aufhielten, unterhielten sich laut in ihrer zirpenden, zischenden Sprache, und im Heim würde Nathan später wissen, was sie sich zu sagen gehabt hatten. Nach einer Stunde verließ der Schatten endlich das Schiff, und Lotho Keraete wurde erlöst. Die Roboter hatten ihn und die Liege bereits gesäubert und ihm zusätzlichen Sauerstoff zugeführt. Diesmal hatte er anscheinend kurz vor dem Tod gestanden.
    Wieder eine Stunde später stand er in der Zentrale und hörte Nathans Auswertung dessen, was der virtuelle Schatten gehört und gesehen hatte: „Unsere erste Einschätzung war richtig. Die CawCadd sind nicht nur Fleischfresser, die andauernd auf Nachschub von fremden Planeten angewiesen sind, sondern auch Diebe und Räuber. Das geht eindeutig aus ihren Unterhaltungen hervor. Wo sie landen, bringen sie Frischfleisch an Bord und plündern die Siedlungen und Städte. Es ist interessant zu erfahren, dass sie die Dreiheit in erster Linie deshalb in ihre orbitale Stadt eingebunden haben, weil sie den Gedanken nicht ertragen konnten, dass etwas, das direkt vor ihnen liegt, ihnen nicht gehören kann. Dieses seltsame, überaus aggressive Volk hat darüber hinaus eine Mythologie entwickelt, in die das Heim, der Sender und die HARQUIST immer stärker eingebunden werden - und zwar als die drei Pforten ins Totenreich, das einstmals im Normaluniversum entstehen und alle CawCadd in seinen Bann ziehen wird."
    „Sehr originell", sagte Lotho Keraete sarkastisch. „Es sind nach meinen Begriffen Bestien. Ich möchte nie wieder mit ihnen zu tun bekommen."
    „Das hoffen wir auch, Bolphor", versicherte James. „Schließlich sind wir für dich verantwortlich und dürfen dich keiner Gefahr aussetzen."
    In den folgenden zwei Wochen wurde Lotho von den Robotern weiter unermüdlich in Hyperphysik, fünfdimensionaler Mathematik, Mathelogik und anderen wissenschaftlichen Disziplinen geschult. Als die Lektionen für dieses Mal abgeschlossen waren, legten sie ihm nahe, sich wieder für einige Jahrzehnte schlafen zu legen. „Es ist das Beste für dich, Bolphor", versicherte James. „Sobald etwas Unvorhergesehenes geschieht oder der Ruf der Superintelligenz an uns ergeht, wecken wir dich auf."
    „Wie?" fragte Lotho. „In welchem Zustand werde ich dann sein?"
    „Mach dir darüber keine Gedanken, Bolphor. Wir tun nichts, was nicht unbedingt nötig wäre, um dein Leben zu verlängern."
    „Sehr tröstlich, wirklich", sagte Keraete, sah aber ein, dass er keine andere Wahl hatte, wenn er nicht über Gebühr die Recyclinganlage in Anspruch nehmen wollte. Und so ließ er sich wieder in Tiefschlaf versetzen - mit der festen Absicht, etwas zu unternehmen, falls er mit weiteren Verstümmelungen aufwachte.
     
    *
     
    Es war viel übler, als er es sich in seinen Alpträumen ausgemalt hatte. Sein erster Blick, als er sich erhob, fiel auf den linken Arm. Diesmal hatten ihn die Roboter wieder ausgezogen, und der Schock war groß, als er eine komplette Prothese aus dunklem Material erkannte. Aber schlimmer war noch: Der rechte Arm war ihm ebenfalls bis zum Ellenbogen amputiert worden!
    Diesmal standen und schwebten wieder ein Dutzend Roboter um James herum, so als habe er sich Verstärkung mitgebracht, um den Augenblick von Keraetes Erwachen zu erleben. Er streckte beide Arme aus und sagte beschwörend: „Beruhige dich, Bolphor! Die Amputationen waren nötig, weil die Recyclinganlage nur noch mit 83 Prozent arbeitet. Und bevor du dich aufregst, teste erst einmal die Prothesen. Du wirst sehen, sie sind besser als das Originalmaterial."
    „Das Originalmaterial waren Teile meines gottgegebenen Körpers!" schrie Lotho ihn an. „Geht mir aus den Augen! Los, verschwindet! Ich kann und will euch nicht mehr sehen!"
    „Aber...", wollte James einwenden.
    Lotho unterbrach ihn: „Tut, was ich sage! Verschwindet!"
    Da gingen sie, mit einem Roboter James an der Spitze, der den Kopf so hängen ließ wie ein äußerst trauriger Mensch. Fast tat er Lotho leid, aber

Weitere Kostenlose Bücher