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198 - Sohn und Dämon

198 - Sohn und Dämon

Titel: 198 - Sohn und Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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verschwamm vor ihren Augen, sie lächelte und begann unsinniges Zeug zu lallen.
    Doch nicht lange – der betörende Duft zog sie sanft durch ein aus Blüten geflochtenes Tor und hinüber in ein Land, wo hüfthohe Blumen sich in mildem Winde wiegten, wo Musik ertönte und nackte Jünglinge sie lachend empfingen. Einer umarmte sie und schwebte mit ihr über das Blütenmeer dahin…
    ***
    Das Tier war es gewohnt, geritten zu werden, denn kaum war Daa’tan auf seinen Rücken geklettert, beruhigte es sich und hielt still. Um seinen Hals hing eine Kordel aus geflochtenen Pflanzenfasern; vermutlich war es aus einer Koppel geflohen.
    Daa’tan lenkte es ein paar Mal um das Wasserloch herum.
    Er hielt sich an seinen langen Ohren fest und bearbeitete seine Flanken mit Knien und Fersen, als hätte er sich niemals anders fortbewegt als auf dem Rücken eines Malalas.
    Wieder eine Fähigkeit, die der junge Bursche nie gelernt hatte. Sie machte ihm Spaß.
    Brav wartete das Tier im übermäßig gewucherten Gras, als er noch einmal abstieg, um sich satt zu trinken. Danach schwang er sich erneut auf seinen Rücken. »Los, Roter! Trag mich zum Uluru!«
    Zwei oder drei Stunden lang galoppierte das Malala durch die sternenklare Nacht. Als im Osten der Silberstreif des neuen Morgens sich in den Nachthimmel schob, zeichnete sich im Norden ein dunkler Klotz im Sternenlicht ab.
    Der Uluru.
    »Vorwärts, mein roter Hüpfer, wir sind so gut wie am Ziel!«
    Daa’tan trieb das Tier an und beugte sich tief über seinen Schädel. »Vorwärts, immer vorwärts…!«
    Drei oder vier Kilometer vor dem Uluru zuckte plötzlich ein Schmerzensschrei durch Daa’tans Geist. Er riss an den Ohren des Malalas, das Tier pfiff erschrocken und stieg auf die Hinterläufe.
    »Still!«, zischte Daa’tan. Er lauschte atemlos. Und da – wieder ein Schrei in seinem Kopf! Es schnürte ihm das Herz zusammen. »Mutter«, flüsterte er. »Bei Sol’daa’muran, was ist mit dir…?«
    Es waren Schmerzensschreie seiner Mutter, die er auf mentalem Wege empfing. Wie einen vertrauten Geruch empfand er die charakteristische Signatur ihres Geistes. Starr vor Schreck lauschte er in die Dunkelheit. Angst würgte ihn, Entsetzen engte ihm den Brustkorb ein.
    Neu und überraschend war es für ihn, über solch große Distanzen hinweg mentale Impulse anderer Menschen empfangen zu können. Vielleicht lag es daran, dass dieser andere Mensch die Frau war, die ihn unter ihrem Herzen getragen hatte. Doch was spielten solche Fragen jetzt für eine Rolle? Jetzt kam alles nur noch darauf an, ihr so schnell wie möglich zur Hilfe zu kommen. »Vorwärts, Roter!« Er beugte sich wieder über den spitzen Schädel des Malalas und hieb dem Tier die Fersen in die Flanken. In großen Sprüngen setzte es über Geröll und dürres Gras.
    Wie ein Fiebertraum überfiel ihn die Vorstellung, die schwarzen Krieger könnten seine Mutter gefoltert, vergewaltigt oder gar getötet haben. Panik und Wut trieben ihm die Tränen in die Augen.
    Unförmige Konturen rückten näher. Menschen oder Steine?
    Noch war es zu dunkel, um beides voneinander unterscheiden zu können. Er zog sein Schwert – wer immer es wagen sollte, sich ihm jetzt in den Weg zu stellen, er würde ihm den Schädel spalten!
    Es war eine Gruppe von Sträuchern, er erkannte es bald an den Zweigen, die sich im kühlen Wind bewegten. Immerhin machten sie ihm bewusst, dass er in Gefahr war, von Spähern mit bloßem Auge entdeckt zu werden. Als der Uluru nur noch zwei Kilometer entfernt war, sprang er vom Rücken des Malalas, zog es zwischen die Sträucher und band es an einem starken Ast fest.
    »Ich komme bald wieder, Roter«, flüsterte er, »und ich komme nicht allein zurück, das schwöre ich dir.« Die blank gezogene Klinge Nuntimors in der Rechten, huschte er in die Dunkelheit.
    Er nutzte die Deckung von Gebüsch, Erdkuhlen, Felsbrocken und Geröllhaufen, um sich an den Uluru heranzupirschen. Um die oft Dutzende von Metern langen Distanzen dazwischen ohne Deckung zu überwinden, musste er sich auf sein Glück verlassen; und auf die Tarnung seiner zweiten Aura.
    Er war jung, er war stark und zum Äußersten entschlossen, und so erreichte er die ersten Behausungen des Telepathenlagers in weniger als fünfzehn Minuten. Den Rücken dicht an die Holzwand einer Hütte gepresst, verschnaufte er und spähte in die Dunkelheit.
    Noch war es dunkel, noch war der neue Morgen nicht viel mehr als eine Ahnung von Licht fern im Osten. Daa’tan horchte

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