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1980 Die Ibiza-Spur (SM)

1980 Die Ibiza-Spur (SM)

Titel: 1980 Die Ibiza-Spur (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Koffer durch, fand, was er suchte, lief wieder nach oben, stellte sich neben Maschke und winkte mit der Linken zur AURORA hinüber. Von drüben winkte niemand zurück.
Klaus hatte Guillermo Hentschel erkannt, winkte noch einmal. Wieder mit der Linken. Dann zeigte er Maschke, was er in der Rechten hielt. Es war die Eierhandgranate, die er, als im Wald von San Carlos die Munition verladen wurde, an sich genommen hatte.
»Donnerwetter!« sagte Maschke.
Klaus zog ab, zählte, hob die Granate in die Höhe, holte aus, warf, ging in Deckung, zog auch Maschke mit hinunter auf die Planken.
Er hatte gut gezielt, hatte auch die Nerven gehabt, mit dem Wurf lange genug zu warten. Die Granate traf das Brückenhaus, explodierte unmittelbar nach dem Aufschlag. Keiner von da oben war noch in der Lage, einen Schuß abzugeben.
Hemmerich stand wieder auf, startete, wendete, stellte die Maschine auf Automatik, steigerte die Geschwindigkeit. Rasch entfernte sich sein Boot von der AURORA, wozu aller Grund gegeben war. Die NINA mochte fünfzig bis sechzig Meter zurückgelegt haben, da folgte auf die relativ kleine Detonation, die die Männer auf der Brücke außer Gefecht gesetzt hatte, nun die große. Die AURORA, offensichtlich vor dem Start in Ca’n Jordi nicht entladen, explodierte.
Wie in einem Reflex duckten sich die drei Männer auf der NINA, hielten sich die Hände gegen die Ohren, so vehement war der Schlag gegen die Trommelfelle.
Sie richteten sich auf, blickten zurück, gingen sofort wieder in Deckung. Trümmerteile schlugen ringsum ins Wasser; ein Stück Eisen traf das Heck der NINA. Und dann kam die Woge. Sie hob das Boot, warf es ein Stück nach vorn, aber es schlug nicht um, fing sich. Und wieder richteten die drei sich auf, sahen zurück, sahen kein Feuer mehr, wohl aber den riesigen, fast schwarzen Rauchpilz.
Klaus stellte sich ans Ruderrad, schaltete auf Handbetrieb um.
»Ich glaube«, sagte Maschke, »jetzt sind wir einer ganzen Reihe von Leuten eine Menge Erklärungen schuldig.«
»Okay«, antwortete Klaus, »erklären wir’s ihnen. Also, ab nach Mallorca!«

XXXV.
    Die NINA hatte an einem der Kais von Palma festgemacht. Es war noch derselbe Tag, aber er neigte sich. Auf der Flybridge lag Maschke. Er blinzelte zufrieden in das Rot der untergehenden Sonne.
    Zwischen den Pollern, an denen die Leinen vertäut waren, gingen zwei bewaffnete Posten der Guardia Civil auf und ab, bewachten die NINA, bewachten die drei Deutschen, die mitten im Frieden ein Schiff versenkt hatten, nach Mallorca geflüchtet waren und sich dort am späten Vormittag der Polizei gestellt hatten.
    Vier Stunden lang waren sie verhört worden, die letzte davon in Anwesenheit des herbeigerufenen deutschen Konsuls. Dann durften sie auf ihr Boot zurückkehren. Frei waren sie allerdings noch nicht. Damit würde es, wie ihnen mitgeteilt worden war, noch ein paar Tage dauern. »Endlich Ferien also!« hatte Maschke darauf gesagt, seine Badehose angezogen und sich auf dem Fiberglasdach ausgestreckt. Die beiden Brüder waren in die Kabine gegangen. Klaus hatte Victor geholfen, beim Waschen, beim Rasieren, beim Anziehen. Nun saßen sie an dem kleinen Kajütentisch, tranken einen leichten roten Rioja.
    Victor trug eine Sonnenbrille. Er hatte, nach den langen Wochen im Stollen, noch Schwierigkeiten mit dem Licht. Sonst fühlte er sich gut. Am Nachmittag hatte man ihm zwischen zwei Verhören erlaubt, mit der Mutter zu telefonieren.
    Er trug Jeans, ein dunkelblaues kurzärmeliges Hemd, Tennisschuhe, alles Sachen von Klaus. Die auf den Tisch gestützten Arme sahen weiß und welk aus wie die eines Kranken. Auch die Blässe im Gesicht, durch die dunkle Brille noch betont, sah nach langem Leiden aus, aber auf die Frage seines Bruders, ob Hentschels Leute ihn gequält hatten, antwortete er:
    »Nein, abgesehen natürlich von dem Aufenthalt da unten, den man weiß Gott als Qual bezeichnen kann. Aber gefoltert haben sie mich nicht. Sie haben mir auch genug zu essen gegeben. Und wenn Hentschel mit mir sprach, was wohl sieben- oder achtmal geschah, fand das nicht unten im Stollen statt, sondern dann brachten sie mich auf die AURORA. Da hielt er mir seine Vorträge. Einmal dauerte es drei Stunden. Das Schlimme ist, gewisse Mißstände, die es ja tatsächlich bei uns gibt und die Hentschel wie etwas Auswendiggelerntes herunterbetet, sprechen scheinbar zu seinen Gunsten. Das macht ihn und seine Männer blind. Sie bedenken nicht, daß es zu jeder Zeit in jedem Staat Mißstände

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