1980 Die Ibiza-Spur (SM)
liegen dabei Seite an Seite. Während die Gefangenen umsteigen, behalten die Ruderer sich gegenseitig im Auge. Danach sieht jeder zu, daß er zu seiner Yacht zurückkehrt. Sollte während der Rückfahrt ein einziger Schuß fallen, so bedeutet das die Eröffnung eines Gefechts. Wir haben unsere sämtlichen Leute an Bord, und sie sind hervorragend bewaffnet. Alles klar?«
»Alles klar«, antwortete Hentschel.
»Wie geht es Javier?« fragte Julia Potter.
»Gut«, sagte Klaus Hemmerich. »Wir haben ihm nichts getan.«
»Wieso ist Herles verletzt?« wollte Hentschel wissen.
Maschke erwiderte darauf nur: »Selbstverschuldet.«
Dann stand er auf. »Also morgen früh um acht Uhr.«
Hemmerich faltete seinen Plan zusammen und steckte ihn ein, stand ebenfalls auf. Die beiden verließen das Lokal. Draußen wurden sie nicht belästigt. Sie stiegen in ihr Taxi, fuhren davon.
Immer wieder sahen sie aus dem Rückfenster, aber Hentschel schien ihre Drohungen beherzigt und keine Verfolgung eingeleitet zu haben. Sie fuhren zunächst aus der Stadt hinaus nach Norden. Auf der offenen Landstraße ließ sich noch besser feststellen, ob sie verfolgt wurden oder nicht. Sie blieben weiterhin unbehelligt. Nach etwa fünf Kilometern ließen sie das Taxi wenden. Sie kehrten nach Ibiza zurück, fuhren durch die Stadt. Im Zentrum stiegen sie aus, gingen auf getrennten Wegen zur Kirche Santo Domingo, hinter der sie ihren Peugeot abgestellt hatten. Sie sahen, bevor sie einstiegen, noch einmal in die Runde, entdeckten nichts Verdächtiges. Zehn Minuten später befanden sie sich auf der Carretera 731, die nach San Antonio führt.
Bevor sie am Morgen nach Ibiza gefahren waren, hatten sie eine Yacht gemietet, sie aber im Hafen von San Antonio liegenlassen. Auch jetzt kümmerten sie sich nicht um das Schiff, sondern sahen erst mal nach ihren Gefangenen. Sie fanden die beiden so vor, wie sie sie verlassen hatten.
Sie setzten sich wieder aufs Bett. »Du warst sehr gut«, sagte Klaus, und Jupp Maschke erwiderte: »Aber gefühlt hab’ ich mich ziemlich beschissen. Wenn sie uns bei dem kleinen Disput tatsächlich hätten gehen lassen, wäre es ganz schön heikel geworden. Wir hätten von uns aus umkehren müssen, und dann hätte Hentschel natürlich gefeixt. Gut, daß er das Weib dabei hatte, das dann ja auch prompt schwach wurde. Er selbst hätte diese kleine Zerreißprobe vermutlich souveräner überstanden.«
»Morgen früh, die Fahrt mit dem Dingi, die mach’ natürlich ich.«
»Eigentlich wollte ich sie machen, denn sobald das Dingi zurück ist, müssen wir mit Full Speed das Weite suchen, und ’ne Schiffsmaschine bedienen, das ist doch dein Job.«
»Ich zeig’ dir die paar Handgriffe, und außerdem bin ich dann ja auch schon wieder an Bord.«
»Okay.«
»Übrigens haben wir auch noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, bevor wir von hier abdampfen. Im ROCA LLISA anrufen und den Leuten sagen, daß noch heute ein Scheck an sie abgeht und daß Sie uns die Klamotten nach Deutschland schicken sollen. Auch hier in San Antonio ist noch einiges zu tun. Haustürschlüssel abliefern, Auto zurückgeben. Klingt verrückt in unserer Situation, aber eins, zwei, drei gibt’s deswegen Komplikationen, und man hält uns fest. Und wohin bringen wir Herles? Hentschel und seinen Leuten dürfen wir ihn tatsächlich nicht ausliefern. Die würden ihn umbringen.«
»Um halb fünf morgen früh«, sagte Maschke, »wenn wir an Bord gehen, nehmen wir unsere sämtlichen Sachen mit und geben dieses Haus auf. Der Schlüssel kommt in einen Briefumschlag, den wir bei der Agentur in den Kasten stecken. Mit dem Autoschlüssel machen wir es ähnlich, werfen ihn, sobald wir den Wagen nicht mehr brauchen, beim nächsten Avis-Schalter in den Brief schlitz, zusammen mit einem Zettel, auf dem wir mitteilen, wo das Auto steht. Javier können wir unmöglich gefesselt über die Mole führen, nicht mal morgens um halb fünf. Der Hafen ist bestimmt beleuchtet, und da liegen, wie wir gesehen haben, ein paar hundert Boote herum. Da braucht bloß irgendwo ’ne Fete im Gange zu sein, oder ein paar Skipper wollen früh auslaufen, dann haben wir die Polizei im Kielwasser, wenn Hentschel in Ca’n Jordi noch nicht mal die Anker gelichtet hat. Wir fahren gleich mal los und suchen ein verstecktes Uferstück. Dahin gehe ich mit Javier, während du das Boot herumholst. Und Herles lassen wir hier. Mein letzter Handgriff in diesem Haus ist dann das Durchsäbeln seiner Fesseln. Danach kann er gehen, wohin
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