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1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Dioxin-Leger. Die Fässer sind genau wie unsere, nur daß man sie bepinselt hat.«
»Darum«, antwortete Felix, »wollte ich sie euch wenigstens mal zeigen. Stellt euch vor, man würde einfach fünf von den Dingern austauschen! Dies ist das absolute Zentrum von Acapulco.«
»Aber gibt’s hier auch ’ne Sanduhr?« fragte Fernando.
»Da ist doch gleich das Wasser!«
Felix legte seinen Arm um die Schulter des Spaniers.
»Eine bessere Sanduhr könntest du in der ganzen Stadt nicht finden. Es stimmt, da vorn gibt’s zwar Wasser, aber es ist der Hafen! Und da drüben«, er zeigte voraus, »liegt die dichtbesiedelte Halbinsel De las Playas . Dahin würde bei ablandigem Wind unsere Wolke ziehen, und von dem, was vorher runterginge, fiele ein Teil auf den riesigen Yachthafen, der dieser Mole genau gegenüberliegt und in dem es von Schiffen und sailors nur so wimmelt. Na, und bei entgegengesetzter Windrichtung läge die ganze dichtbesiedelte Altstadt mit zócalo und Kathedrale und Verwaltungsgebäuden in unserer Keule.« Er trat an eins der Fässer heran, strich mit beiden Händen über das rotglänzende Metall. »Aber es geht nicht«, sagte er dann, »hier ist immer Betrieb, selbst nachts um zwei, um drei, um vier!«
Sie überquerten die Costera Miguel Alemán , betraten noch einmal die plaza , gingen weiter, hielten auf die Kathedrale zu. Felix sah auf die Uhr. »Schon halb zwei!« sagte er.
»Aber wenn ihr auch hundemüde seid, den Rest unserer Sightseeing -Tour müßt ihr noch überstehen. Ich will euch die sechs Hotels zeigen, in deren obersten Etagen die Lautsprecher angebracht werden, und dann die anderen Standorte für Mister Di. Einer ist übrigens auf der Halbinsel, so daß der Yachthafen auch mit einbezogen wird. Und auf der Rückfahrt sehen wir uns die Bucht von ganz oben an, mit sechs Stopps, nämlich überall da, wo wir nächste Woche ein Päckchen TNT verstecken. Nein, fünf Stopps, denn Leo will ja seine special show auf dem Bischofsfelsen. Er hat recht: Es gibt bestimmt ’ne tolle Optik, wenn auf dem Wasser, direkt vor den großen Hotels, das Feuerwerk losgeht und die Fetzen fliegen.«
»Wann ist es eigentlich soweit?« fragte Georg.
»Ich schätze, in acht bis zehn Tagen«, antwortete Leo.
»So spät erst?« Georgs Enttäuschung war nicht zu überhören. Auch Fernando war erstaunt. »In drei oder vier Tagen sind die Fässer vergraben und die TNT-Päckchen verteilt, und dann brauchen wir doch nur noch einen Tag für die Lautsprecher, höchstens zwei!« sagte er.
Aber Leo antwortete: »Ihr vergeßt die vielen Tests an unseren Geräten und die Umbauten auf der Yacht. Und wir brauchen auch eine Probefahrt. Richard läuft in die Bucht ein, und wir sind an Land, sind bei den Fässern, den Sprengladungen und den Lautsprechern. Letztere werden danach allerdings wieder in die Koffer gepackt, damit man sie nicht vorzeitig entdeckt. Diese Generalprobe ist wichtig, weil alle Systeme überprüft werden müssen. Stellt euch vor, wir kündigen eine Sprengung an, geben die genaue Uhrzeit durch, dann ist es soweit, die Leute warten auf das Feuerwerk, und nichts passiert! Also, jede einzelne Funkverbindung muß überprüft werden, ebenso jeder Lautsprecher. Und in einem Hotelzimmer muß ein drahtloses Sprechgerät installiert werden, damit wir jederzeit mit unseren Verhandlungspartnern reden können.«

12.
    Von seinem Turmfenster aus sah Paul Wieland das Mädchen aus Hamburg vor dem Jasmin stehen. Es war Abend. Im Garten brannten die Lampen, und eine von ihnen strahlte Petra Nitze so hell an, daß er Einzelheiten erkennen konnte: das blonde Haar, das Streifenmuster auf dem Sommerkleid, die Hand, die einen Zweig herunterbog, die weißen Blüten vor dem Gesicht.
    Er stand auf, verließ das Zimmer, ging hinunter in den Garten, aber nicht gleich zu den Jasminsträuchern. Er schlug einen Bogen und kam dann von der anderen Seite, ging aufs Haus zu, näherte sich der Stelle, an der sie stand.
    Sie hörte seine Schritte, drehte sich um.
»Passen Sie auf, daß Sie keine Kopfschmerzen kriegen!« sagte er. »Der Blütenduft ist süß und schwer, und er macht benommen.«
»Mir scheint«, antwortete sie, »ganz Acapulco macht benommen, aber auf eine angenehme Weise. Seit ich hier bin, bilde ich mir ein zu schweben. Neulich, als Sie uns vom Flughafen abholten, sagten Sie, für Sie sei es der schönste Platz auf Erden. Ich kann das jetzt verstehen.«
»Es gefällt Ihnen also bei uns?«
»Ja. Und ich habe beschlossen, in Zukunft so

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