Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1986 Das Gift (SM)

1986 Das Gift (SM)

Titel: 1986 Das Gift (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
Vom Netzwerk:
sparsam zu leben, daß ich jedes Jahr wiederkommen kann. Dann fahre ich nicht so schweren Herzens von hier weg.«
»Sie sind doch gerade erst angekommen.«
»Das stimmt, aber Ferien haben ein ganz eigenes Zeitmaß. Die erste Woche vergeht langsam, weil man nicht nachzählt. Man läßt sich einfach hineinfallen in den Urlaub, immer dieses Riesenguthaben vor Augen. Doch irgendwann fängt man an, die Zeit zu zählen, und dann geht’s rapide bergab. Die letzten drei Tage vergehen wie im Fluge.«
»Ich kenne eine gute Methode, mit der man die Ferien verlängern kann.«
»Irgendwas Meditatives? Mit einem Trick im Kopf?«
»Nein, ganz real. Und sehr leicht durchführbar.«
»Sie meinen, eine Woche oder zwei dranhängen? Das kann ich nicht.«
»Nein, anders. Man schläft einfach weniger, und das ist in Acapulco leicht zu schaffen. Drüben in Deutschland brauchte ich immer acht Stunden Schlaf, aber hier komme ich mit sechs aus. Und das geht vielen so. Also: weniger schlafen! Und schon heute damit anfangen!« Er sah auf die Uhr. »Es ist halb zwölf. Sie leihen sich jetzt zwei oder drei Stunden von morgen aus, und beim Aufwachen werden Sie feststellen: Sie brauchen sie nicht mal zurückzuzahlen, denn Sie sind ja in Acapulco.«
»Klingt gut, aber …«
»Bitte kein Aber! Wenn Sie Startschwierigkeiten haben, bin ich gern bereit, Ihnen zu helfen. Mit anderen Worten: Ich lade Sie ein zu einem Drink. Sie dürfen wählen, wohin es geht, ins MOROCCO oder ins CRAZY LOBSTER, ins PONCHO oder ins TÍO ALEX. Oder wenn Sie sich wohler fühlen bei Teddy Stauffer …«
»Mir sagen diese Namen nichts, außer, daß sie ziemlich exotisch klingen. Das heißt, von Teddy Stauff er hab’ ich schon mal gehört.«
»Ja, er war einer der großen bandleader in Europa, aber das ist lange her. Er lebt seit Jahrzehnten hier und gehört zur Geschichte dieser Stadt. Er hatte die Idee mit den Felsenspringern.«
»Dann muß er schon sehr alt sein. Mein Großvater hat mir mal erzählt, daß er ihn auf Sylt im TROC ADERO erlebt hat, in den dreißiger Jahren.«
»Ja, alt ist er, und er hat auch schon seine Memoiren geschrieben. Titel: Forever is a hell of a longtime. Ich nab’ das Buch gerade gelesen. Es hat eine verrückte Widmung: This book is dedicated to Alberta, Alice, Amparo, Antoinette, Agnette, Astrid … , dann kommen die Namen mit B, Barbara, Bella, Betty, dann die mit C, D, E und so fort, das ganze Alphabet bis hin zu Zita und Zayne. Hundertfünfzig sind es, und das paßt natürlich auch zum Titel.«
    »Und also auch zu seinem Leben?«
»Wahrscheinlich.«
»Und vielleicht sogar zu Acapulco, ich meine, ganz allgemein zum Leben hier. Womöglich bin ich die vierundachtzigste, die Sie zu neuen Schlafgewohnheiten überreden wollen.«
    »Ich schwöre Ihnen, Sie sind die erste. Aber vielleicht möchten Sie die Methode lieber ohne mich ausprobieren. Drinnen wird Canasta gespielt und auch Bridge; da wären Sie bestimmt willkommen.«
    »Nein, nein! Ich bin mehr für einen kleinen Ausflug mit Ihnen, ich will nur meiner Freundin Bescheid sagen und was anderes anziehen.«
    »In zehn Minuten in der Halle?«
»Okay.«
Er hatte sich für den offenen Jeep entschieden, hatte gesagt: »Die Luft gehört nun mal dazu.«
Und sie hatte geantwortet: »Ja, sie ist wie Seide auf der Haut.«
    Er sah kurz zu ihr hin und freute sich über das lange blonde Haar, das im Fahrtwind flatterte. »Wohin soll’s gehen?« fragte er. »Möchten Sie einen Platz mit Musik oder lieber ohne?«
    »Da no music ein Motto Ihres Hauses ist, wollen Sie sie woanders wohl auch nicht hören.«
Er lachte. »So kommt man in Verruf! Ich hab’ Musik gern, so lange man mit ihr keine Umweltschäden erzeugt. Gehen wir doch in die Bar des HYATT CONTINENTAL! Da gibt’s eine Mariachi -Kapelle, die die alten mexikanischen Lieder spielt, und sie macht auch mal ’ne Pause, wie es sich gehört.«
»Einverstanden.«
Sie parkten an der Costera , betraten das Hotel und durchquerten sein geräumiges Foyer. Wieland kannte sich aus, denn hier hatte er, als das Haus noch zur Hilton-Kette gehörte, drei Jahre lang gearbeitet.
»Statt der mondänen Bar könnte ich Ihnen auch etwas ganz anderes vorschlagen, einen Hochsitz am Wasser sozusagen. Das Hotel hat ein Lokal auf Pfählen, zum Strand hin offen.«
»Das würde mir gefallen.«
So machten sie kehrt, gingen noch einmal durch die Halle, und eine Weile später saßen sie in dem Pfahlbau. Der Kellner brachte die Weinkarte, aber Petra wollte es zünftiger, bestellte

Weitere Kostenlose Bücher