1988 - Die Diener der Materie
hatte.
„Knotenrechner in der SZ-1 ist wieder auskunftsbereit", meldete der Bordcomputer lakonisch.
„Versorgungsschott 66c-2 wieder verriegelt."
„SENECA! Paratronschirme wieder hochfahren!"
„Sind hochgefahren."
Eine blaue Glocke aus fünfdimensionaler Energie verhüllte das Schiff, gegen das Leuchten der Akkretionsscheibe am Dengejaa Uveso beinahe unsichtbar.
Rhodan konnte auf einem altertümlichen Orterschirm die Kapsel näher kommen sehen. Aber nun war sie wieder außerhalb.
Der mentale Druck kehrte mit einer Macht zurück, gegen die der erste Angriff sich lächerlich ausnahm.
Es war zu spät, Rhodan empfand eine instinktive Sicherheit, daß sie nicht mehr verlieren konnten.
„Auf fünfzig Prozent Licht beschleunigen, sofort!" kommandierte Rhodan.
SENECA steuerte die SOL in den Plasmastrom zurück.
Innerhalb weniger Sekunden war die Lamellenkapsel wieder heran, doch Muel-Chen, der ihr den Schirm noch einmal hätte öffnen können, lag ohne ein sichtbares Zeichen von Leben am Boden.
47 Prozent.
48.
SENECA steuerte das riesenhafte Hantelschiff im Alleingang, nun, da das Bioplasma durch Rakanes Hilfe lahmgelegt war.
Fünfzig.
SENECA meldete: „Schiff tritt in den Hypertakt ein."
Der Druck war von einer Sekunde zur anderen weg.
Es wurde dunkel. Nicht deshalb, weil die Beleuchtung der Zentrale ausgefallen wäre, sondern weil Rhodan im Begriff stand, das Bewußtsein zu verlieren.
Er wollte zum Mausbiber Gucky, zu Roman Muel-Chen, aber es gab nichts mehr, was er tun konnte.
Ist die Kapsel noch da? wollte er fragen. Ist sie noch...?
4.
Person: Torr Samaho
Lokation: Galaxis Erranternohre, das Plateau
Kosmische Vergangenheit: Die Öffnung der zehnten Konserve
Torr Samaho hatte es geschafft: Er streckte seine baumdicken Zyklopenarme aus, er nahm alle Kraft zusammen und katapultierte sich förmlich über den Felsengrat auf das Plateau.
Das Walzenraumschiff des Roboters Cairol erfüllte den Himmel von Horizont zu Horizont mit einem düsteren Kobaltblau.
Was anderen bedrohlich erschienen wäre, stellte für ihn die pure Hoffnung dar. Endlich... nach einer Zeit, die ihn beinahe um den Verstand gebracht hätte.
Samaho richtete seine frisch erworbenen Parasinne auf das Raumschiff. Er fand keine Spur von Leben, nichts, was er in seinen suggestiven Bann ziehen konnte, kein Ziel für einen Angriff. Cairol war ein Roboter, und auch seine Besatzung mußte demnach robotisch sein.
Obgleich das Raumschiff nur wenige hundert Meter entfernt am Himmel stand, offenbarte sich keine Möglichkeit, mit Cairol Kontakt aufzunehmen. Samaho hätte schreien mögen. Aber das schien ihm sinnlos, weil seine Anwesenheit auf dem Plateau ohnehin in der Walze bekannt war.
Was, wenn das Schiff nur eine unbekannte Verrichtung zu Ende brachte, wieder aufbrach und Samaho weitere zwanzig Jahre allein ließ? Er versuchte, den Gedanken von sich fernzuhalten.
Ein Geräusch ließ seinen Zyklopenkörper zusammenzucken.
„Das ist nicht..."
Jemand mußte am Gebäude sein!
Er warf sich herum und stürmte über den Kies, der das Plateau bedeckte.
Die Tür stand offen. Vor dem Nahrungsautomaten breitete sich auf dem Boden eine schmierig schimmernde, von Nahrungsbrocken durchsetzte Lache aus, deren Anblick Samaho schockierte. Es handelte sich um eine Speise, die er nie erhalten hatte und die für eine fremdartige Form von Metabolismus gedacht sein mußte. Entweder der Besucher war nicht mit dem Roboter Cairol identisch, oder Cairol hatte einen Begleiter mitgebracht.
Von der Lache führte eine ebenfalls schmierig schimmernde Spur in Richtung Maschinenhalle. Wer auch immer sich in dem Gebäude befand, er konnte ihm nun nicht mehr entkommen. Es gab nur einen Zugang zur Halle, und der wurde von Torr Samaho blockiert.
„Ich komme jetzt...", hörte er sich murmeln.
Mit ungelenk wirkenden, wiegenden Schritten schritt Samaho durch den Korridor zum Eingang der Halle.
In der Schwelle blieb er stehen. Sein Blick fiel auf die gegenüberliegende Wand. Eine der zehn Konserven, die in die Wand eingelassen waren, hatte sich geöffnet. Unter einer gleißenden Haube aus Licht lag auf einem metallenen Polster einer der sechs Meter großen, anscheinend leblosen Zyklopenkörper.
Davor ragte eine zwei Meter zwanzig große, zutiefst formvollendete Gestalt empor. Das Metall, aus dem der Körper bestand, schien auf eine eigentümliche Weise lebendig zu sein, und trotz ihrer äußeren Harmonie umgab eine Aura von Macht die
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