1988 - Die Diener der Materie
Jahre lang. Auf dich mußte ich zwanzig Jahre warten, Paradyn Smonker."
Sie harrten einen Tag lang aus, ob die unsichtbaren Serviceroboter des Gebäudes den Froschleichnam beseitigen würden. Aber nichts geschah.
Samaho war sich über das psychische Problem im klaren, das der leblose Körper für Smonker darstellen mußte.
Wenn das Gebäude über eine Recyclingvorrichtung verfügte, wußte er nicht, wo sie sich befand und wie sie zu bedienen war.
Sie beschlossen, den Froschkörper über den Felsengrat zu werfen.
Für die Zyklopenkörper stellte das Gewicht von achtzig Kilogramm keine Belastung dar. Smonker stieß den Frosch in den temporalen Nebel hinab - er vollzog die schmerzhafteste Form von Abschied persönlich -, dann sprachen sie zwanzig Tage lang nicht miteinander.
Torr Samaho fragte sich, wie sein neuer Gefährte mit dem Zyklopenkörper fertig wurde. Für ihn als amphibisches Wesen mußte der Sprung noch schwieriger sein als für den ehemaligen Crozeirenprinzen.
Sie mochten einander nicht, und sie benötigten nicht sehr lange, um die gegenseitige Abneigung herauszufinden.
Doch sie waren aufeinander angewiesen, weil es keine andere Gesellschaft gab. Ihre Verständigung verlagerte sich auf eine nonverbale, psionische Ebene.
Samaho gebrauchte Paradyn Smonker als Trainingspartner, als Schleifstein für die rohe Gewalt seines Geistes, er benutzte ihn als Partner zur Erzeugung der crozeirischen Sphärenmusik. Umgekehrt war es Paradyn Smonker, der wochenlange Traumreisen durch einen Ozean aus Schlick unternahm und sich von Samaho in die Realität zurückziehen ließ, wenn er in parallelen Welten die Orientierung verlor.
Torr Samaho spürte, daß sich in seinem Inneren eine Veränderung vollzog.
Die Ideen seiner Jugend und seiner Adoleszenz, die Gedanken aus der Phase, als er sein Crozeirenvolk getötet hatte, wurden zu fernen Nichtigkeiten. Welche Bedeutung besaß ein Völkermord angesichts der Dienste, die er dem Universum leisten würde?
Die Stationen seiner Vergangenheit verblaßten vor seinem inneren Auge. Allein die Sehnsucht nach MATERIA blieb. Er würde sich zu einem kosmisch bedeutungsvollen Wesen entwickeln, das wußte er mit unverbrüchlicher Sicherheit.
Das Plateau schärfte auf eine schwer zu bestimmende Weise seine sämtlichen Sinne.
Es war ein Ort der Kosmokraten, eine Herberge für Mächtige, deren Berufung die Herrschaft über den Kosmos und seine Gesetze war. An diesem Ort wurde er für seine neue Mission erzogen. Er hegte keinen Zweifel daran, daß der alte Torr Samaho mit seiner ungeschliffenen Macht gegen eine neue, vielleicht noch gewaltigere Variante ausgetauscht wurde.
Der temporale Nebel war jedoch weder für ihn noch für Paradyn Smonker zu durchdringen. Das Medium stellte einen perfekten Isolator dar, gegen was auch immer, zugleich ein perfektes Gefängnis, das sie nicht verlassen konnten.
Sie unternahmen einen einzigen gemeinsamen Kletterversuch, um das Land unterhalb des Plateaus zu erforschen. Die markierte Stelle war mittlerweile verschwunden, von den unsichtbaren Dienstrobotern aus dem Gebäude eingeebnet. Doch Samaho verfügte über ein photographisches Gedächtnis, und es bereitete ihm keine Probleme, die Position der Treppe anhand ihrer Winkelstellung zum Gebäude zu rekonstruieren.
Er ließ sich über den Felsengrat hinab, seine Füße suchten nach Halt, aber das Podest schien verschwunden zu sein.
„Warum geht es nicht weiter, Torr Samaho?" fragte Smonker mit seiner unbestimmt klingenden Stimme.
„Ich kann die Treppe nicht finden", versetzte Samaho feindselig.
Einen Moment lang beschäftigte er sich mit dem Gedanken, er könnte sich in der Stelle getäuscht haben, aber es war nicht möglich, seine Fähigkeiten ließen keine Fehler dieser Art mehr zu.
„Die Treppe ist vielleicht nur dann vorhanden, wenn der Nebel sich senkt", spekulierte Samaho leise. „Oder sie gehörte zu einer Protorealität. Die nicht mehr wahrscheinlich genug ist, um stofflich zu werden."
„Beides hört sich für mich nicht sehr plausibel an." Smonker blickte skeptisch auf ihn herab, wie er an dem Felsengrat baumelte, von seinen stammdicken Armen gehalten, und mit den von Nebel umhüllten Füßen nach etwas tastete, das offensichtlich nicht mehr vorhanden war.
Samaho antwortete ihm verärgert: „Ich kann es nicht ändern." Er zog sich wieder hoch und fragte sich, was geschehen wäre, hätte er losgelassen oder den Halt verloren.
Die Frage war schwer zu beantworten.
Er war zu
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