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1988 - Die Diener der Materie

Titel: 1988 - Die Diener der Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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dürfen jetzt nicht..."
    Er riß den Kopf hoch und schrie: „SENECA!"
    „Jawohl?" bekundete das Bordgehirn.
    „SENECA, schalte die Paratronschirme ab!"
    Auch wenn es technisch nicht denkbar war, bei einem Rechenmonster dieser Klasse, die Biopositronik ließ einen Augenblick verstreichen, den Rhodan als Moment der Betroffenheit interpretierte.
    „Das ist nicht möglich", beschied SENECA seine Forderung. „Wir befinden uns immer noch im Plasmastrom der Akkretionsscheibe.
    Die SOL würde vernichtet werden."
    Rhodan preßte die geballten Fäuste gegen seine Schläfen. Sein Blick fiel auf Roman Muel-Chen, der am Boden lag, ohne Bewußtsein, und ein Teil seiner selbst fragte sich, weshalb der offensichtlich sterbende Emotionaut nicht von einem Medoroboter versorgt wurde.
    „SENECA! Du mußt meinen Befehl befolgen! Die SOL wird dank ihrer Carit-Hülle einige Sekunden aushalten."
    Wieder kehrte die quälende Stille ein, die ihn um den Verstand brachte.
    „Das ist möglicherweise korrekt. Ich kann den Schutzeffekt jedoch rechnerisch nicht nachvollziehen, da entsprechend vergleichbare Erfahrungswerte fehlen."
    Rhodan schrie: „Befolge endlich meine Anweisungen! - Schirme aus, SENECA!"
    In den Hologrammen der Außenbeobachtung erkannte er eine glimmende Kugel, blaue und schwarze Lamellen, eine schemenhaft sichtbare Riesengestalt, sich windend hinter einem Vorhang aus einer unbekannten Energieform.
    Er konnte nur noch beten. SENECA verspielte möglicherweise ihre letzte Chance. Rhodan fühlte sich nicht mehr imstande, den Computer durch Erklärungen auf seine Seite zu ziehen.
    Der Terraner war froh, wenn er bei Bewußtsein blieb.
    „Versorgungsschott 66c-2 in der SZ-1 wird entriegelt!"
    „Verriegelung wiederherstellen!"
    „Nicht möglich."
    „Ist das Objekt schon..."
    „Definitiv negativ. Das Schott ist noch geschlossen."
    Ein heftiger Ruck lief durch das acht Kilometer lange Hantelschiff, ein glockenhaft schwingender Laut mit Anteilen im tieffrequenten Akustikspektrum, und er konnte sich denken, welche Kräfte notwendig waren, um einen Körper dieser Masse in eine hörbare Schwingung zu versetzen.
    „Schirme sind aus, Sir." Das letzte Wort war ein dezenter Hinweis des Protestes.
    Sir - er konnte sich kaum erinnern, wann man ihn zum letzten Mal so angeredet hatte; definitiv zu einer Zeit, als Positroniken Befehle befolgt und nicht diskutiert hatten.
    Der plasmatische Schock traf auf die Außenhülle der SOL, die in diesem Moment lediglich durch eine lächerlich dünne Hülle aus Carit geschützt war. Aber Rhodan hatte die Macht selbst erlebt, die im Ultimaten Stoff steckte, bei der Vernichtung von MATERIA, und empfand im Gegensatz zu SENECA Vertrauen.
    Nichts passierte.
    Zwei Sekunden. Drei.
    Das Schiff explodierte nicht, es wurde nicht zerrissen, nur die titanische Gewalt tobte, deren Wirken jede seiner Körperfasern erschütterte.
    „Ist er noch da?"
    „Jawohl."
    Rhodan legte in Gedanken die Hoffnung ad acta, der Angreifer könnte ohne den schützenden Paratron von der Außenhülle fortgewirbelt werden. Immerhin befand sich die Kapsel außerhalb, in einer Zone außergewöhnlicher externer Wirbelströme.
    „SENECA! - Unterlichttriebwerke auf maximale Beschleunigung! Gegen den Plasmastrom steuern!"
    Zum ersten Mal, dachte Rhodan ironisch, seit ihre Auseinandersetzung begonnen hatte, zog SENECA eine seiner Anweisungen nicht in Zweifel.
    Das Schiff katapultierte sich mit einer nicht mehr nachvollziehbaren Kraftentfaltung gegen den Plasmastrom, in dem es mitgeschwommen war.
    Rhodan spürte einen heftigen lateralen Schlag, der ihn um ein Haar von den Beinen geworfen hätte.
    Er starrte auf den weißen Haluter, zur Salzsäule erstarrt, auf den zappelnden Mausbiber vor dem Podest mit den Kommandosesseln, er schaute auf den sterbenden Muel-Chen und den Oxtorner Monkey, dem seine Bewußtlosigkeit aufgrund der Kamera-Augen nicht anzusehen war.
    Dann fiel Rhodans Blick mit einer wilden Hoffnung auf das Hologramm der Außenbeobachtung, in dem die Kapsel aus Energie eine Sekunde lang überdeutlich zu erkennen war.
    Und ganz plötzlich war die Kapsel fort.
    „Objekt wird abgetrieben!" behauptete SENECA.
    Einen Moment lang ließ der fürchterliche Druck auf seinem Schädel nach.
    Rhodan benötigte dennoch einen Moment, bis er den Inhalt der Meldung geistig verarbeitet hatte.
    Abgetrieben.
    Die Kapsel aus Energie vermochte den plötzlichen Kurswechsel der SOL nicht nachzuvollziehen. Exakt so, wie er es sich erhofft

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