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1988 - Die Diener der Materie

Titel: 1988 - Die Diener der Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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„Rhodan, es gibt Probleme. Wie du weißt, lasse ich seit einigen Tagen mit dem Galaktischen Ortungssystem GALORS nach dieser Kapsel suchen, die die SOL angegriffen hat. Wir versuchen seit heute mittag, über unsere Hyperfunkrelais zum Solsystem Kontakt aufzunehmen..."
    „Mit welchem Ergebnis?" Rhodan spürte, wie sein Hals plötzlich trocken wurde.
    Khan sagte schwer: „Mit keinem."
    „Was willst du..."
    „Ich habe Kontakt mit Olymp und mit dem Wega-System aufnehmen lassen, beides ohne jede Störung. Die Systeme geben dieselbe Auskunft wie meine Funker auf der PAPERMOON. Terra meldet sich nicht mehr."
    Das kann nicht sein!
    Rhodan behielt die Nerven, auch wenn es ihm schwerfiel.
    Er vermochte sich auf Anhieb drei verschiedene Möglichkeiten vorzustellen.
    Erstens, Cistolo Khans Stellvertreter hatten aus einem nicht bekannten und nicht gemeldeten Grund eine Funksperre über die Erde verhängt. Zweitens, das Solsystem war auf eine nicht geklärte Weise von der Außenwelt abgeschnitten Und drittens, Terra existierte nicht mehr.
    Die Spannbreite der Alternativen reichte von „extrem unsympathisch" bis „undenkbar".
    Rhodan erinnerte sich an die Worte von ES: Ich garantiere dir, die Gefahr für dein Raumschiff ist derzeit nirgendwo größer als in der Milchstraße. Die Möglichkeit, daß sie exakt dieser Gefahr soeben zum ersten Mal begegnet waren, schien ihm beunruhigend groß.
    Er blickte einen Moment lang zur Seite. Fee Kellind signalisierte ihm, daß die Landevorbereitungen der SOL abgeschlossen waren. Nur den Befehl mußte er noch erteilen, dann würde das Hantelschiff sich auf Wanderers Oberfläche hinabsenken.
    „Rhodan! Was ist mit dir los?" Cistolo Khan musterte ihn aus dem Hologramm mit einem ärgerlichen Blick. „Ich werde mit meinem Schiffsverband noch in dieser Stunde Richtung Erde aufbrechen. Und ich möchte nun augenblicklich wissen, was du zu tun gedenkst.
    - Wirst du mich begleiten?"
     
    8.
     
    Person: Torr Samaho
    Lokation: Lokale Galaxiengruppe, Orchesterdom der Kosmischen Fabrik MATERIA
    Kosmische Vergangenheit: Ein infernalisches Konzert
     
    Samaho nahm in den Jahrzehnten, die auf die Übergabe des Anzugs der Macht folgten, den Aufbau seines Orchesters in Angriff.
    In den Galaxien, die er mit MATERIA bereiste, hielt er nach außergewöhnlichen musikalischen Talenten Ausschau.
    Selbst in die alte Heimatgalaxis Pooryga kehrte er zurück, aber es gab dort niemanden mehr, der sich an die Tradition der crozeirischen Sphärenmusik erinnerte. Die Welt unter den Cro-Schwestermonden hatte sich in eine zentronisch verwaltete Wüste umgebildet, und das Gebirge, das sich über der Crozeirenstadt erhoben hatte, präsentierte sich nun als ein flaches Planquadrat in einem vorstädtischen Koordinatengitter.
    Der Archivplanet Mthiesen III, sagenumwobenes Wissenszentrum, in früheren Zeiten Lieferant galaktischer Daten, Fakten und Querverbindungen, war eine tote Welt, die ohne Sonne durch einen sternenleeren Raumquadranten driftete. Die Narben eines galaktischen Krieges, der längst Historie war, überzogen Mthiesen III vom Südpol bis zum Äquatorgürtel, so als habe ein mächtiges Schlachtschiff aus dem Orbit nicht mehr als eine einzige Salve abgefeuert.
    Es gelang Torr Samaho jedoch, aus einer stillgelegten Großzentronik eine Enzyklopädie crozeirischer Sphärenmusik zu bergen, als Notenschrift ausnotiert und als Klangkonserve - der wichtigste Schatz, den MATERIA von nun an barg.
    Torr Samaho stockte sein Ensemble bis zu einer Stärke von hundert Musikern auf.
    Die Wesen und die Instrumente gruppierten sich über den Boden des leeren Orchesterdoms.
    Die „Dämmerungsmusik unter steinernen Augen" erfüllte den Dom bis in sechzig Kilometer Höhe, mit einer Akustik von einzigartig filigranem Charakter, und Samaho fühlte sich, als habe er von seiner Geburt bis heute für nichts als diesen einen Augenblick gelebt.
    Er wünschte sich, man hätte die Dämmerungsmusik überall im Universum klingen hören, in allen Konzertsälen und über alle Hyperfunkkanäle. Statt dessen war der einzige Zuhörer er, der Dirigent.
    Samaho trieb sein Orchester zu einer vernichtenden Intensität an, bis der erste der Ensemblesklaven gestorben war.
    Er hielt inne, für wenige Momente geschockt vom Anblick des toten Musikers, dann ließ er das Abspielen der Partitur wiederaufnehmen.
    Einen besseren Tod vermochte er sich nicht vorzustellen. Torr Samaho wünschte sich, er hätte selbst so sterben können, doch er lebte ewig, und

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