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1988 - Die Diener der Materie

Titel: 1988 - Die Diener der Materie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wäre es das Ende der galaktischen Völkergemeinschaft", prognostizierte Rakane düster. „ES hielt immer die Hände schützend über uns. Auch wenn wir es nicht immer begriffen haben. Die hohen Mächte des Kosmos gehen manchmal seltsame Wege, die uns nicht sehr effizient erscheinen. Ich bin jedoch davon überzeugt, daß im Handeln der Superintelligenzen stets ein verborgener Sinn steckt. Wir sehen immer nur einen kleinen Ausschnitt eines großen Ganzen."
    „Ich stimme Ihnen zu, Rakane."
    Rhodan vermied es, sich auf eine weitere Diskussion einzulassen. Sosehr die Ansichten des weißen Haluters sein Interesse weckten, so sehr scheute er den Disput über Dinge, die sie nicht beurteilen und nicht beeinflussen konnten.
    Die Ungewißheit dauerte eine Woche.
    Dann meldeten die Ortergeräte der SOL - zur selben Zeit die LFT-Schiffe unter Cistolo Khan - ein auf Anhieb nicht erklärbares Phänomen vom Ereignishorizont.
    Aus dem Schwarzen Loch, das jede Strahlung und jegliche Materie hätte schlucken sollen, stieg eine Protuberanz von irrealen Ausmaßen empor, und aus der Protuberanz löste sich ein vergleichsweise winziger, scheinbar bedeutungsloser Körper.
    Es war eine scheibenförmige Kunstwelt von 4800 Kilometern Durchmesser.
    Wanderer.
    Perry Rhodan registrierte das Erscheinen der legendären Residenz mit einer Erleichterung, die ihm sekundenlang den Atem nahm.
    Wanderer bedeutete Sieg. Wer immer dem Untergang von MATERIA in der Kapsel aus Energie entkommen war, sie hatten seiner Macht getrotzt.
    Rhodan hörte leise Schritte neben dem Kommandantenpodest, und als er sich mit einem gewissen Unwillen zur Seite drehte, stand dort Lotho Keraete.
    Der Mann aus Metall sprach mit gehobener Stimme: „ES hegt die Absicht, mit dir zu sprechen, Perry Rhodan.
    Bitte halte dich bereit."
    „Woher weißt du das?" erkundigte Rhodan sich verblüfft.
    „Ich habe soeben eine Mitteilung empfangen", sprach Keraete. So als sei damit alles erklärt.
    Rhodan sah atemlos der grotesken Scheibe zu, deren Oberfläche von Kunstsonnen angestrahlt wurde; angesichts der gleißend hellen Plasmaströme am Dengejaa Uveso eine überflüssige Mühe. Die Fernoptiken der SOL holten dreidimensionale Abbilder der phantasievoll nachempfundenen Landschaften herein, Abbilder diverser Sauerstoffplaneten, die auf Wanderers Oberseite aneinandergrenzten.
    „Du bist der neue Bote von ES, Lotho. Warum spricht ES nicht über dich zu uns?"
    „Das kann ich nicht beantworten", sagte Keraete reserviert. „ES ist mir gegenüber nicht rechenschaftspflichtig."
    Er fühlte sich plötzlich am Arm gefaßt, herumgezogen, es war sein Freund Reginald Bull, und Rhodans Blick fiel auf die alte Panoramagalerie. Aus den altertümlichen Bildschirmen, seit Stunden abgeschaltet, wuchs mit einemmal eine holographische Figur, die ein Bildschirm ohne jede Tiefenfunktion technisch überhaupt nicht darstellen konnte.
    „Das kann nicht wahr sein..."
    Rhodan wußte, daß die geisterhafte Erscheinung eine Art Witz sein sollte. ES neigte zu Scherzen, auch wenn ein Mensch den seltsamen Humor nur selten verstand.
    Aus der Panoramagalerie wuchs ein Gesicht.
    Es handelte sich um die Züge eines steinalten terranischen Mannes, auf einer Fläche von fünf Quadratmetern ausgebreitet.
    Die wasserblauen, strahlenden Augen präsentierten sich mandelförmig, die schmale Nase war auffallend scharfrückig und wies am rechten Flügel eine Narbe auf, die Rhodan an seine eigene erinnerte. Zwei ebenmäßige Zahnreihen wurden für einen kurzen Moment sichtbar. Das Haar des alten Mannes war schlohweiß. Es wirkte unrealistisch dicht; doch welchen Grund hätte ES besitzen sollen, seinen Menschen als Kahlkopf zu erscheinen?
    Die geradezu archetypische Vaterfigur setzte ein freundliches Lächeln auf.
    „Perry Rhodan! Deine Hilfe kam zur rechten Zeit. - Aber wir wollen nicht über die Vergangenheit reden sondern über die Dinge, die in der nahen Zukunft zu erledigen sind. Um es präziser auszudrücken: in der kommenden Woche."
    „ES! Warte!"
    Die Brauen des alten Mannes zogen sich zusammen, bildeten eine steile, dräuende Zornesfalte aus.
    „Warten? Worauf?"
    Rhodan hegte nicht die Absicht, sich einschüchtern zu lassen. „Über die Zukunft zu reden, nützt mir nichts. Ich will zunächst über die Vergangenheit Bescheid wissen! Seit mehr als einem Jahr bin ich für die Koalition Thoregon unterwegs.
    Mehrere Male stand die Menschheit kurz vor dem Untergang, ich selbst habe einige neue Galaxien kennengelernt.

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