199 - Das Monster aus dem Stein
ohne Kontaktlinsen vermutlich von einem Briefkasten nicht unterscheiden.«
Wir fuhren weiter und erreichten Amochrane am späten Nachmittag.
Ob der schwarze Chrysler auch hier war?
***
»Vorsicht!« sagte Murray. »Langsam! So paßt doch auf!«
Sie trugen Lambert Quayle ins Haus.
»Wir bringen ihn gleich in sein Zimmer«, entschied Murray.
Geoff riß eine karierte Decke aus dem Schrank und warf sie über das Bett, damit die weiße Bettwäsche nicht schmutzig wurde. Behutsam ließen sie den Ohnmächtigen darauf nieder. Joe holte ein nasses Handtuch und säuberte damit das Gesicht seines Vaters.
»Jetzt sieht er gleich viel besser aus«, stellte Murray fest.
Sie untersuchten den Vater, so gut sie es konnten. Medizinische Kenntnisse hatte keiner von ihnen, aber einen gesunden Menschenverstand, und der mußte reichen.
Geoff fand heraus, daß das Telefon wieder nicht funktionierte. Einen Arzt konnten sie für ihren Vater also nicht kriegen. Sollte es nicht ohne ärztliche Hilfe gehen, würden die Quayle-Brüder ihren Vater nach Amochrane bringen müssen.
Doch so schnell brauchte ein Quayle keinen Doktor.
»Ärzte sind Quacksalber und Kurpfuscher! Merkt euch das! Die wollen euch nur euer schwer verdientes Geld aus der Tasche ziehen! Merkt euch das!« Das hatte Lambert Quayle seinen Söhnen eingetrichtert. »Zu einem Arzt geht man erst kurz vor dem Abkratzen! Und selbst das kriegt man ohne ärztlichen Beistand besser hin!«
»Wir sollten versuchen, den Alten irgendwie wachzukriegen«, sagte Geoff.
»Willst du ihn so lange schütteln, bis er die Augen aufschlägt?« fragte Murray.
»Ich hab’ mal in ’nem Schmöker von Riechsalz gelesen«, warf Joe ein. »Nehmen wir doch irgendwas, das scharf riecht.«
Geoff grinste. »Murrays Socken. Davon würden Tote wieder aufwachen.« Joe schnippte mit dem Finger. »Salmiak!«
»Während du blöde Sprüche klopfst, hat unser Benjamin einen Geistesblitz nach dem anderen«, sagte Murray. »Wir müssen irgendwo ’ne Flasche Salmiak haben.«
»Seht im Küchenschrank nach!« empfahl Geoff seinen Brüdern. »Ich habe Dad im Verdacht, daß er das Zeug zum Kochen verwendet.«
Als Joe die Flasche brachte, nahm sie ihm Murray aus der Hand. Er öffnete die Flasche, und der beißende Geruch begann den Raum zu füllen. Als Murray die Flasche in die Nähe von Lambert Quayles Nase brachte, zuckte dieser zusammen.
»Es wirkt«, sagte Murray erfreut. »Es haut hin. Die Idee solltest du dir patentieren lassen, Joe.«
Lambert Quayles Lebensgeister erwachten allmählich, die Reflexe funktionierten wieder. Matt drückte Quayle die Salmiakflasche zur Seite und hustete.
»Hi, Dad«, sagten alle drei Söhne gleichzeitig, als ihr Vater die Augen öffnete.
»Wie geht’s?« wollte Murray wissen. »Wie fühlst du dich?«
»Beschissen«, antwortete Lambert Quayle wahrheitsgetreu. »Was… ist passiert?«
»Du weißt es nicht? Ein Baum fiel dir auf die Birne und machte für dich sämtliche Lichter aus«, erzählte Murray. »Sind deine Knochen heil geblieben? Versuch’s mal. Beweg die linke Hand… So ist’s gut. Heb den Arm… Schmerzen?«
»Nein.«
»Dasselbe rechts… Prima. Und nun die Schweißfüße. Links, rechts… Du bist okay, Dad.«
»Na dann…« Lambert Quayle wollte aufstehen, aber das ließen seine Söhne nicht zu.
»Du bleibst erst mal liegen und freust dich, daß wir uns das Geld für den Doktor erspart haben«, sagte Murray.
»Im Liegen ist noch keiner wieder auf die Beine gekommen«, murrte Lambert Quayle, fügte sich aber.
Quayles Söhne setzten sich auf das Bett und berichteten ihrem Vater abwechselnd - und manchmal auch durcheinander -, was sich ereignet hatte und wie es ihnen gelungen war, Caggon zu entkommen.
»Wumm!« Murray lachte. »Du hättest sehen sollen, wie Caggon in den Wald flog. Das war schöner als im Kino. Kannst mit uns zufrieden sein, Dad.«
»Wir sind richtige Helden«, behauptete Geoff grinsend.
Die Art, wie Lambert Quayle die Hand hob, ließ erkennen, daß er noch lange nicht wieder der alte war. »Ihr habt eine- Schlacht gewonnen, Jungs, aber nicht den ganzen Krieg!« warnte er seine Söhne vor zu großem, übermütigem Optimismus. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß Caggon die Niederlage, die ihr ihm zugefügt habt, mit einem Schulterzucken wegsteckt. Er wird es jetzt wissen wollen.«
»Na schön, dann werden wir ihm eben nochmal Bescheid stoßen«, tönte Geoff.
Draußen erklang ein schauriges Geheul. Die Quayles sahen sich
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