199 - Das Monster aus dem Stein
ich war auf einen erbitterten Kampf vorbereitet, aber Ihr Vater hat sich überhaupt nicht gewehrt, als ich ihn untersuchte.«
»Er hat zwei Söhne verloren, das hat ihn umgehauen, Doc. Er ist ein gebrochener Mann. Lambert Quayle wird nie mehr so sein, wie er mal war«, sagte Murray ernst. »Wie geht es ihm?«
»Er hat eine schwere Gehirnerschütterung erlitten, braucht nun sehr viel Ruhe.«
»Er muß im Bett liegen?« Murray fuhr sich mit der Hand über die Augen. »Ich habe noch nie erlebt, daß mein Vater länger als vierundzwanzig Stunden im Bett lag.«
»Er muß sich schonen, darf sich nicht aufregen. Ich habe ihm etwas gegeben, damit er schläft.«
»Er darf bei Ihnen bleiben, Doc?«
»Ich habe Platz genug«, antwortete der Arzt.
»Aber Ihr Haus ist kein Hospital.«
»Machen Sie sich deshalb keine Gedanken, Murray. Vielleicht behalte ich Ihren störrischen Vater auch deshalb hier, um das Bild, das er sich von uns Medizinern gemacht hat, ein bißchen zu korrigieren.«
»Ich glaube, das kann Ihnen gelingen, Doc. Ich kann bei meinem Freund Ken Wooley Unterkommen. Sie erreichen mich da - falls was sein sollte. Haben Sie fürs erste Dank für Ihre Hilfe.«
Der Arzt begleitete Murray zur Tür. »Habt ihr diese Bestie wirklich gesehen?«
»Ich möchte jetzt nicht darüber reden, Doc.«
»Ich verstehe.«
»Vielleicht ein andermal.«
»Natürlich, Murray.«
***
Caggon hastete in den Berg hinein, eine schwarze Blutspur hinterlassend. Er wußte nicht, ob er den Feinden entkommen war, wollte keinesfalls ein Risiko eingehen und sich deshalb an einen Ort zurückziehen, wo er sicher vor den Verfolgern war. Die Höhle glich einem Labyrinth. Es gab mehrere Verästelungen und etliche blinde Gänge, doch Caggon hatte keine Mühe, den richtigen Weg zu finden.
Vor zwei steinernen Stacheln blieb er stehen. Der eine ragte aus dem Boden, der andere hing von der Höhlendecke herunter. Die Spitzen berührten sich fast.
Caggon trat näher und streckte die Hand aus. Er hielt sie zwischen die steinernen Stacheln, die sofort rot aufglühten. Grelle Blitze jagten durch Caggons Hand, aber es war die eigene Kraft, die ihn traf und ihm deshalb nichts anzuhaben vermochte. Hinter den Stacheln knirschte der Fels, und eine Öffnung entstand, die sich schloß, sobald das Ungeheuer sie passiert hatte.
Bisher hatte sich Caggon hier immer sicher und geborgen gefühlt. Diesmal jedoch war er der Meinung, Unterstützung zu brauchen.
Der Dämon befand sich in einer glitzernden und funkelnden Kristallwelt. Hinter einer dicken Kristallwand, die Caggon vor langer Zeit errichtet hatte, lag Reypees Leichentuch auf dem Boden.
Unerreichbar für jedermann.
Hier, wo noch nie ein Mensch gewesen war, hatte Caggon für sich eine magische Behaglichkeit geschaffen. An diesem Ort war es ihm möglich, »in die Hölle hineinzuhorchen« und zu erfahren, was dort geschah.
Außerdem verfügte Caggons unterirdisches Refugium über eine Art magischen Schalltrichter, den er auf jeden Punkt der Hölle richten konnte.
Mit Hilfe dieses Trichters war es ihm möglich, sich direkt an jedes Höllenwesen zu wenden. Er hatte davon noch nicht oft Gebrauch gemacht, aber heute wollte er sich damit mit Loxagon in Verbindung setzen.
***
Obwohl Asmodis sterbenskrank, schwach und bis zum Skelett abgemagert war, durfte ihn Loxagon nur vertreten, nicht ersetzen. Der Höllenfürst dachte selbst jetzt noch nicht daran, abzudanken und seinem Sohn den Höllenthron zu überlassen. Solange noch ein Funken Leben in Asmodis war, war er der Herrscher des Schattenreichs.
Erst nach seinem Tod würde Loxagon regieren. Aber damit sollte dieser lieber nicht rechnen. Asmodis war zäh und rechnete immer noch damit zu genesen.
Überall in der Hölle waren Hexen und Teufel bemüht, einen Trank zu brauen, der Asmodis wieder genesen ließ. Er baute darauf, daß ihm schon bald das lebensrettende Elixier verabreicht werden würde.
Dann hieß der neue alte Herrscher der Hölle - wie eh und je - Asmodis !
Niemand ahnte, daß Loxagon an seines Vaters Siechtum schuld war. Den einzigen Mitwisser, den es gegeben hatte, hatte der kriegerische Teufelssohn für immer zum Schweigen gebracht, und seither verfolgte er mit großer Genugtuung den rapiden Verfall des Höllenfürsten.
Selbst wenn jemand ein wirksames Mittel gegen das Gift gebracht hätte.
um Asmodis zu retten, hätte es Loxagon nicht zu seinem Vater durchgelassen.
Er hätte das Mittel als Gift bezeichnet und den, der es gebraut hatte,
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