199 - Das Monster aus dem Stein
eingriff.
Ich war gewissermaßen das Zünglein an der Waage. Wenn ich Caggon geweihtes Silber ins Fleisch schoß, würde es der Ex-Dämon mit ihm erheblich leichter haben.
Ich lief an dem Kleinlastwagen vorbei, der mir die Sicht nahm, legte auf Caggon an und drückte ab.
Jaulend drehte sich das Monster um die eigene Achse und stürzte zu Boden.
Ehe Caggon wieder hochschnellen konnte, setzte ihm Mr. Silver das Höllenschwert an die Kehle. Die Bestie erstarrte, denn sie spürte die enorme vernichtende Kraft, die in Shavenaar steckte. Ich steckte den Diamondback weg und riß dem Besiegten die magische Axt aus der Pranke.
Unbändiger Haß loderte in den Augen unseres Feindes, aber das beeindruckte uns nicht.
»Weißt du, daß du unverschämtes Glück hast?« spie Mr. Silver dem Monster ins Gesicht. »Ich hätte Lust, dich auf der Stelle zu vernichten, werde es aber nicht tun.«
»Wer seid ihr?« wollte Caggon wissen. Seine Stimme hatte einen tierhaften Klang.
Der Ex-Dämon sagte es ihm. »Und das Schwert an deiner Kehle heißt Shavenaar«, klärte er den Feind auf. »Es lebt, und ich habe große Mühe, es davon abzuhalten, zuzustoßen.« Caggon fletschte die Zähne. »Ich habe keine Angst vor dem Tod!«
»Denkst du, ich würde mich für dein Leben einsetzen, wenn ich dich nicht noch brauchen würde?«
Aus der Schußwunde an Caggons Schulter rann schwarzes Dämonenblut. Der Dämon hatte Schmerzen. Das geweihte Silber peinigte ihn.
»Wofür brauchst du mich?« fragte das Monster.
»Shavenaar ist eine Höllenwaffe, die vor langer Zeit für Loxagon geschmiedet wurde. Ich will dieses Schwert für ihn und alle anderen schwarzen Wesen unbrauchbar machen. Es soll zu einer weißen Waffe werden.«
Trotz der prekären Lage, in der sich Caggon befand, lachte er bellend. »Ich rühre keinen Finger für dich und dieses verdammte Schwert!«
»Wir wissen, daß du Reypees Leichentuch verwahrst!«
»Wer hat euch das verraten?«
»Yora, die Totenpriesterin. Sie steht jetzt auf unserer Seite, hat der Hölle den Rücken gekehrt.«
»Dafür wird die schwarze Macht sie bestrafen.«
»Wo hast du das Leichentuch versteckt?« wollte Mr. Silver wissen. »Wo bewahrst du es auf? Rede, oder Shavenaar wird dich vierteilen!«
Caggon lachte darüber. Aber das Lachen verging ihm, als ihm das Höllenschwert eine tiefe Schnittwunde zufügte. Da brüllte er laut auf.
»Soll Shavenaar weitermachen?« fragte Mr. Silver.
»Das Tuch befindet sich in einer Höhle«, gurgelte Caggon.
»Weit von hier?«
»Nein.«
»Du zeigst uns die Höhle!« entschied Mr. Silver und befahl dem Dämon, aufzustehen. »Geh vor uns her!«
Das Monster gehorchte. Es führte uns durch den unwegsamen Wald. Es war nicht immer leicht, mit Caggon Schritt zu halten, obwohl er verletzt war. Er wußte sich in diesem Gebiet besser als wir zu bewegen.
Er führte uns durch einen verworrenen Windbruch. Das Totholz war verschachtelt wie Mikadostäbchen. Wir kletterten hinter dem Dämon her, und plötzlich legte Caggon nicht bloß einen, sondern gleich mehrere Zähne zu. Er verschwand schneller hinter dem Gewirr von Stämmen, als ich meinen Revolver ziehen konnte. Auch Mr. Silver war es nicht möglich, die Flucht des Monsters zu verhindern.
»Er darf nicht entkommen, Tony!« keuchte der Ex-Dämon. »Wenn er sich irgendwo dort oben als Felsen tarnt, kann es uns viel Zeit kosten, bis es uns gelingt, ihn zu entlarven.«
Wir kletterten an dem Totholz hoch, als stünde unser Leben auf dem Spiel. Ich sah Caggon zwischen zwei Stämmen. Ein Stück Fell! Ich schoß sofort, doch die Kugel verfehlte ihr Ziel.
Mir kam es wie eine kleine Ewigkeit vor, bis wir das Holz überwunden hatten. In dieser Zeit hatte Caggon seinen Vorsprung gewaltig ausgebaut, aber wir hatten ihn noch nicht aus den Augen verloren. Noch sahen wir das Ungeheuer, das unverletzt wohl uneinholbar gewesen wäre.
So aber schafften wir es, dranzubleiben.
Die Distanz vergrößerte sich nicht mehr, sie wurde aber leider auch nicht kleiner. Caggon verließ den Wald und kletterte einen felsigen Hang hinauf.
»Versuch ihn zu treffen, Tony!« rief Mr. Silver.
»Auf die Entfernung? Ausgeschlossen. Das wäre reine Munitionsverschwendung.«
Caggon verschwand zwischen zerklüfteten Felsen und kam nicht mehr zum Vorschein.
»Er hat sich versteckt!« rief Mr. Silver.
»Oder hinter den Felsen befindet sich eine Höhle«, gab ich zurück.
***
Der Arzt schloß die Tür und schüttelte lächelnd den Kopf. »Ehrlich gesagt,
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