1991 - Mhogenas Entscheidung
schwache Fäden, dann immer dicker werdende Stränge.
„Das Vakuum ist keineswegs leer", murmelte Tolot. Sein Ordinärhirn beobachtete das Geschehen mit einer geradezu perversen Mischung aus Faszination und Schrecken, sein Planhirn analysierte nüchtern das Geschehen. „Es enthält kosmischen Staub und Gase."
Warthan Groynt nickte. „Und die werden nun vom Gravitationsfeld des Schwarzen Lochs angezogen.
Je mehr Masse ein Black Hole in sich aufnimmt, desto größer wird seine Schwerkraftanziehung. Um so mehr Objekte verschwinden wieder in dem Loch."
„Und hier stehen sechzig Sonnen auf engstem Raum..."
„Nicht mehr lange", bestätigte der Mathematiker, „und die zunehmende Gravitation des Schwarzen Lochs wird den nächsten dieser Sterne zerreißen, seine Materie einsaugen, noch größer werden. Eine Sonne nach der anderen wird ihm zum Opfer fallen, seine Masse wird so lange wachsen, wie es in seiner Nähe Materie gibt, die es verschlingen kann."
Tolot kniff die Augen zusammen. „Thagarum ist nur drei Lichtjahre entfernt. Irgendwann wird auch der Pilzdom in das Schwarze Loch stürzen."
Doch das war Zukunftsmusik. Im Augenblick hatten sie viel dringendere Probleme, wie das Hologramm von Summag Arkad bewies, das sich verzerrt und flakkernd vor ihnen bildete.
Der Cheftechniker der SHE'HUAN war während des Flugs des Tenders zu den Gomrabianischen Hyperraumhügeln an Bord eines der sechzig Haluterschiffe gewechselt, um von dort aus die Arbeiten an den Yagan-Robero-Modulen zu koordinieren.
„Die Symmetrie des Sonnentresors ist mit der Entstehung des Schwarzen Lochs ernsthaft ins Wanken geraten", meldete er sachlich. „Skoghal hat teilweise seine Riegelfunktion verloren. Die Kerkerfunktion des energetischen Gitterwerks ist löchrig geworden. Die Labyrinthfunktion der sechzig Tresorsonnen ist in der Auflösung begriffen."
Die Syntronik der 4800-Meter-Kugel erzeugte Hologramme, die den Sonnentresor zeigten. Die Existenz der Sonnenwürmer wurde auf den ersten Blick offenbar durch sogenannte Flare-Phänomene, Protuberanzen, wie sie sonst von Sonnenflecken „flackernder" Sterne erzeugt wurden.
Zwei solcher Protuberanzen sprangen von Skoghal auf eine benachbarte Sonne über. Dann drei weitere.
Acht.
Schließlich wechselten über ein Dutzend Guan a Var von einer Sonne zur nächsten, um sich den Weg aus dem Tresor zu suchen.
„Wir haben versagt", grollte Tolot. „Der Ausbruch der Sonnenwürmer ist nicht mehr aufzuhalten."
*
PYXIS: Tuyula Azyk
24. April 1291 NGZ
„Sirku ist wieder da!" sagte Tuyula Azyk zum dritten Mal. Der Syntron hatte ihre Meldung zwar weitergeleitet, doch bislang war noch niemand von der Schiffsleitung erschienen.
Die Aktivatorträger hatten die PYXIS ja schon längst verlassen, und die Besatzung schien alle Hände voll damit zu tun zu haben, das Schiff vor den Hammerschlägen der Gravitation des neu entstandenen Schwarzen Lochs in Sicherheit zu bringen.
Der flirrende Nebel hatte sich wie eine zweite Haut um Vincent Garrons Avatara-Körper gelegt, schien ihn durchdringen zu wollen.
„Was passiert mit dir, Vincent?" fragte die junge Blue besorgt. Und ebenfalls nicht zum erstenmal.
Diesmal antwortete der Supermutant. „Sirku strebt die Körperlichkeit an. Ich will ihn nach Kräften unterstützen. Und Sirku nimmt mein Angebot gern an, denn er hat erkannt, daß er zu mir eine viel stärkere Affinität als zu allen Hyperquellen dieser Galaxis hat."
„Warum ausgerechnet zu dir? Die Gomrabianischen Hyperraumhügel, der Sonnentresor und die Eleprysi-Wolke strahlen doch bestimmt viel stärker im Hyperraumspektrum als du!"
„Ja... der Sonnentresor ist für Sirku auch etwas ganz Besonderes. Sirku hat erkannt, daß Gan Grango Ranka an diesem Ort stattfinden muß. Hier, im Sonnentresor..." Vincent Garron erhob sich von seinem Bett, baute sich breitbeinig vor Tuyula auf und hob die Arme. Die energetische Flimmerwolke schien sich zu verdichten und Gestalt annehmen zu wollen.
„Sirku war bei den Gomrabianischen Hyperraumhügeln und hat dort voller Entsetzen miterlebt, wie die Schrecken der Vergangenheit geweckt wurden", sagte der Avatara-Körper.
Doch Tuyula hatte genau gesehen, daß er den Mund nicht geöffnet hatte.
Sie schien die Stimme des Mutanten nun direkt in ihrem Kopf wahrzunehmen.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter, und sie schrie erschrocken auf.
Der Bordarzt Somnaro stand neben ihr. Die unheimlichen Vorgänge hatten sie so stark gefesselt, daß sie sein
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