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1992 Das Theunissen-Testament (SM)

1992 Das Theunissen-Testament (SM)

Titel: 1992 Das Theunissen-Testament (SM) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hinrich Matthiesen
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Viehbestand.
    § 16 Der in dem genannten Wettbewerb Unterliegende erhält eine einmalige Abfindung in Höhe von 250000 USDollar. Das gilt jedoch nicht für den Fall, daß er unehrenhaft ausgeschieden ist.«
    Der Rechtspfleger hob den Blick, sah kurz nach links und dann nach rechts und fuhr fort: »Es folgen neben der Orts- und Zeitangabe, nämlich Valparaiso, 24. Juni 1990, die Unterschriften, und zwar die des Erblassers und die des Notars. Des weiteren folgen verschiedene Stempel und Gebührenmarken.« Er atmete tief durch und lehnte sich zurück. Die Versammelten schwiegen, jedenfalls zunächst. Zu groß war wohl, ausgenommen bei John und Olaf Theunissen, die Enttäuschung.
    Der Rechtspfleger nutzte die Pause, um sich zu verabschieden. Er bat Dr. Krogmann, der Erbengemeinschaft für die Erörterung von Einzelheiten noch zur Verfügung zu stehen, und ging. Nach einigen Minuten sagte Hans Theunissen, und er sagte es sehr laut:
    »Das ist ungeheuerlich! Da wird man jahrelang in dem Glauben belassen, man würde einen Hof mit soundso viel Hektar Land und soundso viel Stück Vieh erben, und wenn es endlich soweit ist, heißt es: April, April!«
    Dr. Krogmanns Gesicht verfinsterte sich. »Habe ich mich verhört, oder sagten Sie soeben ›endlich‹?«
»Das meinte ich nicht so«, antwortete Hans Theunissen, »ich finde nur …«
Der Notar unterbrach ihn schroff: »Wer da sagt, ein Ereignis sei endlich eingetreten, verrät damit, daß er voller Ungeduld darauf gewartet hat. In diesem Falle erscheint mir eine solche Einstellung doch recht … unangemessen.« Hans Theunissen wurde rot, aber nicht vor Scham, sondern vor Zorn. »Ich bin nicht hierhergekommen, um mich zurechtweisen zu lassen!«
»Das weiß ich. Trotzdem habe ich mir diese Bemerkung erlaubt, denn Claas Theunissen war ein ehrenwerter, hochgeschätzter Mann, für mich dazu ein Freund. Sein Tod ist ein großer Verlust.«
Im Verlauf der nächsten halben Stunde wurde noch dieser und jener Kommentar abgegeben, und jedesmal kam Bestürzung zum Ausdruck. Man war hergekommen, um als Millionär zu gehen, und mußte nun mit einem Bruchteil des Erwarteten vorliebnehmen.
Zwei am Tisch, John und Olaf, sagten gar nichts, nickten nur nach rechts und nach links, wenn sie auf ihren für alle überraschenden Status der Auserwählten angesprochen wurden. Mehr als einmal sahen die beiden sich an, und das waren dann Blicke, die zum einen Stolz widerspiegelten, zum anderen aber auch schon die beginnende Gegnerschaft verrieten.
John, der um fast zwei Jahre ältere, war ein großer, schlanker, sportlicher Mann, dem man nicht ansah, daß er auf die Fünfzig zuging. Er hatte die dunklen Augen und das dunkle Haar seiner Mutter, die aus Süddeutschland stammte. Auch die Beredsamkeit, über die er von Kindesbeinen an verfügte und die sich später, in seinem Berufsleben, als eine äußerst nützliche Begabung erwies, war wohl eine mütterliche Mitgift. Meistens trug er helle Kleidung von lässiger Eleganz, hatte aber diesmal einen dunklen Anzug gewählt. Die Jacke hatte er über die Stuhllehne gehängt. Trotz der Hitze wirkte das weiße Batisthemd wie gerade erst angezogen.
Olaf dagegen sah mitgenommen aus. Auch er hatte sich der Jacke entledigt. Sein hellblaues Hemd war schweißgetränkt und zerknittert, und auf seinem leicht geröteten Gesicht perlte es. Er war nur wenige Zentimeter kleiner als John, allerdings wesentlich kompakter. Sein blondes und schon etwas gelichtetes Haar changierte ins Grau. Im Gegensatz zu seinem Rivalen hatte er helle Augen.
Gegen fünf Uhr löste die große Gruppe sich auf, eine kleine blieb noch beisammen, denn Dr. Krogmann mußte den beiden künftigen Reedern eine ganze Reihe von Instruktionen geben. Doch für diese Mitteilungen war das Amtsgericht nicht mehr der rechte Ort, und so fuhren die drei Männer in die THEUNISSEN REEDEREI, setzten sich dort, eingewiesen von Frau Mischke, in das Büro des Erblassers.
»Wie ist er eigentlich zu diesem großen Vermögen gekommen?« fragte John.
»Nicht gerade wie der legendäre Tellerwäscher«, antwortete Krogmann, »aber ein bißchen davon hat seine Geschichte schon, denn als er sich in Valparaiso niederließ, besaß er nur ein paar Ersparnisse aus seiner Fahrenszeit als Schiffsoffizier und Kapitän. Mit diesem Geld kaufte er Aktien und erwarb auch zwei kleine Frachter, die zusammen grad mal elfhundert Tonnen hatten.«
»Kümos also«, meinte John.
»Ja, es waren Winzlinge. Der eine hieß LA SERENA und der andere

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