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1993 - Vorstoß in den Kessel

Titel: 1993 - Vorstoß in den Kessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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als Lärm bezeichnet werden zu können - es gehörte zu dieser künstlichen Welt wie all die anderen „Wunder". „Materialisierter Traum" hatte Perry einmal Wanderer genannt. Ursprünglich war von uns angenommen worden, ES habe sich diese Kunstwelt vor allem mit technischen Mitteln errichtet. Inzwischen glaubten wir zu wissen, dass Wanderer mehr als Teilmanifestation der eigentlich im übergeordneten Kontinuum angesiedelten Superintelligenz anzusehen war - ein körperlich gewordener, materialisierter Ausdruck dessen, was ES ausmachte und in sich barg.
    Sicher sind wir natürlich nicht, durchfuhr es mich. Denn was ist bei diesem Kerl schon sicher? Fiktiv- und Kollektivwesen haben wir ES genannt, den „Unsterblichen" und auch den „Zeitlosen". Alles nur Worthülsen, die kaum zum eigentlichen Kern vordringen! Weitere Holos zeigten die sonderbaren Objekte, die sich dem Treffpunkt näherten, dem auch Wanderer entgegenstrebte. Ich erkannte ein den Blick auf die Sterne verhüllendes pechschwarzes Etwas, dunkler noch als das übrige Weltall. Eine sonderbare Plattform mit einem Turm im Zentrum, umgeben von einer Siedlung, die an ein mittelalterliches Dorf erinnerte. Dann eine gleißend helle Lichtkugel, ein Gebilde aus sternförmig angeordneten Obelisken und schließlich einen vielfach verschlungenen Knoten. „Alles. Superintelligenzen!" sagte Mondra, die lautlos zu uns getreten war. Ihr Anblick erzeugte Beklemmung und Unbehagen. Zwei Monate war sie schon über der Zeit, ihr und Perrys Kind noch immer nicht geboren! Ich fühlte, dass sich die feinen Härchen in meinem Nacken aufrichteten, als ich die junge Frau zur Begrüßung kurz umarmte. Die ehemalige Zirkusartistin und TLD-Agentin war eine samthäutige Schönheit mit dunklen Haaren und bestechend grünen Augen. Sie lächelte versonnen, stemmte beide Arme in den Rücken, so dass sich ihr Bauch noch mehr wölbte, und seufzte.
    Lotho Keraete mit seiner dunklen Metallhaut, gekleidet in den braunen, mit zahlreichen Taschen versehenen Overall, kam in die Steuerkanzel und verschränkte die Arme vor der Brust, während Mondra weitersprach: „Das Knotengebilde ist Nisaaru, die Superintelligenz der Gharrer. Die Stadt wurde von Wechselbalg als Terminale Enzyklopädie umschrieben; die Superintelligenz der Galornen. Aus der Galaxis der Nonggo muss der Stern von Baikolt kommen - das ist diese Ansammlung von Obelisken mit dem Licht im Zentrum. Die Lichtkugel wurde uns von Nisaaru als Zweigkanal der Äole bezeichnet, also eine Manifestation der vergeistigten Baolin-Nda und zweifellos ebenfalls als Superintelligenz anzusehen. Für den schwarzen Würfel haben wir noch keinen Namen, mutmaßlich ist das die Superintelligenz der Gestalter."
    Zu jeder Beschreibung nickte Lotho. „Gemeinsam mit ES werden diese fünf Superintelligenzen den Rat von Thoregon bilden", ergänzte er Mondras Ausführungen. „Als Standort hierfür ist eine galaktische Region vorgesehen, die PULS genannt wird. Dort soll das Konstituierende Jahr vollendet werden!" Bemerkenswertes Jahr! dachte ich ironisch. Soll es nicht schon mit der Überbringung des Heliotischen Bollwerks begonnen haben? Das war aber Ende September 1289! Der ES-Bote hielt es nicht für nötig zu sagen, wo genau sich der PULS befinden sollte, doch ich konnte mir denken, welche „galaktische Region" damit gemeint war: der Kessel von DaGlausch! „Wir verlassen das Thorrtimer-System ..." Mondras Murmeln endete; sie sah Lotho scharf an. „Was ist mit Alashan? Im System befinden sich 350.000 Raumschiffe und ..."
    Das Gesicht des ES-Boten blieb unbewegt. Er winkte ab. „Ich kann euch beruhigen: Die Superintelligenzen haben die versammelten Flüchtlinge beeinflusst; es wird weiterhin, keine Übergriffe geben, niemand wird Alashan angreifen. Sie werden Ruhe bewahren - bis Thoregon entstanden ist ..."
    Oder keiner mehr lebt - von wegen Superbeben und so! dachte ich grimmig, sprach es jedoch nicht laut aus. Mondras Besorgnis war ihr deutlich anzusehen; sie knabberte an der Unterlippe und musterte Lotho skeptisch. Dieser wiederholte energisch: „Alashan ist sicher!" Mondra gab sich nicht zufrieden, setzte nach: „Kannst du mir sagen, weshalb die Alashaner an der Flucht aus DaGlausch gehindert wurden? Warum hat Wechselbalg die Korrago-Raumer zerstört? Was soll das alles? Der psimaterielle Regen und all das? Rede, Mann!"
    Lotho neigte den Kopf und schien zu lauschen. Sein metallisch dunkles Gesicht blieb weiterhin ohne Regung. Es rechnete fast schon

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