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1993 - Vorstoß in den Kessel

Titel: 1993 - Vorstoß in den Kessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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irgendwo fest, können sich ein, zwei Sekunden stabilisieren - und werden umso stärker davongeschleudert.
    Bläuliches Leuchten breitet sich aus und durchdringt sämtliche Begrenzungen. Vereinzelt werden Wände und Decken und umherwirbelnde Gestalten halb durchsichtig; schattenhaft zeichnen sich Knochen unter dem diffus wirkenden Fleisch ab. Von allen Seiten erklingen Schreie voller Schmerz und Entsetzen, sie gehen im nächsten Glockenklang unter. Messinstrumente und Displays zeigen in den roten Bereich schießende Gefahrenwerte an.
    Strahlung konventioneller und hyperphysikalischer Natur erreicht Dimensionen, die ein Überleben auf wenige Sekunden beschränkt...
    Kreuzergroße Sekundäreruptionen wachsen zu turmstarken Entladungen und schlagen aus der Carithülle. Erste Detonationen sind zu hören, weiteres Rucken und Beben durcheilt die sich aufbäumende SOL. „Wir werden vernichtet!" brüllt Fee Kellind. Bully erkennt den Sinn der Worte mehr an den Bewegungen ihrer Lippen, als dass er sie akustisch verstanden hätte. Die schreckliche Kakophonie schmerzt, droht die Trommelfelle zu zerreißen.
    Der Unsterbliche zögert nicht mehr länger. Entgegen dem ausdrücklichen Befehl von ES befiehlt er die Aktivierung des Paratronschirms...
    Mag kommen, was will! Die mehrfach gestaffelte Hülle spannt hoch, schließt sich, hüllt den Hantelkörper ein. Leuchtendes Rot verwandelt sich augenblicklich in düsteres Blau, dann Schwarz. Es gibt offenbar keinen einzigen Quadratzentimeter der Fläche, der in dieser Sekunde keine einprasselnden Kräfte oder Energien in den Hyperraum abstrahlt. Für eine Zehntelsekunde wird es still. Eine gespenstische Ruhe.
    Dann ein Ruck, der durch die SOL genauso wie durch Wanderer fährt. Doch nicht Vernichtung ist die Folge. Lotho Keraete und ES müssen sich getäuscht haben. Denn statt Zerstörung liefern die Streu-Emissionen des Paratronschirms offensichtlich so etwas wie den letzten Kick; jenen kleinen, entscheidenden Schubs, der noch zur Überwindung der Grenze benötigt worden ist. Der Durchbruch in den hyperphysikalischen Schwerpunkt des Kessels gelingt! Unvermittelt folgt der Rücksturz in das, was normalerweise als Standarduniversum umschrieben wird. Doch hier ...
    Bully starrt auf die Projektionen der Panoramagalerie. Eingeblendete Zeilen versichern, dass die optischen und Ortungs-Eindrücke den aufgenommenen Sensordaten entsprechen. „Was ist denn das?" keucht jemand, Die SOL schwebt in einem absolut schwarzen, sternenlosen Abschnitt des Kosmos, und der Blick findet ebenso wie die Orter und Taster keine Grenze. Ein scheinbar unendliches Universum - inmitten des Kesselzentrums? „Befinden wir uns noch im Heimatuniversum?" ächzt Bully. „Oder hat es uns ... irgendwohin verschlagen? Ein anderes Universum?"
    „Das wüsste ich aber."
    „Du sagst es!" Bullys Antwort trieft vor Sarkasmus. Er hätte bestimmt mehr gesagt, aber Zakatas Ortungsabteilung liefert neue Eingangswerte, die in rasch aufblendenden Detailgloben dargestellt werden.
    In nur einer Lichtsekunde Distanz ist ein Objekt angemessen worden, das nun heranzoomt und auch im zentralen Hologlobus erscheint. Neben der SOL ist es offensichtlich das einzige Objekt in dieser grenzenlosen Schwärze. Messketten werden hinzugefügt. Jeder an Bord kennt die Form, nicht je doch in dieser Größe. „Wahnsinn! Ein Pilzdom!"
    „Gesamthöhe: einhundertvier Kilometer!" meldet SENECA mit emotionsloser Stimme. „Durchmesser des Pilzstamms: dreiundzwanzig Kilometer!" Die unteren zwei Drittel des riesigen Gebildes bestehen aus einem matten schwarzen Material ohne Erhebungen, das sich nicht vom Hintergrund der Finsternis abhebt, sondern nur durch die Kontur-Darstellungsweise als Teil des Pilzdoms in den Holos erkannt werden kann.
    Der Pilzhut besitzt eine leichte Hohlwölbung, so dass an der Grenzlinie des Stammes in Höhe der Krempenkante ein umlaufender Balkon angemessen werden kann. Im Vergleich zur übrigen Ausdehnung ist es nur eine haarfeine Linie. In Realmaßen ausgedrückt handelt es sich um eine 120 Meter auskragende Galerie von zwölf Metern Dicke, besetzt mit einigen Kästen in unregelmäßigen Abständen, vermutlich „Gebäude". Das obere Drittel mit der Hutwölbung besteht aus demselben silbrigen Material wie alle bekannten PilzdOn1e. 33 Kilometer weit kragt die Krempe vom Stamm aus, das Gebilde erreicht also einen Gesamtdurchmesser von 89 Kilometern. Sie ist am Rand deutlich weicher und eleganter geschwungen; statt einer scharfen

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