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1993 - Vorstoß in den Kessel

Titel: 1993 - Vorstoß in den Kessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Gebirges fest, das verblüffende Ähnlichkeit mit den irdischen Alpen besaß. „Markierung!" sagte ich und tippte mit dem Zeigefinger nacheinander die Standorte der Superintelligenzen an. Verbindungslinien entstanden - sie formten mitsamt der Maschinenstadt ein regelmäßiges Sechseck. „Die Thoregon-Wabe! Dachte ich's mir doch!" Kaum merklich war dann der Übergang in den Hyperraum: Wanderer entschwand gleitend aus dem Standarduniversum, wurde von farbigen Schlieren eingehüllt und raste dem Schnittpunkt zwischen DaGlausch und Salmenghest entgegen.
    Die Versetzung über 23,5 Millionen Lichtjahre von der Milchstraße nach DaGlausch hatte vierzehn Tage beansprucht, eine eher an Transitionen erinnernde Abfolge von zeitlosen „Sprüngen" als ein kontinuierlicher Flug durch den Hyperraum. Uns allen war klar, dass ES im Zweifelsfall diese Strecke nahezu in Nullzeit hätte zurücklegen können. Die Superintelligenz allein wohlgemerkt - nicht aber mit der SOL und ihrer Besatzung. Diesmal dagegen war es ein Flug, der etwa eine Stunde beanspruchte.
    Mit der Rückkehr ins normale Weltall befanden wir uns beim Kessel, und die einlaufenden Ortungsergebnisse besagten, dass wir in einer Art Bucht an seiner Randzone zur Stofflichkeit zurückgefunden hatten. Unübersehbar, von den Instrumenten nicht zu durchdringen, dehnte sich die „Oberfläche" nach allen Seiten - eine Oberfläche von rund 80 Millionen Quadratlichtjahren! In vielem glich der erste Eindruck einer überdimensionierten Sonne, verstärkt noch von Falschfarbeneinblendungen und Simulationen, die die Ergebnisse der Ortung und Tastung widerspiegelten. Gewaltige Protuberanzen und Eruptionen, die zu überdimensionierten Fontänen heranwuchsen, stiegen von der scheinbar massiven Oberfläche auf und reichten Dutzende Lichtjahre weit.
    Zacken mit der Form von Spitzkegeln und vielflächigen Pyramiden ragten mitunter Hunderte Lichtjahre auf. Gewaltige Krater und Vertiefungen dagegen reichten kaum, weniger weit unter die imaginäre Grenzschicht der Kugel. Schluchten mäanderten vielfach verschlungen dahin, ergaben Klüfte, die dem Grand Canyon glichen, und überall herrschte ein Wogen, Wabern und Brodeln. „Wie ein sturmgepeitschter Ozean!" murmelte Tautmo Aagenfelt nachdenklich und starrte auf das vor seine Nase projizierte Holotableau, über das die Zahlenkolonnen der Auswertungen scrollten. „Wellen, Sturm, aufgewühlte Natur..." Der Vergleich bestach!
    Hier wie dort existierten wild bewegte Wellen, die aufstiegen und wieder ab sanken. Wellen, die sich zu riesigen Walzen hochtürmten, überschlugen und dahinbrandeten, an emporragenden Pyramiden und gratigen Blöcken zersprühten, in klaffende Spalten und Risse gischteten und von plötzlichen Ausbrüchen zerfetzt wurden. Blasen stiegen auf, platzten, erzeugten mächtige Kronenstrukturen, deren Zacken zu langgezogenen Tropfen ausschwangen, sich langsam entfernten und dabei auflösten. Kraterränder fielen in sich zusammen, wurden von hochgewölbten Pilzen ersetzt, die sich mit konzentrischen Wellenfronten überlagerten und neue Formen erzeugten, die nicht selten fraktale Drachen und Schmetterlinge darstellten, Strukturen, die an Seepferdchen, Seeigel oder Feuerfische erinnerten. .
    Die Ortungs- und Tastungseingänge trieben jedem Raumfahrer den kalten Angstschweiß auf die Stirn: Im Kessel tobten Gewalten, die in dieser Form nicht einmal im Zentrumssektor einer Galaxis auftraten! Raum und Zeit schienen völlig ihre Bedeutung zu verlieren, das hyperenergetische Chaos überstieg die Ausmaße der stärksten Hyperstürme um etliche Zehnerpotenzen. Gebiete von vielen Lichtjahren Durchmesser verwandelten sich abrupt in Aufrisse, alles war in permanenter Bewegung. Die Massetaster zeigten Werte an, dass sich mir die Haare sträubten. Im nächsten Augenblick verschwanden die instabilen Hyperbarie-Konzentrationen wieder, verdunsteten förmlich und ließen erneut Löcher in Raum und Zeit zurück, deren Ränder unvermittelt zusammenkrachten, gefolgt von weiteren Deformationen, akausalen Phänomenen und Manifestationen, die ihrerseits keinen Bestand hatten.
    Und das alles in einem Gebiet von 5000 Lichtjahren Durchmesser! Filamentähnliche Ausläufer reichten weit über die Grenze des Kessels hinaus. Es waren nur Fäden und Linien, doch ihre Wechselwirkung mit den hyperphysikalischen Ausstrahlungen der Sonnen und den Kraftlinien der Doppelgalaxis ergaben ein komplexes Muster voller Spiralen, Girlanden und Turbulenzen, die heute noch die

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