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1993 - Vorstoß in den Kessel

Titel: 1993 - Vorstoß in den Kessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Reihe von Durchsagen über die Internkommunikation erreichte. „Lotho Keraete hat sich gemeldet - er kommt mit einem Gleiter. Peilstrahl steht."
    „Wanderer setzt sich in Bewegung, verlässt den Orbit!"
    „Ergänzung: Kursermittlung weist aus, dass sich fünf weitere Objekte einem gemeinsamen Treffpunkt nähern. Distanz etwa zehn Lichtminuten. Leute, da ist ein Ding seltsamer als das andere ..." Ich tauschte einen fragenden Blick mit Fee, doch sie zuckte mit den Achseln und beschleunigte wie ich die Schritte. Wir betraten die Steuerkanzel, als sich die Innentore der Schleuse soeben öffneten. Nebeneinander glitten das Beiboot und der Gleiter des ES-Boten auf ihren Antigravkissen in den Hangar und setzten auf. „SENECA!" sagte ich. „Außenbeobachtung überspielen!"
    „Verstanden."
    Mehrere Holokuben entstanden über dem Pult, die die Umgebung der SOL zeigten. .Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, dass Lotho Keraete sich aus dem keilförmigen Fahrzeug schwang; gleichzeitig schob sich beim Beiboot die Landerampe aus dem Rumpf. Eine Holoprojektion zeigte die Landschaft rings um die SOL sowie eine Karte der Scheibenoberfläche. Die goldene Hantel schwebte aufrecht über einer Wüste, etwa zweihundert Kilometer von der Maschinenstadt Wanderers entfernt.
    Hitzeflirrende Luft hing über ausgedehnten zum Teil miteinander verschmelzenden Sicheldünen in Gelb, Beige und hellem Braun. Weiter rechts schlossen sich Schotterfelder an, zwischen denen verbackene Mineralablagerungen glitzerten. Dunkle Staubteufel tanzten spiralig vorüber und verdeckten kurz den Blick auf ferne Felspfeiler und Zeugenberge von bizarrem Aussehen. Schon bei diesem Anblick wurde mir heiß. Vage schossen die Assoziationen einer Sahara-Expedition durch meinen Kopf, die ich Ende des 24. Jahrhunderts mit einer jungen Akonin unternommen hatte. Ich verdrängte den Gedanken; es musste eine halbe Ewigkeit hersein.
    In vielem glich die Oberfläche Wanderers der Gestaltung früherer Beobachtungen, doch weil diese Kunstwelt - Wanderer III? - mit 4800 Kilometern Durchmesser deutlich kleiner als bei früheren Erscheinungen war, gab es ebenso deutliche Abweichungen. Als „Norden" charakterisierten wir wieder, wie schon bei unserem. ersten Betreten Anfang 1976, die Position der Maschinenstadt - die Himmelrichtungen hatten wir damals recht willkürlich festgelegt. Am Südufer eines tausend Kilometer breiten Seitenarms des Zentralozeans hatte die Maschinenstadt gelegen. Ihr gegenüber, an der Nordküste, entdeckten wir seinerzeit eine primitive, mittelalterlich wirkende Siedlung, in deren Hafen Holzschiffe vor Anker lagen.
    Den Meeresarm gab es auch diesmal, jedoch deutlich schmaler; nur etwa hundert Kilometer breit. Dahinter türmte sich eine Gebirgskette in Höhen bis zu dreitausend Metern auf- ein sichelförmiger Block aus gratigen Gesteinsriesen in Grau und Schwarz, der direkt am Scheibenrand Wanderers angeordnet war. Die Stadt selbst lag weiterhin auf der Hochebene am Ufer eines gewaltigen Stromes, der nahe der Gebäudeansammlung über den Rand des Felsplateaus achthundert Meter tief hinabstürzte. Weiter südlich gab es die Prärie mit der Nachbildung der Black Hills, dann begann die Pseudo-Sahara die mit fast zweitausend Kilometern' Durchmesser das beherrschende Zentrum der Scheibe darstellte. Fee stieß mich mit dem Ellbogen an. „Erinnerungen?"
    „Ja."
    „Verstehe ..." Sie lächelte und verzichtete auf weitere Fragen. Mittelpunkt der Stadt war der Platz von zwei Kilometern Durchmesser, dessen Zentrum der 1300 Meter hohe, schlank und zerbrechlich wirkende Turm war. An seinem Fuß befand sich der Kuppelbau, in dem wir damals die Zellduschen erhielten. Im Turm fehlte weiterhin ein Stück - das Loch besaß die Form jenes Fragments, das Gucky auf Chirxiil als das „himmlische Stück" gefunden hatte, vor mehr als hundert Jahren.
    Ernst Ellert hatte uns damals mitgeteilt, dass ES den Schaden als „Erinnerung an seine dunkelste Epoche so belassen" hatte. Die Gebäude der Maschinenstadt selbst waren architektonisch gewagte Metallkonstruktionen, die glatt und fugenlos aus dem metallisch glänzenden Boden zu wachsen schienen. Vorherrschend waren Kuppeln mit kühn nach oben oder seitwärts gereckten, freitragenden Auswüchsen, seltener dagegen rechteckige Bauten oder solche v9n zylindrischer Gestalt; auch sie voller Erker, Kanten und Vorsprünge.
    Dennoch wirkte alles harmonisch aufeinander abgestimmt. Sogar das allgegenwärtige Summen war stets vorhanden, ohne

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