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1993 - Vorstoß in den Kessel

Titel: 1993 - Vorstoß in den Kessel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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übergeordneten Randbedingungen blieben nicht ohne Auswirkung auf Raum und Zeit und das Gefüge des Standarduniversums; permanent kam es zu Deformationen, riesigen Strukturrissen und einem willkürlichen Wechselspiel plötzlicher Materialisationen und Entmaterialisationen.
    Sogar die vielfach gestaffelten Kraftfeldsphären des Virtuellen Schiffes waren ständig zu zehn und mehr Prozent belastet; ohne ihr breitgefächertes Wirkungsspektrum wäre der Aufenthalt hier nicht möglich gewesen. In der Doppelgalaxis herrschte schlichtweg das Chaos! Mehr als fünfzigtausend Kesselbeben wüteten mittlerweile, Sonnen wurden zu Novae und vernichteten ihre Planeten ließen ausgeglühte Schlackehaufen zurück. Zwischen den Sternen rasten Evakuierungsschiffe dahin, ein Aufruhr ohnegleichen suchte die betroffenen Völker beziehungsweise ihre Überlebenden heim. Notrufe wurden zu Tausenden empfangen, ganze Flotten hatten sich in Bewegung gesetzt.
    Der Bordcomputer der KYTOMA hatte die Auswertungen der übrigen Virtuellen Schiffe bestätigt. Die Hochrechnungen unter Berücksichtigung des im Kessel aufgestauten Drucks lieferten ein schockierendes Ergebnis: Für spätestens Ende des Monats wurde ein Superbeben prognostiziert, dessen Gewalt letztlich den Untergang von DaGlausch und Salmenghest bedeuten musste... Es sieht nicht so aus, als könnte die drohende Vernichtung aufgehalten werden, dachte Alaska fröstelnd. Und wir können nichts tun, nicht helfen... „Verkleinerung", murmelte er. „Übersichtsdarstellung Gesamtkessel." Sofort sprang das Wogen davon, verwandelte sich in einen grob kugelförmigen Bereich, dessen Umriss jedoch von steil aufragenden Spitzen und Hügeln übersät war, zwischen denen sich Krater, Vertiefungen und verschlungene Täler erstreckten - alles in fortlaufender Bewegung und Veränderung. Ein Gebilde von 5000 Lichtjahren Durchmesser. Rote Kantenlinien formten rings um den Kessel einen Würfel; von zwei Eckpunkten des Bodenquadrats gingen Geraden aus, ließen ein zweites Quadrat entstehen, das von strichpunktierten Koordinatenachsen geteilt wurde. Oberhalb des Schnittpunkts, des geometrischen Kesselzentrums, wuchs ein verjüngtes Gitterraster empor, dessen Begrenzung flach begann und dann immer steiler aufragte.
    Die visuelle Simulation übergeordneter Kraftwirkungen war dem Kegelstumpf eines Schichtvulkans nachempfunden. Ständig schwappten aus dem nur wenige Lichtjahre großen Krater nach allen Seiten hyperenergetische Fluten, rollten und brandeten die Hänge hinab, sprangen über Klippen und winzige Terrassen und brachten am Bergfuß das konventionelle Raum-Zeit-Gefüge in Aufruhr - dargestellt durch ein Schäumen, das an wildes Brandungstosen erinnerte. Die sich hier austobenden Kräfte waren so gewaltig, dass sogar die Virtuellen Schiffe der Baolin-Nda Probleme hatten, „gegen den Strom" zu schwimmen. Normalen Raumschiffen war schon das Eindringen in den Kesselbereich an sich verschlossen...
    Auch wir haben bislang nur Probeflüge in den Randzonen unternommen, durchfuhr es den Mann, und nichts als entfesselte Energie und extrem schwierige Navigationsbedingungen vorgefunden. Wie die Bedingungen zum Zentrum hin wirklich Waren, wusste Alaska nicht zu sagen. Im ersten Drittel des „Kegelstumpfes" mochte es schwierig sein, aber die Virtuellen Schiffe kamen mit den Bedingungen zurecht. Je „höher" es jedoch ging, sprich: an den eigentlichen Mittelpunkt heran, desto problematischer würde jede Art der Fortbewegung werden. Im Standarduniversum droht man zerrieben zu werden, und sogar im Hyperraum gibt es starke Störgrößen, die nur einen geringen. Überlichtfaktor gestatten. Alaska fühlte ein Schaudern und konzentrierte sich auf die holographischen Darstellungen.
    Ein grün blinkender Punkt markierte den Standort der KYTOMA nahe der Kesselperipherie. Knapp ein Viertel des Umfanges entfernt, mehr als 2000 Lichtjahre, war der rote Punkt der Ortung eingeblendet. „Vergrößerung Zielobjekt." Eine dritte Darstellung klappte aus dem Punkt hervor. Aufgrund der wenigen brauchbaren Daten speiste der Bordcomputer sie als grob gerasterte Netzgraphik in die Hauptprojektion ein. Der daneben generierte Datenblock lieferte nur wenig Spezifizierte alphanumerische Sequenzen. Außer seiner Größe ließen sich von dem Unbekannten Flugobjekt sogar durch die empfindlichen Sensoren des Virtuellen Schiffes keine exakten Werte eruieren - mit an die sechzig Kilometer war diese jedoch keineswegs zu vernachlässigen!
    Alaska

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