1994 - Der letzte General
Streitkräfte und vor allem die ihres Befehlshabers Zorn Jynthasso in unverantwortlicher Weise geschwächt, Paola Daschmagan. Daher fordere ich dich zum Rücktritt auf! Wer seiner Verantwortung nicht gerecht wird, hat in diesem hohen Amt nichts zu suchen."
Diese Worte Cohan Oghills lösten einen Tumult aus, bei dem minutenlang nahezu alle Ratsangehörigen durcheinander schrien. Es dauerte ungewöhnlich lange, bis sich der Sitzungspräsident endlich Gehör verschaffen konnte. Paola Daschmagan meldete sich zu Wort. Die Erste Terranerin war sichtlich angeschlagen. Der Verlust der 24 Raumkreuzer hatte ihr einen schweren Schock versetzt, und die Vorwürfe Zorn Jynthassos hatten ein Übriges getan. Ihr brauchte niemand zu sagen, wie schwer die Krise war, in der sich Terra befand. Sie suchte verzweifelt nach einem Ausweg aus der gefährlichen Lage, in die das Solsystem durch Ramihyn gekommen war.
Bevor diese Aussprache im Senat begonnen hatte, war sie in einer Reihe von Konferenzen gewesen, um gemeinsam mit ihren Mitarbeitern und Beratern eine Lösung des Problems zu suchen. Sie hatte sich keine ihrer Entscheidungen leichtgemacht, und sie war sich dessen bewusst, dass jedes ihrer Worte Auswirkungen auf die Bevölkerung vor allem der Erde, aber auch auf die Menschen der anderen Planeten und Monde des Solsystems haben mussten. Schon jetzt kam es überall auf der Erde zu Panik. Wer es sich finanziell leisten konnte, versuchte von der Erde zu fliehen, um einer drohenden Versklavung durch die Kosmische Fabrik und den Diener der Materie zu entgehen.
Schon im Vorfeld der Aussprache im wichtigsten Gremium der politischen Szene Terras hatte Paola Daschmagan mit verschiedenen Vertretern der Regierung und der Opposition gesprochen, um allen klarzumachen, dass sie eine Vorbildfunktion hatten und mit ihrem Verhalten die Massen beeinflussten. Nicht überall war sie auf offene Ohren und auf Verständnis gestoßen. Manche Abgeordnete glaubten, in der augenblicklichen Situation eine besondere Chance zu erkennen, sich zu profilieren. „Wir wissen, dass die Kosmische Fabrik MATERIA am Dengejaa Uveso vernichtet werden konnte", begann Paola Daschmagan bei ihrer Erwiderung auf die Vorwürfe des Ersten Sprechers, die sie sehr ernst nahm. „Alle Details kennen wir jedoch nicht. Und wie wir alle wissen, gibt es derzeit keine Funkverbindung vom Solsystem nach außen, ebenso keine von außen zu uns. Wir sind bemüht, das Problem zu lösen, doch die Zeit läuft uns davon."
„Das ist kein Grund, dem Feind unsere Schwächen zu offenbaren", warf einer der Ersten Planetenbürger ein. „Wir sind der Überzeugung, dass wir mit Konfrontation gar nichts erreichen", versetzte Jasmin Garque, die Terranische Rätin für Verteidigung. Sie überstimmte damit den Zwischenrufer und viele andere, die sich ihm augenblicklich anschlossen. „Schon der erste Angriff auf unsere Raumflotte hat bewiesen, dass wir dieser Fabrik nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen haben. Selbst die Paratronschirme haben unsere Raumkreuzer nicht vor der Vernichtung bewahrt. Also gibt es keine andere Möglichkeit als eine vorläufige Kapitulation. Daher werden wir Verhandlungen einleiten. Wie schon ein großer Dichter sagte: Es ist ehrenvoller, eine Träne zu troc1tnen, als Ströme von Blut zu vergießen."
„Was soll das heißen?" fragte Cohan Oghill und sprang auf. Er war ein kleiner, stets gebeugt gehender Mann, der seine Stirn meist gewichtig in Falten legte und der es beispielhaft verstand, Kompetenz vorzutäuschen und jene Worte zu finden, die bei den Massen ankamen. Dass er nicht soviel Hintergrund hatte, wie er vorgab, spielte keine Rolle, da er geschickt allen direkten Fragen auswich und sich niemals auf eine bestimmte Aussage festnageln ließ. „Worte! Leere Worte, nichts als Worte!"
„Es ist strategisch klüger, zunächst einmal die Waffen zu strecken und ohne den Verlust von Menschenleben einen Kampf einzustellen, den wir ohnehin nicht gewinnen können", antwortete die Erste Terranerin. „Später, wenn wir mehr Informationen über die Kosmischen Fabriken haben, können wir den Kampf aus dem Untergrund wiederaufnehmen. Das ist gewissermaßen alte terranische Tradition. Wenn wir wissen, wo dieses WAVE verwundbar ist, können wir mit kleinen Mitteln Großes erreichen. Geben wir aber einem Zorn Jynthasso freie Hand, steht am Ende womöglich die Vernichtung der Erde!" Ihre Worte lösten einen weiteren Tumult aus, der dieses Mal jedoch bei weitem nicht so laut ausfiel wie
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