Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1994 - Der letzte General

Titel: 1994 - Der letzte General Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zuvor. Viele Abgeordnete waren- nachdenklich geworden. Sie wussten nicht mehr, wem sie Recht geben sollten. „Das Entsetzliche am Krieg ist die Tatsache, dass wir ihn hinnehmen wie ein Naturereignis, wie einen Hurrikan, ein Erdbeben oder einen Blitzschlag und so tun, als sei er unvermeidlich, während er tatsächlich ein Ereignis ist, das mit unserer Duldung und unserem Einverständnis stattfindet", warf Jasmin Garque in die Debatte. „Wir sollten uns ihm mit aller Kraft und Energie entgegenstemmen, anstatt insgeheim nach einem sicheren Plätzchen zu suchen, von dem aus wir ihn am besten beobachten können, ohne selbst in Gefahr zu geraten."
    „Wir befinden uns in der klassisch zu nennenden Situation David gegen Goliath", versetzte Hessa Maink, die Sprecherin von Titan, in der ihr eigenen blumigen Art. Sie ging nicht auf die Worte der Terranischen Rätin ein, als habe sie diese gar nicht gehört. „Und da erhebt sich die Frage, ob es richtig ist, gewitzt und listig vorzugehen wie David oder ob wir uns einem offenen Kampf stellen, den wir nicht gewinnen können."
    „Wer sagt denn, dass ein so glänzender Stratege wie Zorn Jynthasso nicht ebenjene Taktik im Sinne hat, die du gewitzt und listig nennst?" warf Conkard Wantenhaern ein, ein Abgeordneter aus Afrika. Es war leicht und hörte sich publikumswirksam an, so etwas zu äußern oder vorzuschlagen, brauchte er doch keine Details zu nennen und nicht zu erklären, wie im einzelnen vorzugehen sei. „Wir können es uns nicht leisten, uns auf Taktik und Strategie von Zorn Jynthasso zu verlassen", reagierte Paola Daschmagan leidenschaftlich und engagiert darauf. Doch sie spürte, dass sie an Überzeugungskraft verloren hatte.
    Sie war noch nie eine Expertin in Sachen Konfrontation gewesen. Für die gewaltsamen Auseinandersetzungen und für die niemals auszuschließenden militärischen Krisen hatte sie Cistolo Khan in seiner Position als LFT-Kommissar und als Nachfolger des verstorbenen Geo Sheremdoc eingesetzt.
    Sie zweifelte nicht daran, dass sie bei Cistolo Khan weniger Unbehagen empfunden hätte als bei Zorn Jynthasso, doch sie hatte keine andere Wahl.
    Cistolo Khan war nicht erreichbar, und sie musste sich, ob sie wollte oder nicht, mit dem letzten General auseinandersetzen. Sie spielte bereits mit dem Gedanken, ihn aus seinem Amt zu entfernen. Doch wer sollte dann die Raumflotte befehlen? „Zorn Jynthasso ist fraglos ein hochverdienter und äußerst fähiger Mann", sagte Paola Daschmagan langsam. „In der augenblicklichen Situation aber stellt er eine Gefahr für die Erde und somit für uns alle dar."
    „Woher willst du das wissen, ohne ihn gefragt zu haben und ohne ihm Gelegenheit zu geben, sich zu seinen Plänen und Absichten zu äußern?" fragte Wantenhaern. „Für Debatten und Diskussionen mit ihm ist es zu spät", stellte Jasmin Garque fest. „Dafür ist WAVE bereits zu weit ins Solsystem vorgedrungen." Cohan Oghill sprang erneut auf. „Ich frage die Erste Terranerin: Willst du den Stellvertreter Cistolo Khans absetzen?" Seine Stimme war dunkel, besaß aber eine ausreichende Schärfe, um bis in den letzten Winkel des Saales hinein gehört zu werden. „Du hast nicht das Recht, einen verdienten und hochdekorierten Mann wie ihn in Schimpf und Schande davonzujagen, obwohl er sich nichts hat zuschulden kommen lassen. Dieser Mann tut derzeit seine Pflicht. Er ist Soldat und stellt sich seiner Aufgabe in vorbildlicher Weise. Was soll also diese Debatte? Sie führt zu nichts.
    Nicht er ist für den Verlust von 24 Raumkreuzern verantwortlich, sondern WAVE."
    Jasmin Garque schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. „Wir wollen eine friedliche Lösung, und dabei steht uns Zorn Jynthasso im Wege. Richtig ist allerdings, dass wir ihn nicht so ohne weiteres entlassen sollten. Die Flotte steht größtenteils zu ihm und könnte bei einer sofortigen Entlassung verunsichert werden."
    „Es ist unglaublich!" empörte sich Cohan Oghill. „Die Terranische Rätin für Verteidigung sollte ihrem höchsten Offizier in einer solchen Situation vorbehaltlos den Rücken stärken, aber anstatt das zu machen, diskutiert sie lieber seinen Rücktritt. Hast du schon mal daran gedacht, Jasmin Garque, wie demoralisierend deine Aussagen auf die Besatzungen der Raumschiffe und Weltraumforts wirken, falls sie ihnen zu Ohren kommen? Dein Verhalten grenzt an Verrat!"
    Ein ungeheurer Tumult war die Folge dieses Vorwurfs. Dieses Mal brauchte der Parlamentspräsident nahezu eine

Weitere Kostenlose Bücher